Die Kult-Filmreihe fährt nur noch auf Reserve
Von Lutz GranertUnfähige Polizisten legen den bösen Buben nur deshalb das Handwerk, weil sie von einem getunten Taxi der Marke Peugeot 406, das in den engen Straßen von Marseille immer wieder neue Geschwindigkeitsrekorde aufstellt, unterstützt werden. So lässt sich der Plot jedes „Taxi“-Films in einem Satz auf den Punkt bringen. Ein simples, aber nichtsdestotrotz ungeheuer erfolgreiches Konzept: Die ersten vier Teile der Reihe spielten an den weltweiten Kinokassen immerhin 234 Millionen Dollar ein – ein gigantischer finanzieller Hit für eine französischsprachige Produktion. Zehn Jahre nach dem vierten Teil wagt sich Erfolgsproduzent Luc Besson („Das fünfte Element“) nun gemeinsam mit dem Komödien-Regisseur Franck Gastambide („Pattaya“) an ein weiteres Sequel rund um den weißen Kult-Boliden. Aber vor allem durch das zu starke Schielen auf die konkurrierende „Fast & Furios“-Reihe gerät „Taxi 5“ allzu seelenlos und lässt so den frechen Charme der Vorgänger vermissen.
Nachdem er durch seine turbulente Fahrweise wiederholt den Straßenverkehr gefährdet hat, wird der Pariser Polizist Sylvain Marot (Franck Gastambide) zur Verkehrspolizei nach Marseille zwangsversetzt. Marot hat zunächst Schwierigkeiten, sich mit seinen lethargischen Kollegen um den feinsinnigen Alain (Edouard Montoute) und die wuchtige Sandrine (Sissi Duparc) anzufreunden. Als eine Mafiabande namens Italian Gang in Marseille erfolgreich einen Juwelendiebstahl begeht, begibt sich Marot auf die Suche nach einem Fahrzeug, das es mit den flinken Ferraris der Italiener aufnehmen kann. Zähneknirschend arbeitet er deshalb mit dem trotteligen Verkehrssünder Eddy Maklouf (Malik Bentalha) zusammen. Eddy ist der Neffe des berüchtigten Taxifahrers Daniel und der Einzige, der dessen getuntes, inzwischen außer Landes geschafftes Taxi der Marke Peugeot 406 wieder zurückholen kann…
Slapstick-Einlagen von trotteligen Polizisten, Massenkarambolagen, wilde Verfolgungsjagden durch Marseille und ein durchgeknallter Bürgermeister (Bernard Farcy), der um seine nächste Amtszeit bangt: Die Grundzutaten von „Taxi 5“ unterscheiden sich kaum von denen der vier Vorgänger. Allerdings ist das dynamische Hauptdarsteller-Duo, bestehend aus Samy Naceri als draufgängerischer PS-Junkie und Frédéric Diefenthal als sensibler Polizei-Schönling, zum ersten Mal nicht dabei. Ersetzt wurden sie durch Malik Bentalha („Unterwegs mit Jacqueline“) als hysterisch grimassierender Verkehrssünder und Franck Gastambide (der hier zugleich auch „Taxi 2 – 4“-Macher Gérard Krawczyk auf dem Regiestuhl ablöst) als draufgängerischer Großstadtbulle, der nur Augen für schöne Frauen hat. Und von denen gibt es in „Taxi 5“ genug, sei es auf der Yacht des Gangsters Toni Dog (Salvatore Esposito) oder in einer kleinen Werkstatt am Meer in Person von Eddys attraktiver Mechaniker-Schwester Samia (Sabrina Ouazani).
Bei den an mediterrane Postkartenmotive erinnernden Bildern, die von treibenden Elektropop-Beats unterlegt sind, ist die Marschroute von „Taxi 5“ von Anfang an klar: Die zuweilen zur Hysterie neigende französische Actionkomödie setzt verstärkt auf jene Art von Schauwerten, mit denen auch die „Fast & Furious“-Reihe und andere Hollywood-Vorbilder gerne protzen – allerdings ohne handwerklich je deren Qualität zu erreichen. Die Verfolgungsjagden sind zwar zahlreich und durchaus mit Tempo inszeniert, aber zum Teil auch sehr wirr geschnitten. Auf wirklich waghalsige Stunts, die besonders die ersten beiden Teile der Reihe auszeichnet haben, warten Actionfans hier vergebens. Stattdessen wird ihnen nur solider Genre-Durchschnitt geboten, während die CGI-Effekte deutlich als solche zu erkennen und somit nur mäßig geraten sind.
Das mit plumpen Dialogwitzen und einfachstem Ekelhumor gespickte Drehbuch von Luc Besson, Franck Gastambide und Stéphane Kazandjian reißt die überdrehte Chose auch nicht heraus, gerade wenn vollgekotzte Windschutzscheiben und eine mit komprimierten Hundehaufen bespritzte Ministerin eher für Fremdscham als für Lacher sorgen. Nach 20 Jahren fährt das Franchise mit „Taxi 5“, der eigentlich ein erfrischender Neustart hätte werden sollen, nur noch auf Reserve.
Fazit: Zehn Jahre nach „Taxi 4“ bringt auch der Austausch der Hauptdarsteller einfach nicht genügend frischen Wind in die Filmreihe. Die wenigen neuen Impulse verpuffen in „Taxi 5“ vielmehr inmitten von lärmendem Klamauk, einer 08/15-Krimistory und Actionszenen, die sowieso kaum mal über den Genredurchschnitt hinausreichen und dann auch noch mit schwachen Computereffekten zu kämpfen haben.