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    Geister der Weihnacht - Augsburger Puppenkiste
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Geister der Weihnacht - Augsburger Puppenkiste

    Für die Kleinsten

    Von Markus Fiedler

    Die Augsburger Puppenkiste ist ein Phänomen. In den 50er bis 80er Jahren gab es zahlreiche TV-Produktionen des berühmten Marionettentheaters und viele heutige Eltern dürften glänzende Augen bekommen, wenn sie an Kindheitshelden wie „Jim Knopf“, „Urmel aus dem Eis“ oder der „Katze mit Hut“ denken. In den vergangenen 20 Jahren gab es aber nur noch vereinzelte TV-Auftritte der Marionetten. Während es seit Jahren bislang nicht zu einem Ergebnis führende Pläne gibt, die Puppen wieder fest ins Fernsehen zu holen, kommt nun ein neues Abenteuer ins Kino. Bereits 1997 waren die Puppen in „Die Story von Monty Spinnerratz“ das erste Mal auf der großen Leinwand zu sehen und auch 2017 feierten sie dort ein kleines Comeback. Wie schon mit „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ im Vorjahr, bescheren uns die Puppen auch 2018 zu Weihnachten – und zwar mit einer Adaption der Story zum Fest schlechthin: Charles Dickens’ „Die Weihnachtsgeschichte“. Unter der Regie von Julian Köberer und Judith Gardner bietet „Geister der Weihnacht“ dabei exakt das, was Fans der Puppenkiste erwarten: liebevoll gemachtes Marionettentheater für ganz kleine Zuschauer.

    Der alte Scrooge ist ein Geizkragen, wie er im Buche steht. Sein einziger Angestellter, der Buchhalter Bob Cratchet, wird schlecht bezahlt und muss in der zugigen Stube frieren. Scrooges Nichte ist dem alten Mann eher lästig als willkommen und außer der Anhäufung von Geld scheint Scrooge nichts mehr am Herzen zu liegen. Selbst kurz vor Weihnachten weist er zwei Männer brüsk ab, die Spenden für die Armen sammeln. In der folgenden Nacht erscheint ihm sein vor Jahren verstorbener Geschäftspartner Jacob Marley als Geist und kündigt ihm den Besuch dreier weiterer Geister in dieser Nacht an, die dem alten Mann die Augen öffnen sollen, solange es noch nicht zu spät ist. Scrooge hält das zunächst für ausgemachten Unfug. Aber als ihm pünktlich um ein Uhr nachts der Geist der vergangenen Weihnachtsfeste erscheint und ihm Dinge aus seiner eigenen Vergangenheit zeigt, muss Scrooge einsehen, dass Marleys Geist ihm die Wahrheit gesagt hat. Für den alten Mann beginnt die wohl erkenntnisreichste Nacht seines Lebens…

    Nur eine gute Stunde lang ist diese Puppenkisten-Version des schon oft verfilmten Werks von Charles Dickens. Und so kurz sie ist, so harmlos ist sie auch. Von den potentiell unheimlichen Elementen wie den Geistern bleibt in dieser Version so gut wie nichts übrig. Denn derart freundlich aussehende Boten aus dem Jenseits hat diese Story wohl noch nie gesehen. So ist die Puppenkisten-Fassung auch für die ganz kleinen Kinozuschauer bestens geeignet und die Freigabe „ab 0 Jahren“ absolut gerechtfertigt. Das traditionelle Abfilmen einer Theateraufführung mit nur wenigen verschiedenen Kameraperspektiven dürfte zugleich allerdings auch nur die ganz kleinen Zuschauer und ihre Eltern ansprechen. Schon Zehnjährige, die mit Superhelden-Cartoons und Harry-Potter-Filmen aufgewachsen sind, werden wohl eher den Kopf schütteln bei einer so ruhig und mit so beschränkten Mitteln erzählten Story. Die wären dann wohl mit „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“, einer weiteren Puppen-Version derselben Story, sicher besser bedient.

    Aber die Regisseure setzen hier eben ganz bewusst auf einen gewissen Retro-Charme und inszenieren den Film genauso, wie die Augsburger Puppenkiste jahrzehntelang ihre TV-Auftritte ins Bild gerückt hat. Für viele Eltern, die sich daran noch erinnern können, dürfte „Geister der Weihnacht“ daher angenehme Kindheitserinnerungen wecken. Und für kleinere Kinder wird die aufs Einfachste heruntergebrochene Botschaft der Geschichte transportiert, ohne ihnen Angst zu machen. Dazu tragen auch die Profi-Sprecher, unter denen sich mit Martina Gedeck sogar eine bekannte Schauspielerin befindet, mit ihren betont ruhigen Stimmen bei. Und auf die Idee, computeranimierte Effekte einzubauen oder auch nur nachträglich digital die Fäden zu entfernen, an denen die Puppen hängen, kommen die Verantwortlichen gar nicht erst. Das, was man hier sieht, würde man genau so auch bei einer Live-Aufführung im Theater zu sehen bekommen. Diese geradezu anachronistisch wirkende Art des Erzählens – mit einfachen Mitteln aufs Wesentliche beschränkt – ist angesichts immer üppiger werdender Effekte-Gewitter im Kino zumindest eine entschleunigte Abwechslung.

    Fazit: Die „Geister der Weihnacht“ wirkt in seiner kargen Einfachheit wie aus der Zeit gefallen. Selbst kleinste Zuschauer werden nicht überfordert und die Essenz von Dickens‘ Geschichte wird in einer guten Stunde für Fans der Augsburger Puppenkiste und ihre jungen Kinder stimmig auf das Wesentliche kondensiert.

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