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Cursha
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3,0
Veröffentlicht am 24. August 2022
Ein für mich viel zu langes Drama (und ich habe eigentlich nichts gegen lange Dramen), das den hohen Erwartungen leider in keinster Weise gerecht wurde.
Pawel Pawlikowski hat mit „Ida“ Aufmerksamkeit erregt. Sein aktueller Film „Cold War - Der Breitengrad der Liebe“ spielt ab 1949 bis Mitte der 1960er.
Wiktor (Tomasz Kot) und Irena (Agata Kulesza) bauen ein Ensemble auf, um mit Volksmusik polnische Kultur zu verbreiten. Unter den Talenten befindet sich die selbstbewusste Zula (Joanna Kulig). Sie und Wiktor werden ein Liebespaar. Politische Umstände und eigene Überzeugungen treiben die beiden mehrmals auseinander, die Liebe bringt sie an verschiedenen Orten Europas wieder zusammen.
On - Off, es ist kaum auszuhalten. Pawlikowski lässt vor allem die Gewalt des kommunistischen Machtbereichs wirken. Er spielt Vaterlandsliebe, Angst, westliche Freiheit sowie Zwischenmenschliches gegeneinander aus und bringt mit den doch sehr unterschiedlichen Charakteren eine faszinierende Balance in seine Geschichte. Zula ist sich ihrer Sache stets sicher, doch sie wechselt die Richtung mehrmals mit ihrer Entfaltung. Schwer verträglich für Wiktor, der seiner Selbstbestimmung strenger nachgeht. Und als Film so stimmig komponiert.
Pawlikowski pflegt seinen Erzählrhythmus bis zum Ende der 88 Minuten Spielzeit. Die Abschnitte enden abrupt, wenn die Protagonisten getrennte Wege gehen. Fortsetzungen setzen jeweils nach mehrjähriger Pause mit Wiedersehen und heftigem Aufflammen der nie wirklich beendeten Liebe ein. Die Ereignisse in den Lücken sind für Zula - ihrem flippigen Gemüt entsprechend - wendungsreicher, werden jedoch nur beiläufig genannt. Das dürfte nicht jedem Kinogänger schmecken, ist aber konsequent und zieht den Spot auf diese ganz spezielle Liebesbeziehung.
Welche eine Atmosphäre! Die fast ausnahmslos beeindruckenden schwarzweißen Aufnahmen von Kameramann Lukasz Zal („Ida“, „Loving Vincent“) werden im 4:3-Format auf die Leinwand gebannt. Ein bisschen Humor ist im Spiel und ganz viel Musik seiner Zeit, mal osteuropäisch, mal westlich modern, Volksmusik, Jazz, Chanson, Rock ´n Roll und Tanz.
„Cold War - Der Breitengrad der Liebe“ ist sicherlich einer der schönsten Liebesfilme des Jahres.
Unterwegs im Nachkriegs-Polen, natürlich in Schwarzweiß. Erinnerungen an Schindlers Liste werden wach, aber das legt sich bald. Viel mehr ist nun Andrej Tarkowskij am Zug. Die Bilder aus der Provinz sind karg und authentisch, irgendwie auch entrückt. In dieser folkloristischen Wildnis bemüht sich Komponist Wiktor, altes Liedgut zu entlocken, direkt vorort, sowohl von den Alten als auch von den Jungen. Entdeckt verborgene Talente und Melodien, die berühren. Mitunter berühren sie auch deswegen, weil die Liebe ewiges Thema dieser Volksstücke sind. Kummer, Sehnsucht, ewiges Versprechen. Da findet die traute Zweisamkeit zwischen Mann und Frau ihr Elysium, ihre poetische Reife. Da wird Liebe zur Legende. Zu etwas, das sich wiederholt rezitieren lässt, in harmonischen Klängen. Wiktor weiß das zu schätzen, will er doch ein Ensemble auf die Beine stellen, das all die vom Krieg verschüttete Kultur wieder auf einen Nenner bringen soll, gebündelt und überarbeitet, neu und auch jenseits der Grenzen präsentierbar. Kultur darf natürlich nicht verloren gehen, muss konserviert werden. So wie die Liebe. Und die ist manchmal da, wenn man sie gar nicht braucht. Wie im Fall der jungen, selbstbewussten Zula (Joanna Kulig, auch zu sehen in der amazon-Serie Hanna), die einfach jeden Ton trifft, quasi ein verborgenes Talent zu sein scheint und den ehrgeizigen, etwas stoisch dreinblickenden Komponisten fasziniert. Aber ist das nicht eher ein Fluch, der da übertragen wird? Ähnlich einer ansteckenden Krankheit, der Krankheit Liebe?
Die ganze Review auf FILMGENUSS unter https://filmgenuss.com/2019/05/15/cold-war-der-breitengrad-der-liebe/
Ein schöner, trauriger Film, der eine polnische Liebesgeschichte authentisch, aber immer ohne Rührseligkeit erzählt. Eine besonders schöne Charakterisierung gelingt dem Film, als Zula von Wiktor gefragt wird, was es mit ihrem Gefängnisaufenthalt auf sich hat. Sie antwortet: „Mein Vater hat mich mit meiner Mutter verwechselt. Also habe ich ihn mit einem Messer über den Irrtum aufgeklärt.“ sehenswert