FERIEN IM SATTEL
von Michael Grünwald / filmgenuss.com
Als ob Pferde nur was für Mädchen wären. Sogar im Pixi-Heftformat wundern sich Kinderbuchautoren längst über dieses obsolete Ködern stereotyper Zielgruppen. Wenn wer Schulferien auf welchem Gestüt auch immer macht, dann sind das mittlerweile genauso Jungs wie Mädchen. Wie in Concrete Cowboy, einer Verfilmung des Buches Ghetto Cowboy von Greg Neri. Und nein, hier trägt niemand Reitstiefel und Schalenhelm, sondern Stetsons und bis zur Brust aufgeknöpfte Hemden, ausgeleierte Hosen und Halstücher a la John Wayne. Die Koppel hinterm Stall ist nichts anderes als eine Gstett´n hinter baufälligen Verschlägen am Nordrand von Philadelphia. Eine Art Ghetto also, reserviert für eine afroamerikanische Minderheit, die sich schon seit Generationen mit dem Lebensgefühl des reitenden Freigeists identifiziert. Der Fletcher Street Urban Riding Club hat hier tatsächlich sein Zuhause und lässt ihre Warmblüter längst Kids therapieren. Einer aus dieser Community, die im Film längst noch nicht ihre Bestimmung gefunden hat, ist der raubeinige Harp, der in seinem Leben anscheinend schon ganz viel Mist gebaut hat und nun auch noch über die Sommerferien seinen widerborstigen Sohn unter seine Fittiche nehmen muss. Die beiden können sich anfangs gar nicht riechen. Doch mit der Zeit findet der junge Cole in sein Schicksal und in den Pferdeställen einen vierbeinigen Verbündeten. Dumm nur, dass ein guter Freund von damals den Teenie zu halbseidenen Machenschaften verleitet.
Egal, was Idris Elba spielt – er bleibt ein harter Brocken mit womöglich einem weichen Kern. Als Cowboy macht er eine gute Figur, so verlottert und verbraucht versucht er da, seinem Filius, den er so gut wie kaum kennt, die paar Werte zu vermitteln, die er sich selbst mühsam erarbeitet hat. Eine Vater-Sohn-Geschichte also. Und natürlich das Konzept, aus dem Jugendromane nun mal sind. Die Ferien woanders verbracht, macht aus einem aufmüpfigen, problembeladenen Jungspund einen anderen Menschen, obendrein heilen Pferde so manche seelische Wunde. Das ist ja schön und gut, aber auch enorm formelhaft und wie in diesem Fall auch recht langweilig. Es ist sonnenklar, was aus Cole wohl werden wird. Es ist sonnenklar, wie Vater und Sohn sich am Ende der Ferien wohl verstehen werden. Zwischendurch Weisheiten aus dem Hinterhof, altklug transportiert von weisen Outlaws, die sich selbst gerne reden hören. Die daneben herlaufende Storyline rund um Jugendfreund Smoosh und dessen zwielichtigen Geschäftsideen verwässert die Geschichte noch zusätzlich. Vielleicht wäre es klüger gewesen, den familiären Konflikt etwas bewusster zu betrachten und nicht nur mit besinnlichen Floskeln auszustatten. Überhaupt erfahren wir kaum etwas über dieses separierte Milieu, über diese durchaus neugierig machende Zeitblase, die diese knorrigen Gestalten allesamt vereint.
Concrete Cowboy ergattert sich seine semidokumentarische Relevanz durch das Mitwirken diverser Laiendarsteller des eingangs erwähnten Riding Clubs. Sicherlich ein schönes und sinnvolles Projekt, das hier aufgezogen wurde. Eine Reportage wäre dem Thema aber weitaus gerechter geworden als eine so biedere und teils gar lustlose Auseinandersetzung.
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