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Petra Schönberger
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5,0
Veröffentlicht am 30. November 2021
„A Pure Place“ ist eine albtraumhafte Mixtur aus psychologischem Thriller und moderner Parabel, die unter die Haut geht. Mit seinen beunruhigenden Bildern eines gleichermaßen paradiesischen und finsteren Griechenlands steigt er in die paranoiden Abgründe einer keimfreien Gesellschaft hinab. „A Pure Place“ ist ein dystopischer Film über den gesellschaftlichen Terror der Perfektion, der in den Untiefen der menschlichen Seele seine Wurzeln hat… Wunderschöne Aufnahmen von einer griechischen Insel treffen auf eine Sekte. Es geht um Loslassen und Verlassen und in der Geschichte dreht sich alles um Macht und Intrigen. Die Geschichte erzählt von Arroganz, Armut und Reichtum. Eine Geschichte, die in zwei Gruppen aufgeteilt ist. In der einen, die dreckigen Kinder, die sich noch nicht einmal waschen dürfen, in der anderen die sauberen, die sich für den Übergang nach Elysion vorbereiten. Alles in allem eine harmonische Geschwisterbeziehung, die durch Intrigen auf eine harte Probe gestellt wird. In der Geschichte geht es auch um Demütigung und Eifersucht. Auf beeindruckende Weise thematisiert die Geschichte die Unterschiede zwischen Arm und Reich. Es wird präsentiert wie sich die bessere Gesellschaft gegenüber den Armen verhält. Sie behandeln sie wie Abschaum, wie Sklaven, die zwar für die besseren arbeiten dürfen, sich aber nicht waschen dürfen. Es wird auch sehr gut dargestellt, dass man sich von der besseren Gesellschaft nicht alles gefallen lassen darf und sich wehren muss.
Der zweite Spielfilm von Nikias Chryssos wurde im Juli 2021 auf dem Internationalen Filmfest München gezeigt.
Auf einer kleinen griechischen Insel führt Fust (Sam Louwyck) eine Sekte. Er lehrt seinen überwiegend sehr jungen Anhängern, dass Sauberkeit das höchste Gut ist. Als die Jüngerin Irina (Greta Bohacek) in eine höhere Klasse berufen wird, akzeptiert ihr kleiner Bruder Paul (Claude Heinrich) das nicht. Er begehrt gegen Fust auf.
Was der Zuschauer zu sehen bekommt, ist qualitativ nur erheblich eingeschränkt kinotauglich.
Der Regisseur ist durch seinen erfolgreichen Erstling „Der Bunker“ für groteske Darstellungen bekannt geworden, worauf sich das Publikum gerne einlassen kann. Unter den gut angeleiteten Schauspielern überzeugt der erfahrene Belgier Sam Louwyk mit Erscheinungskraft neben stimmlicher Gewalt. Bemerkenswert ist auch Claude Heinrich mit reichhaltiger Mimik.
Die Akteure hätten jedoch viel mehr Wirkung entfalten können. Offensichtlich hat das Filmteam nur wenig Aufwand betrieben, um die Szenen bezüglich Ausstattung und brauchbarer Kamerapositionen in derselben Wertigkeit zu halten. Was im Kinosaal serviert wird, ist trotz oder wegen einiger guter Einstellungen optisches Filmsalata Mista auf TV-Niveau.
Durch die Inszenierung kommt es schnell zur Demaskierung von Fust. Zwar wird seine weiter zurückliegende Vergangenheit, der kurz betrachtete Werdegang, erst spät offenbart, doch dies ist nicht sonderlich erheblich, da „A Pure Place“ eben über die gesamte Spielzeit eine starke entlarvende Note abgibt. So verpufft jede nachgeschobene Erklärung mit geringem Effekt. Eine geschicktere Aneinanderreihung der Abschnitte hätte dem Gesamtwerk gutgetan und zumindest etwas Spannung gegeben. Das Unwiderstehliche, das Verlockende einer Sekte hätte vorangestellt werden dürfen.
„A Pure Place“ ist als Kinokunst nicht besonders fein ausgestaltet. Wegen erzählerischer Mängel ist der Film weder als Thriller noch für eine durchschlagende Sozialkritik geeignet.