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    Leonardo DiCaprio: Before The Flood
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    Michael S.
    Michael S.

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    4,5
    Veröffentlicht am 24. Mai 2017
    Auch wenn man selbst Teil des Problems sein mag, niemand lässt sich gern mit dem ausgestreckten Zeigefinger belehren. Umso besser, dass das hier meist nicht passiert. Als DiCaprio sich anschickt, gleich zu Beginn des Films vor der UN-Hauptversammlung zu sprechen, fragt man sich zu Recht, ob da einfach jemand seinen Promi-Status mit etwas Umweltaktivismus aufpeppen will. Der Oscargewinner macht seinen Einsatz für Welt und Wandel allerdings von Anfang an zur persönlichen Geschichte, was den Film zusammen mit den wunderbaren, wenn auch oft etwas hektisch geschnittenen Naturaufnahmen letztendlich richtig attraktiv macht. Der hauptberufliche Oscarpreisträger besucht die verschiedensten Teile der Welt, in denen sich der Klimawandel entweder besonders bemerkbar macht oder wo intensiv an seinem Verlauf geforscht wird. Dabei lässt er seine eigenen laienhaften Lösungsvorschläge von anderen hinterfragen und wagt sogar einen kritischen Blick auf das mit viel Applaus wahrgenommene Pariser Klimaabkommen, obwohl die Versuchung groß gewesen sein dürfte, dieses Ereignis als emotionalen Höhe- und Schlusspunkt zu inszenieren.

    Naturgemäß steht hier trotz aller Weltreisen hauptsächlich die Rolle der USA im Vordergrund. Umweltverschmutzung ist dort augenscheinlich nur eine Seite des Problems, denn die systematische Leugnung des Klimawandels durch Lobbyisten, Politik und sogar renommierte Wissenschaftler verhindert bisher nennenswerte Fortschritte in Sachen Umweltschutz. Im Gespräch mit Barack Obama wurde die von DiCaprio im O-Ton gewählte Anrede "leader of the free world" in der deutschen Synchronfassung politisch korrekt durch "Präsident der Vereinigten Staaten" ersetzt, was leider die Ironie der Tatsache ausklammert, dass selbst China dem Film zufolge mehr für die Regulierung des eigenen Schadstoffausstoßes tut. Der Hollywoodstar und sein gleichfalls oscarprämierter Regisseur Fisher Stevens ersparen sich zum Glück nicht die Konfrontation mit uramerikanischen Werten wie Konsum und einer stark erdölbasierten Wirtschaft. Anders als in Deutschland, wo man mit Energiewende und Co. hervorragend Politik machen kann, erweist sich das grandiose "home of the brave" als energietechnisch rückständige Nation.

    Wenn selbst Millionenstädte wie Miami für viele Millionen Dollar ihre Straßen erhöhen müssen, um kein Opfer von durch den Anstieg des Meeresspiegels bedingten Überflutungen zu werden, dann greift man sich an den Kopf, wenn wenig später von offizieller Seite vehement behauptet wird, der Klimawandel sei eine infame Lüge, die der Wirtschaft schaden soll. Schon Elon Musks langsam zur Gewohnheit werdende Tesla-Werbung spricht dagegen. Eine überfällige Enthüllung, die vor allem einige US-Amerikaner vor den Kopf stoßen, langfristig aber hoffentlich auch zum Umdenken bringen sollte. Angehörige anderer Nationen dürfen sich einerseits glücklich schätzen, dass bei ihnen womöglich mehr für nachhaltige Energie getan wird, darauf ausruhen sollte sich aber niemand. Denn, wie es oft anschaulich gezeigt wird, die Erderwärmung macht nicht vor Landesgrenzen halt. Insbesondere in Grönland wird es deutlich, wenn plötzlich über die Jahre mehrere Meter (!) Eis fehlen. Mit den Auswirkungen muss jeder zurechtkommen, unabhängig von Alter, Position oder Herkunft.

    Deshalb glaubt man DiCaprio am Ende gern, dass er sich vor und während der Dreharbeiten ausführlich informiert hat und nicht nur aus Prestigegründen für eine saubere Welt eintritt. In jedem Fall dürfte seine Präsenz vielen Zuschauern, die man sonst mit dem Begriff "Umwelt-Doku" jagen kann, den Zugang zu diesem wichtigen Film erleichtern. Der verzichtet weitgehend auf bekannte Phrasen, sondern arbeitet das Thema so nüchtern wie unter den gegebenen Möglichkeiten auf, emotionalisiert dabei sogar weniger, als es der Trailer suggeriert. Pflichtprogramm für Doku-Fans, Konsum-Kritiker und alle, die die Hoffnung auf eine gemeinsame Lösung des Problems noch nicht aufgegeben haben.
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