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    Intrigo: In Liebe Agnes
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Intrigo: In Liebe Agnes

    Ein (noch) weniger spannendes Darsteller-Duell

    Von Markus Tschiedert

    Eigentlich könnten wir diese Kritik zu „Intrigo: In Liebe Agnes“ 1:1 mit den ersten beiden Absätzen aus unserer Rezension zum Vorgänger „Intrigo: Samaria“ einleiten, doch wir belassen es hier bei einer Kurzzusammenfassung: Beide Filme werden von Fox am selben Tag in den Kinos „abgeladen“, nachdem mit „Intrigo: Tod eines Autors“ der Auftakt einer Filmtrilogie nach drei verschiedenen Geschichten von Krimiautor Håkan Nesser vor einem Jahr floppte. Falls ihr euch nun an den Kinokassen angesichts dieses Doppelstarts fragt, welchen Film ihr zuerst sehen sollt, können wir euch nicht wirklich weiterhelfen. Die in einem Rutsch von Daniel Alfredson („Vergebung“, „Verdammnis“) gedrehten Krimis haben komplett eigenständige Geschichten und „In Liebe Agnes“ ist leider keinen Deut spannender als der Vorgänger „Samaria“ – ganz im Gegenteil.

    Im Mittelpunkt des formell dritten Teils steht Agnes (Carla Juri), die ihren deutlich älteren, wohl situierten Gatten verloren hat. Sie hofft, dass ihr zumindest das gemeinsame Haus bleibt. Aber selbst das wollen ihr die erwachsenen Kinder des Verstorbenen streitig machen, weswegen Agnes dringend sehr viel Geld braucht. Auf der Beerdigung trifft sie nach Jahrzehnten ihre alte Schulfreundin Henny (Gemma Chan) wieder, die mit ihren Ehemann Peter (Jamie Sives) ganz eigene Probleme hat. Denn der hat eine Geliebte, weshalb Henny ihn umbringen will. Sie bittet Agnes, den Mord zu begehen. Als Belohnung winkt ein fettes Kopfgeld, mit dem die junge Witwe ihre finanziellen Sorgen mit einem Schlag los wäre…

    Verabredung zum Mord?

    Wie es Håkan-Nesser-Fans erwarten, folgen natürlich im Fortlauf der Geschichte einige Wendungen, die den Zuschauer überraschen sollen. Vor allem gibt es immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit, um uns wissen zu lassen, warum sich die beiden Frauen vor so vielen Jahren entzweit haben - was wiederum mit der Auflösung am Schluss zu tun hat. Die ist zwar verblüffend, lässt einen aber dennoch kalt. Warum ist das so? Unter anderem, weil „In Liebe Agnes“ nie jene spannende Atmosphäre erzeugt, die gerade viele Fans skandinavischer Krimi-Adaptionen so schätzen.

    Dabei versucht es Regisseur Daniel Alfredson, in dem er im dritten Teil neue Wege einschlägt und einen interessanten Kontrast zu den düsteren Bildern setzt, die man mit Schweden-Krimis verbindet. Da strahlt schon mal die Sonne auf eine scheinbar heile Welt, unter der natürlich dunkle Geheimnisse und abtrünnige Fantasien liegen, die sich nicht mehr deckeln lassen. Allerdings gelingt es Alfredson mit seiner uninspirierten Inszenierung einmal mehr nicht, diese Widersprüche auch optisch zu verdeutlichen. Er vertraut erneut vor allem auf die Dialoge und wie schon in „Samaria“ so komplett auf ein Darstellerduo im Zentrum des Films. Kino geht anders!

    Figuren, die egal bleiben

    Die bereits 2002 im Original (2006 dann in Deutschland) veröffentlichte, nur knapp 160 Seiten lange Vorlage ist ein Briefroman, besteht also vor allem aus einem Briefwechsel der Hauptfiguren. Der Fokus der Geschichte liegt so komplett auf Agnes und Hanny und den Bemerkungen, die sie austauschen. Das ist auch in der Verfilmung das Zentrum, weswegen die beiden Darstellerinnen den Krimi schultern müssen: die Schweizerin Carla Juri, der mit „Feuchtgebiete“ der Durchbruch gelang und die mit Filmen wie „Blade Runner 2049“ auch in Hollywood für Aufsehen sorgte, und die Britin Gemma Chan, die nach Nebenrollen in „Crazy Rich“ und „Captain Marvel“ eine Hauptrolle im kommenden Comic-Blockbuster „Eternals“ spielen wird. Doch das vielversprechende Duell ihrer Figuren bleibt viel zu belanglos, um zu fesseln. Emotionen werden nicht erzeugt, weder Sympathie noch Antipathie entwickelt sich für eine der Figuren. So ist es einem am Ende egal, was passiert und das ist ein ziemlich vernichtendes Urteil.

    Fazit: Als 160 Seiten langer Briefroman mag „In Liebe Agnes“ noch fesseln, doch fürs Kino fehlen die Bilder und so jegliche Dynamik und Spannung.

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