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    Die Mucklas …und wie sie zu Pettersson und Findus kamen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Die Mucklas …und wie sie zu Pettersson und Findus kamen

    So leicht lässt sich der Erfolg der Minions eben doch nicht kopieren

    Von Karin Jirsak

    Verstecken, runterwerfen, Chaos stiften… was der Pumuckl für Meister Eder erledigte, dafür hat Erfinder Pettersson die Mucklas (als ob Kater Findus nicht reichen würde). In den Kult-Kinderbüchern von Sven Nordqvist halten sich die kleinen Wesen eher im Hintergrund auf – und genau darin bestehen der Witz und die Magie dieser frechen Erdgeister. Nach drei teilanimierten „Petterson und Findus“-Realfilmen schien es Regisseur Ali Samadi Ahadi („Salami Aleikum“) nun dennoch an der Zeit, die Mucklas mehr ins Rampenlicht zu rücken und ihnen ihr eigenes Kinoabenteuer zu widmen. Doch was bei den „Minions“ noch aufging, funktioniert bei den Mucklas vor allem deshalb nicht, weil das Drehbuch die höchst eigenartigen Wesen in anthropomorphe Schablonen quetscht – und sie damit in „Die Mucklas …und wie sie zu Pettersson und Findus kamen“ sogar ein Stück weit kaputtmacht.

    Die Menschen machen es den Mucklas nicht leicht: Überall in der Welt verbreiten sie die von ihnen so sehr geliebte Ordnung und verdrängen damit die kleinen Hüter der Unordnung und des Chaos. Aber irgendwo muss es doch noch einen Ort geben, an dem es sich noch ungestört leben lässt – und so wählen die Mucklas drei aus ihrer Mitte aus, um dieses Paradies zu finden. Während Svunja, Tjorben und Smartö sich auf die Suche nach einer neuen Heimat für ihre Spezies machen, ahnen sie nicht, dass ihnen ein gefährlicher Feind auf der Spur ist: Beim Kammerjäger Karl (Uwe Ochsenknecht) stehen die Mucklas, die er fälschlicherweise den Nagetieren zuordnet, nämlich ganz oben auf der Abschussliste...

    In ihrem Solo-Film werden aus den anarchischen Stars im Hintergrund enttäuschend generische Animations-Charaktere.

    Sei nicht böse, Pettersson. Die Mucklas können einfach nicht anders. Sie müssen sich immer was schnappen und dann damit abhauen“, erklärte Findus seinem Freund Pettersson bereits 2006 in ihrem weihnachtlichen Zeichentrickabenteuer „Morgen, Findus, wird’s was geben“. In der Natur der Mucklas liegt es ebenfalls, dass sie unsichtbar sind, zumindest für Menschen. Deshalb kann nur Kater Findus sie mit seinen Katzenaugen wahrnehmen. Sehen können Menschen die Mucklas in ihrem ersten eigenen Kinoabenteuer immer noch nicht. Aber dafür riechen. Jedenfalls, wenn sie eine die Nase eines Spürhunds haben wie Killer Karl, der Mann fürs Grobe in Sachen Schädlingsvernichtung (Spezialgebiet: Nager).

    In einer der ersten Szenen schnüffelt der Verminator an Flaschen mit Geruchsproben und kommt so den Mucklas auf die Spur. Eine Szene, die Lust auf mehr macht. Das dann aber nicht kommt. Anstatt die Verfolgung der Mucklas (etwa im Stile von Gore Verbinskis Kultfilms „Mäusejagd“) mit allen Mitteln aufzunehmen, wie es der von Uwe Ochsenknecht mit dem nötigen Fanatismus verkörperten Persönlichkeit des Jägers entspricht, konzentriert sich Karl vielmehr darauf, der unordentlichen Süßigkeiten-Enthusiastin Molli (genial wie immer: ChrisTine Urspruch, „Das Sams“) mit dem Dampfstrahler den Hof zu machen.

    Das unbestrittene Highlight des Films – ein Dinner-Date von Schädlingsbekämpfer Karl (Uwe Ochsenknecht) und Naschkram-Superfan Molli (ChrisTine Urspruch).

    Die Mucklas dagegen ahnen nichts von ihrem Gegenspiuelen und konzentrieren sich ganz auf die Suche nach dem gelobten Land. Die Prophezeiung der Alten beschreibt dieses Paradies als einen Ort, an dem das Durcheinander herrscht, es an Nahrung nicht mangelt und an dem es einen freundlichen Gastgeber mit einem (aha!) lustigen Hut gibt. Bevor die drei kleinen Mucklas erfahren, wer dieser Hutträger ist, müssen sie sich aber erst einmal als Team zusammenraufen. Aber dem stehen die Egos von Jung-Macho Tjorben und Svunja, der Tochter zweier seit vielen Jahren verschollener Stammesheld*innen, im Wege. Tjorben und Svunja wurden vom Stammesältesten bestimmt, um Smartö zu begleiten. „Nona tatscha“ (= nicht anfassen, Schreibweise von uns geraten) ist der Signatur-Imperativ des mit seinem (Minion-artigen) Fantasie-Kauderwelsch ziemlich schnell nervenden, warum auch immer für diese Mission auserwählten Nesthäkchens mit der Bommelmütze. Svunja weiß gern alles besser, Smartös großen Bruder Tjorben nennt sie nur abfällig den „Babysitter“. Der macht dagegen auf cool und wäre natürlich selber gern mehr als der Babysitter, was er im Lauf der ohne Überraschungen erzählten Heldenquest natürlich auch wird.

    Bis hin zu dem Umstand, dass sie Genderfragen verhandeln, sind es all diese platten Vermenschlichungen, die hier den anarchischen Zauber der Mucklas killen – und das ist den Fans der „Pettersson und Findus“-Szenendiebe gegenüber unverzeihlich. Auf die nicht so heimlichen Stars der Reihe sollten sich kleine und große Fans ebenfalls nicht allzu sehr freuen, denn der alte Tüftler (Stefan Kurt) und sein Kater haben hier wirklich nur einen Mini-Auftritt. Immerhin sitzt bei den Mucklas jedes animierte Haar...

    Fazit: In „Pettersson und Findus“ sind sie die heimlichen Stars – im Spotlight dieses teilanimierten Realfilms zerfallen Magie und Geheimnis der Mucklas allerdings zu Staub. Die Heldengeschichte nach Schema F macht das Abenteuer auch nicht charmanter. Immerhin dürfen sich Groß und Klein über ein köstlich entgleistes Dinner-Date mit Uwe Ochsenknecht und ChrisTine Urspruch freuen!

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