Der renommierte deutsche Regisseur Christian Petzold ist mit „Transit“ im Kino. Die gleichnamige Vorlage von Anna Seghers erschien 1944.
Frankreich der Gegenwart: Eine „Säuberung“ durch deutsche Faschisten hat begonnen. Georg (Franz Rogowski), ein Deutscher, ist auf der Flucht vor den Invasoren, nimmt durch eine Verwechslung die Identität des kurz zuvor verstorbenen Schriftstellers Weidel an und nutzt dessen Verbindungen, um für sich die Ausreise über die USA nach Mexiko zu ermöglichen. In den Tagen bis zur Abfahrt trifft Georg immer wieder auf Marie Weidel (Paula Beer), die ihren Ehemann sucht.
Wer sich auf Christian Petzold einlässt, bekommt keine Filme von der Stange. Er hat die Gabe, heikle Situationen für die Leinwand verdaulich zu verpacken. Wem die Art von „Yella“, „Barbara“, „Phoenix“ und „Jerichow“ gefällt, wird nach der Vorstellung wieder zufrieden sein. Petzolds Figuren sind kompliziert, konfliktbelastet und real, keine Pappnasen oder daherstilisierte Helden. So auch Georg, der scharfsinnig wie emotional agiert und reagiert. Dass die eigentlich 1942 spielende und nicht zum ersten Mal verfilmte Geschichte ins Heute transportiert wurde, ist ein interessantes Unterfangen, das vom Publikum Orientierung verlangt. Diese Verschiebung taucht die Geschichte ins Außergewöhnliche.
Die recht spät aus dem Off springende Erzählerstimme sorgt zunächst für Verwirrung. Und mit den scheinbar nie straight handelnden Figuren werden einige Zuschauer insbesondere gegen Ende der 102 Minuten Spielzeit Probleme haben.
Petzolds Stammkameramann Hans Fromm fängt behutsam alle Konversationen und beteiligte Mimen ein. „Transit“ ist dialoglastig, zeigt aber viele Aktionen der zwischen Flucht und Sehnsucht stehenden Personen.
Franz Rogowski ist die Idealbesetzung für den intelligenten Georg, der ebenfalls Sehnsüchte entwickelt und doch vom Altruismus beherrscht ist. Diese Neigung wird in vielen Szenen mit Hingabe ausgedrückt und bestimmt den Film.
So sieht der Kinogänger einen abwechslungsreichen Plot voller Eigenheiten, Sinneswandlungen und dem ausgezeichneten Hauptdarsteller für die komplexe Hauptrolle. Der Score von Stefan Will, ebenfalls häufig für Petzold tätig, bestärkt die Atmosphäre rätselhafter Schwankungen.
„Transit“ ist ein vorzüglich besetztes und ausgestaltetes Stück des deutschen Kinos.