Einfach nicht lustig
Von Oliver KubeDass Tiffany Haddish und Rose Byrne sehr witzig sein können, haben die beiden erst unlängst wieder bewiesen – Haddish etwa mit der köstlichen TV-Sitcom „The Last O.G.“ und Byrne im Kino mit „Plötzlich Familie“. Wer die Stars jedoch in „Lady Business“ das erste Mal erlebt, wird wohl kaum zum Fan. Denn um lustig sein zu können, brauchen Schauspieler in der Regel eben auch ein möglichst cleveres und halbwegs originell geschriebenes Drehbuch sowie einen Regisseur mit einem Talent fürs Timing. Beides hat die Geschäftswelt-Komödie nicht zu bieten. Während Regisseur Miguel Arteta („Willkommen in Cedar Rapids“) versucht, uns Plattitüden wie „Es sind die inneren Werte, die zählen“ oder „Freundschaft ist wichtiger als Geld“ unterzujubeln, zündet kaum mal einer der Gags.
Seit ihrer Kindheit sind Mia (Tiffany Haddish) und Mel (Rose Byrne) beste Freundinnen. Nach der Schule haben sie sich eine kleine Kosmetikfirma aufgebaut, mit der sie aktuell aber in schwerwiegende finanzielle Probleme geraten sind. Da kommt das Angebot von Branchen-Ikone Claire Luna (Salma Hayek), mit einer größeren Summe bei ihnen einzusteigen, gerade recht. Doch die Sache hat einen Haken: Die gerissene Luna will die volle Kontrolle über Mia und Mels geliebtes Unternehmen. Sie beginnt, das bisherige Businessmodell komplett umzukrempeln sowie einen Keil zwischen die beiden Frauen zu treiben. Wie sich herausstellt, verfolgt sie dabei nicht ausschließlich nur geschäftliche Motive…
Schon immer beste Freundinnen? Schwer zu glauben!
„Lady Business“ versucht sich offensichtlich an den Erfolg von Filmen wie „Brautalarm“ oder „Dating Queen“ anzuhängen. Aber das geht bereits in den ersten Minuten völlig schief, weil schon die Charakterisierung der beiden Protagonistinnen gehörig misslingt. Dass die beiden „Freundinnen“ sich wirklich nahestehen und sich ehrlich gernhaben, kommt einfach nicht glaubhaft rüber – es sei denn, man hält gemeinsames Kiffen und parallele Sex-Träume von Barack Obama für die alleinige Grundfeste einer tiefen Verbindung. Aber womöglich stellen sich die Drehbuchautoren Adam Cole-Kelly und Sam Pitman eine freundschaftliche Beziehung unter Frauen tatsächlich so vor. Ihre „Heldinnen“ hüpfen zu Hause meist nur in Unterwäsche herum, küssen und knuddeln sich dabei und sind trotzdem total scharf auf Kerle. Dass sie BFFs sind, zeigen sie, indem sie sich gegenseitig die Zahncreme auf die Bürste schmieren oder die Haare zurückhalten, wenn – nach mal wieder zu vielen Schnäpsen – kopfüber in die Kloschüssel gereihert wird.
Dennoch sind sie jederzeit bereit, sich bei der erstbesten Gelegenheit gegenseitig in den Rücken zu fallen. Und zwar so richtig. Immerhin geht es dabei ausnahmsweise mal nicht um einen Lover, sondern um eine Business-Angelegenheit. Mit dem Twist, dass es keine bösen Kerle sind, die die lauteren Ladies unterzubuttern versuchen, sondern eine weitere Frau. Vielleicht hätte das alles in den Händen einer Regisseurin (oder von Judd Apatow / Paul Feig) tatsächlich noch halbwegs amüsant werden können. Aber nun kommt es jedenfalls unglaublich platt und vorhersehbar daher. Zwar werden diverse Situationen etabliert, in denen der Zuschauer die Figuren besser kennen- und vielleicht sogar mögen lernen könnte. Da gibt es etwa die Probleme mit ihren jeweiligen Familien oder die Bindungsängste jenseits ihres Zwei-Frauen-Haushaltes. Doch solche Momente werden nie schlüssig oder auch nur witzig ausgearbeitet, stattdessen gibt es einen ohnehin nicht zündenden Slapstick-Scherz und schon wird das nächste Thema angerissen – nur um dieses dann gleich darauf erneut für eine maue Zote gegen die Wand zu fahren.
Die wenigen Szenen, in denen Rose Byrne (agiert wie ein verblichenes Abziehbild ihre Figur aus „Bad Neighbors“) und die sonst so quirlige, hier aber seltsam energielos wirkende Tiffany Haddish authentisch und lebendig erscheinen, sind ausgerechnet die etwas ernsteren Momente. Für eine zotige Komödie nicht das beste Zeichen. Selma Hayek hat unterdessen zwar spürbar Spaß an ihrem überdrehten Part. Aber der entpuppt sich eben auch als wandelndes, schnell langweilendes Klischee einer Bösewichtin, die sich zudem in Dialogen selbst auf ihr komplett gekünsteltes Äußeres reduzieren muss: „Ich habe keinen kleinen Kopf. Das wirkt nur so, weil meine Brüste so riesig sind…“
Auch Jennifer Coolidge (Stiflers Mom aus der „American Pie“-Reihe) spielt nur einmal mehr die dusselige Blondine mit Herz und bekommt nicht mehr zu tun als ein paar Oneliner rauszuhauen. Kostprobe gefällig? Bitte sehr: „Du riechst so frisch und sauber. Wie ein Thermometer, bevor man es sich in den Hintern steckt.“ Und das ist schon der erinnerungswürdigste ihrer Sprüche. Die männlichen Figuren werden vom Skript übrigens keinen Millimeter besser behandelt. Beispielsweise bleibt das von Luna als Konkurrenz zu Mia und Mel ins Rennen geschickte Kleinunternehmer-Duo, gespielt von Ryan Hansen („Veronica Mars“) und Jimmy O. Yang („Fantasy Island“), völlig blass. Die einzige Eigenschaft der Typen ist es, dass sie „superschwul“ rüberkommen, auf diesen Umstand angesprochen allerdings völlig überrascht tun.
Claire Luna und ihr Assistent Josh: Woran denkt er? Was sind seine Träume, seine Ziele, seine Ängste?
Die einzige der schwach gezeichneten, größtenteils nervigen Figuren, über die man am Ende tatsächlich gern mehr erfahren hätte, ist Josh, der Assistent von Claire Luna. Wie ist der von Karan Soni („Pokémon Meisterdetektiv Pikachu“) – im Vergleich zu den Leistungen des restlichen Casts – noch erstaunlich vielschichtig verkörperte, offenbar halbwegs intelligente Typ ausgerechnet an diesen Job gekommen? Weshalb lässt er sich das herablassende, bisweilen tyrannische Verhalten seiner Chefin auf Dauer gefallen und sucht nicht einfach das Weite? Und wie wirkt sich das alles auf sein Seelenleben aus? Ja, „Lady Business“ ist tatsächlich so öde, dass man anfängt, sich derart existenzialistische Fragen über einen für die Story nicht sonderlich bedeutenden Nebencharakter zu stellen…
Fazit: Die Figuren nerven und die Gags verpuffen - Rose Byrne und Tiffany Haddish haben wahrlich Besseres verdient.