Pixars „Kung Fu Panda“ hat gute Ansätze, aber zu wenig Mut!
Kann es Pixar noch? Das ist die Frage, die ich mir immer wieder stelle und oftmals werde ich leider enttäuscht. Ja, „Soul“ war schön, auch „Onward“ hatte seine Momente. Doch „Luca“ und besonders „Lightyear“ waren eher blass. Pixar fehlt es mittlerweile vor allem an Biss. Die Storys sind allesamt sehr schön, haben meist eine sehr tolle, positive Message, aber schaut man sich dazu im Gegensatz mal die Ghibli-Filme aus Japan an, dann liegen dazwischen Welten. Und ich ziehe den Vergleich ganz bewusst, denn die Regisseurin Domee Shi ist sehr von der japanischen Anime-Kultur beeinflusst worden. Und das merkt man auch deutlich in ihrem Film „Rot“ von 2022. Dieser lief auf Disney+ an (aufgrund der Pandemie), war überaus erfolgreich und konnte auch Kritiker überzeugen. Ich war seit dem ersten Trailer so desinteressiert wie schon lange nicht mehr bei einem Film. Das Konzept wirkte einfallslos auf mich und das Design der Figuren holte mich auch nicht ab. Das ist aber nichts Neues bei Pixar, deren Trailer sind leider oftmals schwach und geben keinen wirklichen Einblick in den Film. Nun habe ich „Rot“ aber endlich gesehen und bin… hin und hergerissen. Einerseits leidet der Film an vielen Krankheiten, die auch schon andere Filme des Studios haben. Auf der anderen Seite gibt es wirklich schöne und starke Momente in dem Animationswerk.
Die Story spielt in Toronto, 2002: Meilin ist 13 und kommt in die Pubertät. Das allein ist schon schwierig genug für sie, aber obendrauf kommt die extreme Fürsorge ihrer Mutter, die Meilin kaum aus den Augen lässt. Als sich Meilin eines Tages dann in einen roten, flauschigen Panda verwandelt, steht ihre Welt komplett auf dem Kopf…
Die Handlung liest sich plumper als sie tatsächlich ist. Auch ich war zunächst unsicher, was der Film eigentlich erzählen will. Aber im laufe der Geschichte ergibt sich ein wirklich gutes Bild. Es gibt einen guten Grund für den Panda und besonders die Familie spielt wieder eine große Rolle im Film. Ja, das ist für Pixar nichts Neues („Coco“, „Onward“, „Findet Nemo“), aber hier wird besonders die Beziehung zwischen Mutter und Tochter beleuchtet. Und zwar auf eine Art, die ich teilweise sehr berührend fand. Teilweise war es aber auch sehr anstrengend, was aber irgendwie auch passt, denn wer kennt diese Situation nicht als die Eltern einem keinen Freiraum gegeben haben… Hinzu kommt das übernatürliche und fantastische Element des Pandas, das in meinen Augen eine gute Metapher für Meilins Entwicklung und Veränderung darstellt. Und natürlich lässt sich mit einem flauschigen Panda als Protagonist auch gutes Marketing für Familien und Kinder betreiben.
Der Film ist sehr rasant erzählt, mit vielen Schnitten und typisch, pointierten Witzen. Das kennt man mittlerweile aus Disney- und Pixarfilmen und stört mich oftmals auch sehr. „Rot“ ist da auch nicht unbedingt die Ausnahme, viele Momente sind mir zu viel, wirken eine komplette Reizüberflutung. Auf der anderen Seite passt es natürlich gut in die Story, denn das Ganze wird ja aus der Sicht eines Teenagers erzählt und da ist wirklich viel los im Kopf. Mir gefällt dahingehend auch der Einfluss von Animes, den ich eben angesprochen habe. Die Figuren sind sehr ausdrucksstark mit ihren Gesichtern, was sehr an die japanischen Zeichentrickfilme erinnert. Ich persönlich mag aber dann doch mehr die ruhigeren Storys, die vor allem Ghibli mit seinen Werken schafft. Und da werden ebenfalls diese Themen behandelt. Hier in „Rot“ ist alles etwas simpler, einfacher. Die Figuren wechseln ihre Haltungen und Emotionen genau so, wie man sich das vorstellt. Das ist womöglich auch mein Hauptproblem mit Pixar, denn irgendwie sind diese Momente dann doch sehr ähnlich zu anderen ihrer Filme. Ich kann irgendwie immer genau abschätzen, wann welche Figur welche Emotion haben wird. Es ist nicht schlecht gemacht, aber überraschen tut es auch nicht und demnach empfinde ich dabei auch recht wenig…
„Rot“ ist optisch schick gemacht, wenn auch nicht bahnbrechend. Das muss es aber auch nicht sein, denn der Film setzt eher auf einen bestimmten Animationsstil als auf Realismus. Dennoch ist mir das Design der Figuren etwas zu fad und zu gewohnt (die Charaktere erinnern mich stellenweise an die Minions mit ihren runden Körpern und Gesichtern). Die Musik ist passend, sehr witzig ist ohne Zweifel die fiktive Boyband „4*Town“!
Fazit: „Rot“ hat einige schöne Momente und Ideen, doch wie so oft fehlt es Pixar an Mut. Mut noch tiefer in die Materie zu gehen und der Mut andere Erzählstrukturen auszuprobieren. Denn vieles, was wir hier sehen ist bekannt und mit einigen Klischees gespickt. Für Kinder und gerade Teenager ist „Rot“ sicherlich ein guter Film mit einer gesunden Message. Mir jedoch fehlt es an Würze, Reife und Bodenständigkeit. Es ist im Ansatz da, aber für mich zu lasch als das der Film mich wirklich berühren könnte.