Der Film Gundermann, der sich dem viel zu früh verstorbenen ostdeutschen Liedermacher Gerhard Gundermann widmet, ist zugleich spannende, lehrreiche und kurzweilige Biografie, aber auch ein bewegendes Zeitdokument über die Ambivalenz des Lebens in der damaligen DDR.
Gundermann war ein streitbarer Geist. Überzeugter Kommunist. Singender, sanftmütiger Poet. SED Parteimitglied. Stasi-Spitzel, Täter und Opfer. Friedvoller Ehemann und Vater. Durch und durch ein Sohn der Arbeiterklasse. Heimatverbunden. Ein großartiger Typ.
Wer außer er selbst will ihm allen Ernstes Vorhaltungen machen, dass er in einem Land, das er trotz all seiner Schwächen und Niederträchtigkeiten mit Haut und Haaren gelebt hat, für eine Organisation als freier Mitarbeiter gearbeitet hat, deren Selbstverständnis nicht demokratisch sondern von streng sozialistischer Ideologie geprägt und angetrieben war. Die Freiheit des Geistes und Handelns wurden von der Stasi nun mal nicht unbedingt in den Mittelpunkt der Herrlichkeit gerückt.
Gundermann gibt ein großartiges Statement für die Freiheit des Denkens und Handelns, auch wenn sich Lebensentwürfe und politische Inhalte der Bürger anderer Gesellschaften nicht zwingend mit unseren eigenen politischen Ansichten und anerzogegen Moralvorstellungen decken. Natürlich geht es viel zu weit, andere Menschen zu bespitzeln und im Namen von Gevatter Staat zu verunglimpfen oder gar folgenreich zu denunzieren. Aber es geht auch viel zu weit, andere Menschen lebenslang für ihr Denken und Handeln in anderen Gesellschaftsformen zu verurteilen.
Gundermann hat selber eingesehen, dass er den Bogen überspannt hat. Aber das gibt Anderen seiner Meinung nach nicht das Recht, eine Entschuldigung von ihm zu erpressen. Das ist seine Angelegenheit und die Angelegenheit der Leute, die von ihm und durch seine Aktionen und Handlungen betroffen waren. Da gehe ich mit, sehe ich ähnlich.
Großartige Film-Biografie über einen streitbaren Mann, der vieles vorgelebt hat, das nicht in Vergessenheit geraten sollte. Auch wenn es nicht jedem schmeckt, andere politische Systeme und Gesinnungen bringen ebenfalls große Menschen, laute und stille Helden hervor. Gundermann war so ein Mensch.
Und wenn der Film dann mit Gundermanns Song ‚Hier bin ich geboren‘ ausklingt, ist eigentlich vieles gesagt…