Anfangs ist nicht ganz klar, was das Geschehen mit dem angekündigten "Tennis-Krimi" zu tun haben soll. In ruhigen, meist streng kadrierten Bildern folgen wir Björn Borgs Vorbereitungen auf das Wimbledon-Finale, zusätzlich gibt's einige Blicke hinter die Kulissen. Da möchten nämlich Manager und Publicity-Menschen gerne am Ruhm des leicht autistisch gezeichneten Tennis-Stars mitverdienen und verkaufen sogar dessen geplante Hochzeit im Vorfeld an die Medien. Der Schwede Sverrir Guðnason spielt Borg mit der gebotenen Zurückhaltung, kann aber nichts dafür, dass die Figur zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht wirklich spannend ist.
Einen größeren Lichtblick gibt es mit der Einführung von John McEnroe. Hier erweist sich das Casting von Shia LaBeouf einmal als nahezu perfekt. Schließlich wird dem Mimen eine ähnliche Launenhaftigkeit wie der von ihm gespielten Figur nachgesagt, womit McEnroes Frust und Wutausbrüche ebenso überzeugend wirken, wie seine schwungvollen Aufschläge. Überhaupt überzeugen die Tennisszenen mit einem geradezu unsichtbaren Übergang zwischen Doubles und Schauspielern, das Finale hat dann tatsächlich auch das Zeug dazu, den Zuschauer mitzureißen.
Der Weg dorthin ist allerdings steinig. Kaum wurden die beiden Hauptfiguren etabliert, stolpert die Handlung durch Rückblicke und Szenenwechsel, deren Funktion bei weitem nicht immer sofort klar erkennbar ist. Offenbar will man das Verhalten und die Karrieren der beiden Sportler anhand von Kindheitserinnerungen erklären und so ein möglichst abgeschlossenes Bild der beiden zeichnen. Tasächlich gibt es da allerhand spannendes Material, denn in Sachen Benehmen ging es den beiden in jungen Jahren im Vergleich zum Erwachsenenalter genau umgekehrt.
Auch wenn der Filmtitel Gleichberechtigung vortäuscht, handelt es sich eher um eine schwedische Angelegenheit, die Björn Borg im Vergleich zu McEnroe eher als Helden sieht. Das liegt vor allem an der Leinwandzeit, die man Guðnasons nachdenklichem Gesicht beschert und an seinen launenhaften Seiten, unter denen vor allem seine Freundin (Tuva Novotny) und sein Trainer, der stets väterliche Lennart Bergelin (Stellan Skarsgård) zu leiden haben. Ob Borg nun ein Produkt seines Ehrgeizes oder eine Sportindustrie ist, die Publikumslieblinge am laufenden Band produziert - man weiß es nicht genau. Die Rivalität gegenüber McEnroe geht jedenfalls in den zahlreichen biografischen Exkursen verloren.
Die Konfrontation ist dennoch unausweichlich. Ähnlich wie in Ron Howards Rennfahrer-Biopic "Rush" weiß man, dass irgendwas passieren muss, das die Situation ein für allemal klärt. Das abschließende Match glänzt dann zum Glück auch mit einer starken Dramaturgie, die man von einem Duell in dieser Sportart nicht unbedingt erwartet hätte. Am Ende wird ein knapper Sieg errungen, den man zeitweise keinem der beiden Unsympathen wirklich gönnt. Schnitt und Musik stimmen jedoch, lediglich der deutschen Synchronisation des anwesenden Kommentators hat man ein paar allzu schwülstige Vokabeln in den Mund gelegt.
Ganz am Ende zeigen Texttafeln das, was der Film ruhig selbst hätte erzählen dürfen. Denn die Geschichte der beiden Rivalen ist nach dem harten Kampf noch lange nicht vorbei. An anderen Stellen wäre ebenfalls ein wenig mehr Mut hilfreich gewesen, um den Erzählfluss in Gang zu halten. So kommt man nicht umhin, "Borg / McEnroe" eine gewisse Formelhaftigkeit zu unterstellen, nach der Biopics allzu oft funktionieren. Doch das bloße Abhaken diverser Lebensstationen wird nicht jeden Zuschauer bis zum Ende mitfiebern lassen.