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Erich Fischer
20 Kritiken
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5,0
Veröffentlicht am 24. September 2021
Ich verstehe nicht, wie Filmstarts das Meisterwerk "Eine Geschichte von drei Schwestern" derart heruntermachen kann (nur 2,0 Sterne). Ich hatte zuvor Rudolf Thomes stümperhaftes Machwerk "Ins Blaue" (4,5 Sterne!) gesehen, welches auch die Pepi-Tante so zusammenbrächte, wenn man ihr zu Weihnachten eine Kamera schenken würde, eine uninteressante patscherte Insiderstory mit dämlichem unnötigem Geplapper, technisch primitivst runtergedreht und inklusive seinem abrupten kindischen (Happy)Ende so langweilig, dass im Vergleich dazu ein vorhersehbarer Éric-Rohmer-Schmus mit all seinen ebenfalls stets dummen Gänsen ein Actionthriller ist. Und da die fade Doku-Soap an sich offenbar selbst dem Filmemacher zu wenig erschien, tauchen in ihr auch noch an den (Scham)Haaren herbeigezogene absurde, wie aus einem Pasolini-Film gestohlene Figuren, nämlich ein entsprungener Mönch, ein stummer Fischer und ein selbsternannter, ziemlich beschränkter schwanzgesteuerter Philosoph auf, ächz. Mit dieser meiner abschätzigen Einstellung stehe ich nicht alleine da, siehe z.B. https://screenshot-online.blogspot.com/2013/06/festival-des-deutschen-films_22.html . Aber dieser entbehrliche, wie eine Schmonzette fürs Privatfernsehen wirkende amateurhafte Schmarrn hat von Filmstarts eine lobhudelnde Super-Krititik bekommen! Und die User-Kritiken sind dort jetzt seltsamerweise gesperrt (darum äußere ich mich hier so ausführlich) - Freunderlwirtschaft?
Anschließend habe ich mir - wegen der nörgelnden Filmstarts-Kritik dazu mit sehr gedämpften Erwartungen - Emin Alpers "Eine Geschichte von drei Schwestern" gegeben - und war bald hingerissen. Eine Story wie in einer antiken Schicksalstragödie, mit keiner Zeile Dialog, die für den Fortschritt der Handlung nicht unbedingt nötig wäre, fesselnd und tieftraurig, aber kein(e) Protagonist*in, dem/der (scheiss Gendern!) man wirklich eine Schuld oder einen hilfreichen Rat geben könnte, und das Ganze in einer meist von einem Hauch Bedrohung überzogenen herrlichen archaischen Landschaft und auch mit dazupassenden stimmungsvollen Innenaufnahmen von einem ungeheuer begnadeten Kameramann gedreht. Keine Spur vom in der Filmstarts-Kritik behaupteten Kitsch, sofern man nicht auch die wunderbaren Gemälde des „Bauernbruegel“ als solchen betrachtet, da könnte man noch eher Tschechows "Drei Schwestern" als kitschig bezeichnen, wo es ja letztlich um drei verzogene, antriebslose und gelangweilte Bourgeoisie-Gören geht, also Schwesternschicksale ohne tiefgreifende Tragik. Verdienterweise hat Emin Alpers "Eine Geschichte von drei Schwestern" auch hymnische Pressekritiken und bei Festivals zahlreiche Auszeichnungen erhalten!
Ein fantastisch und fantastisch gespielter Film mit einer tollen Athmosphäre, Bildsprache, tolle Landschaftsaufnahmen. Ein Film der zwar sehr ruhig ist und Geduld benötigt, wer sich aber darauf einlässt bekommt einen tollen Film geboten.