„Crazy Rich“ von Jon M. Chu läuft in den deutschen Kinos.
Die US-amerikanische Ökonomie-Professorin Rachel Chu (Constance Wu) und Nicholas Young (Henry Golding) leben als Paar in New York City. Sie weiß nicht, dass er aus einer sehr wohlhabenden Familie stammt. Als die beiden wegen Feierlichkeiten nach Singapur zu Nick’s Elternhaus reisen, eröffnet sich Rachel eine Welt aus Pomp und Neid.
Welch eine positive Überraschung. Liebeskomödien aus den USA sind meist albern, künstlich verschämt, unglaubwürdig, damit insgesamt oberflächlich und in aller Regel nur von popcornsüchtigen Schnulzenfans zu ertragen (nichts für ungut, dieser Zweig der Filmindustrie darf zur Berieselung gerne existieren und amüsieren). „Crazy Rich“ übernimmt sicherlich einiges davon - dass Arm und Reich aufeinandertreffen, ist nicht die neueste Idee und eine böse potentielle Schwiegermutter (Michelle Yeoh) auch nicht - dennoch ist der Film von Chu alles andere als nur plakativ.
Die Charaktere werden schnörkellos mit Humor eingeführt. Deren Dialoge sind ein bisschen zu geschmeidig auf Eloquenz poliert, aber es handelt sich um gut gebildete, erwachsene Leute der Upper Class, die das rechtfertigen. Hier und da ist eine Figur mal sprachlos. Das macht sie sympathisch und emotional berührend, besonders wenn Rachel ihr niedergeknechtetes und verloren geglaubtes Selbstvertrauen wiederfindet. Unterm Strich erreichen die beleuchteten Verhältnisse eine gewisse Tiefe. Ebenso eine gute Idee ist die Gegenüberstellung der problembehafteten Beziehung zwischen Nick’s Schwester Astrid (Gemma Chan) und Michael (Pierre Png) in einem kleinen Nebenplot. Auch hier ist der Klassenunterschied Thema.
„Crazy Rich“ wird - dem Titel entsprechend - üppig mit vielen bunten Bildern aus der glitzernden Welt der Reichen garniert. Constance Wu hat die Strahlkraft, als Rachel der übermächtigen Gewalt des Kapitals ebenbürtig entgegentreten zu können; clever gecastet und inszeniert.
Für reichlich Spaß sorgen diverse schräge Gestalten wie Rachel’s Freundin Peik Lin Goh (Awkwafina). Da die Hauptfiguren eher ernst betrachtet werden, ist die Liebeskomödie nicht überwiegend eine Gag-Parade. Schlummernde Familiengeheimnisse (auf beiden Seiten) werden zum Teil mit zu viel Hauruck enträtselt, was natürlich zu (gewollten) schlagartigen Wendungen führt.
Nun stellt sich die Frage, ob dieser Mix einen angenehm laufenden Film ergeben kann? Aber ja! Die Teile des Plots funktionieren als Ganzes, da sie durch viele kleine Verbindungselemente sehr gut miteinander verzahnt und in einem erfreulich gleichmäßigen Erzählrhythmus untergebracht sind.
Das Ende verwöhnt die Liebhaber der Rührseligkeit, dies aber etwas überhastet. So darf die Romanze für sich in der Liga mit „Brooklyn“ (2015 von John Crowley) nicht mitspielen.
„Crazy Rich“ belebt das romantische Kino und ist damit sehenswert.