Disney+ kann auch soooooooo süß sein
Von Karin JirsakWer Remakes von Disney-Kultklassikern – und „Susi und Strolch“ von 1955 ist sicherlich einer der beliebtesten – grundsätzlich als Sakrileg betrachtet, sollte an dieser Stelle gleich wieder mit dem Lesen aufhören. Und wer meint, dass es solche Updates mit Highend-Animationstechnik nicht zwingend braucht, weil die Zeichentrick-Originale ja ohnehin zeitlos wären, hat sicherlich nicht Unrecht. Aber sie stören ja auch nicht, sofern sie gut gemacht sind und möglichst ähnlich viel Charme wie die gezeichnete Vorlage versprühen. Und genau ist bei dem von Charlie Bean („The LEGO Ninjago Movie“) inszenierten „Susi und Strolch“-Realfilm-Update der Fall. Im Gegensatz zur umstrittenen, fotorealistisch animierten „König der Löwen“-Neuauflage spielen hier tatsächlich echte Tiere die Hauptrollen, nur beim Sprechen und Handeln wird mithilfe von Computereffekten nachgeholfen. Dieser Hybrid-Ansatz funktioniert – und wie: Vorsicht – es herrscht akuter Cuteness-Overkill!
Hundedame Susi (Stimme im Original: Tessa Thompson) führt ein perfektes Leben: Sie hat ein gemütliches Zuhause und wird von Frauchen (Kiersey Nicole Clemons) und Herrechen (Thomas Mann) liebevoll umsorgt. Aber dann platzt der Straßenhund Strolch (Justin Theroux) in ihre heile Welt: Auf der Flucht vor einem fanatischen Hundefänger (Adrian Martinez) versteckt er sich im Garten der Familie. Nachdem Susi ihn gedeckt hat, prophezeit Strolch ihr, dass sie ihr Zuhause verlieren wird, wenn ihre Besitzer ihr Baby bekommen. Und genau so kommt es: Als die fiese Tante Clara (Yvette Nicole Brown) ihren Hundesitting-Auftrag nutzt, um Susi loszuwerden, beginnt ein gefährliches und wunderbares Abenteuer, bei dem Susi die Freiheit kennen und den Streuner Strolch beim gemeinsamen Spaghetti-Dinner lieben lernt…
Susi und Strolch sind schon ein verdammt süßes Paar ...
Spätestens wenn der Straßenköter mit Herz die feine Cockerspaniel-Dame zum ersten Mal mit verliebten Augen ansieht, wird klar, was für eine Leistung das Animationsteam von Disney hier vollbracht hat: Fast noch besser als beim neuen „König der Löwen“ gelingt auch hier der Spagat, dass die Tiere zwar echt aussehen sollen (was sie hier ja auch größtenteils sind), zugleich aber auch menschliche Gefühle zeigen und mit menschlichen Stimmen reden müssen. Der Naturalismus geht dabei nicht zulasten der Niedlichkeit – ganz im Gegenteil: Wer nicht dahinschmilzt, wenn Susi traurig mit der Leine in der Schnauze vor der Tür steht und nicht beachtet wird, nachdem Baby Lulu in ihre Familie Einzug gehalten hat, ist sehr wahrscheinlich kein Hundefreund.
Aber da niedlich allein ja oft auch langweilig bedeutet, haben sich die Macher zudem entschiden, der Hundelady vor allem durch ihre Bewegung, Mimik und Stimme ein paar mehr Ecken und Kanten als im Zeichentrick-Original angedeihen zu lassen, was durchaus einen erfrischenden Eindruck hinterlässt. Perfekt dazu passt die englische Synchronstimme von Tessa Thompson (Valkyrie in „Avengers 4: Endgame“), weshalb nach Möglichkeit auch im Originalton geschaut werden sollte. Auch die Stimme von Justin Theroux („American Psycho“) fängt die raue Herzlichkeit von Strolch sehr treffend ein – zumal wir auch über die Vergangenheit des freiheitliebenden Underdogs diesmal mehr erfahren (und zwar in einer besonders herzzerreißenden Szene) als uns Disney im Original aus dem Jahre 1955 noch verraten hat.
... aber auch die Nebendarsteller sind perfekt gecastet: Die Ähnlichkeit zu den Zeichentrick-Originalen ist verblüffend.
Diese und andere neue Elemente bereichern die Geschichte dezent, statt – wie gerade von vielem Disney-Traditionalisten befürchtet – zu nerven. Sie sind einfach technisch gut gemacht, sie berühren und sie fügen sich stimmig in den Originalplot ein. Von den geschmeidig integrierten, kleinen Neuerungen abgesehen bleibt man, wie schon bei „König der Löwen“, der bekannten Geschichte treu, wobei natürlich auch der legendäre Spaghetti-Kuss im Hinterhof von Tonys Trattoria nicht fehlen darf – und der ist hier mindestens genauso romantisch in Szene gesetzt wie im Original. Die dramatische Szene am Ende wurde allerdings mit einer Änderung versehen, die bei jenen, die sehr viel Wert auf Klassiker-Correctness legen, vielleicht Anstoß erregen wird. Tatsächlich trägt die Anpassung aber eher zu dem insgesamt sehr runden Eindruck bei, als dass sie die – bis auf das etwas zu domestizierungsfreudige Ende – zeitlose Liebesgeschichte irgendwie beschädigen würde.
Fazit: Ein würdiges Update der wohl schönsten Lovestory aus dem Hause Disney, das alte und neue Fans gleichermaßen verzaubern wird. Das größte Pfund ist dabei das Übermaß an Emotionen, die technisch perfekt auf die animierten Gesichter der realen Tierdarsteller projiziert wurden. Nur prinzipientreue Puristen sollten auf das Einschalten auf Disney+ („Susi und Strolch“ läuft nicht im Kino, sondern landet direkt auf dem Streaming-Service) in diesem Fall lieber verzichten.
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