Mit The Aeronauts tut sich Regisseur Tom Harper nicht unbedingt einen Gefallen, denn durch den Ansatz, einerseits eine geschichtlich verbriefte Geschichte erzählen zu wollen und andererseits teils gravierende Änderungen vorzunehmen, macht er sich und seinen Film in vielerlei Hinsicht kritisier- und angreifbar. Das ist insofern besonders schade, da der Film als solches – losgelöst von seinem Wahrheitsgehalt – nicht nur inszenatorisch eine Wucht ist, sondern auch mit ungewöhnlichen wie spektakulären Schauwerten aufzuwarten weiß. Wer sich also mit der teils offensiven Geschichtsverfremdung anfreunden kann, sollte hier durchaus einen Blick riskieren.
„The Aeronauts“ erzählt von einem verspotteten Wissenschaftler und einer kaum beachteten Pilotin, die 1862 mit einem Heißluftballon ein Abenteuer beginnen. Die Flashbacks nehmen zwischendurch zwar etwas unnötig Luft raus, insgesamt ist der historische Trip aber durchaus sehenswert – gerade auch für die tollen Bilder.
Die Stimmung in diesem Film kippt wie das Wetter, das ist alles positiv gemeint. Der Film beginnt einfach zu fröhlich und überschwenglich: eine ungestüme Frau und ein stocksteifer Wissenschaftler steigen gemeinsam in einen Ballon für eine gemeinsame Fahrt in unfassbare Höhen, wobei die wilde Abenteurerin auf den trockenen Theroetiker trifft. Das verströmt mitunter das Gefühl einer Abenteuerkomödie und hat fast schon Aspekte eines Buddy Movies. Aber das bleibt nicht so … je weiter es geht und desto höher der Ballon steigt desto härter und ernster wird es. Das kommt durch die tragsche Vorgeschichten der Figuren die sie zu ihrem Trip antreiben, ebenso wird der Film ab einem gewissen Punkt zum reinen Survivaldrama in dem die zwei Figuren in Lebensgefahr geraten und um das reine Überleben kämpfen. Das passiert im Grunde auf klaustrophobisch engem Raum der dann auch optisch nicht so viel hergibt: die ganze Ballonfahrt entstand vor Green Screen was man leider auch sieht. Das ruiniert den Film nicht, macht aber eben den Unterschied aus zu einem großen Kinofilm. Trotzdem: für den Streamingmarkt ist dies sicherlich ein Highlight da er Herz, Kraft und Witz besitzt.
Fazit: Spannend, mitunter witzig und je weiter es geht immer ergreifender!