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    The Horde - Die Jagd hat begonnen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    The Horde - Die Jagd hat begonnen
    Von David Herger

    Nur weil man eine bereits zigmal verwendete Idee noch einmal aufkocht, muss ein Film nicht zwangsläufig fade geraten. So haben die Gebrüder Vang mit ihrem Heimkino-Horrorfilm „Bedeviled – Das Böse geht online“ gerade erst ein überzeugendes Potpourri aus Klassikern wie „Nightmare – Mörderische Träume“ und „Ring – Das Original“ zusammengebraut. Ähnlich vielversprechend klingt nun auch die ambitionierte Kultfilm-Kreuzung, an die sich Regisseur Jared Cohn („Bound – Gefangen im Netz der Begierde“) mit „The Horde – Die Jagd hat begonnen“ heranwagt: „Rambo“ trifft auf „Hügel der blutigen Augen“ – eigentlich kein schlechtes Konzept! Aber wenn man dann doch bloß ein stümperhaftes Kuddelmuddel aus widerwärtigem Folterporno und erzreaktionären Geschmacksverirrungen zusammenrührt, gehört das ungenießbare Heimkino-Süppchen anschließend nur noch an einen Ort – direkt in die Tonne!

    Eigentlich hatte John Crenshaw (Paul Logan) ja ein romantisches Wochenende mit seiner Professorin-Freundin Selina (Tiffany Brouwer) geplant, um ihr endlich einen Heiratsantrag zu machen. Nur hat der Ex-Navy-SEAL-Soldat dabei leider vergessen: Selina und ihre Studenten unternehmen an dem Wochenende bereits eine Fotografie-Expedition an den idyllischen Sapphire Lake, zu der auch John die Truppe noch begleiten soll. Kaum sind die Ausflügler am See angekommen, nimmt das Unheil auch schon seinen Lauf: Blutdürstige Mutanten überfallen den Campingplatz und entführen alle bis auf John. Nur er kann jetzt noch seine Freundin und die verbliebenen Studenten vor ihren grausamen Peinigern retten. Dank seiner Ausbildung zur perfekten Tötungsmaschine weiß John, wie er sich auch in der Natur Waffen für den Kampf gegen die deformierten Kreaturen besorgen kann. Die Jagd ist eröffnet...

    Das mal gleich vorweg: Wirklich jeder Aspekt dieser Produktion ist so lachhaft krude, dass man mitunter glauben könnte, den neuesten „Scary Movie“-Teil zu sehen. Nachdem Regisseur Jared Cohn für die Billigfilm-Schmiede The Asylum schon einige Mockbuster inszeniert hat (darunter den „Pacific Rim“-Abklatsch „Atlantic Rim“), weiß auch seine neueste Produktion mit ihren dilettantischen Performances in wirklich keiner Hinsicht zu überzeugen: Während man es zu Beginn des Films noch kaum erwarten kann, dass das hochgradig kitschige und alberne Romantik-Treiben am Sapphire Lake endlich ein Ende hat (den Höhepunkt des klischeehaften Schmalzes bildet ein rosiger Heiratsantrag), sehnt man sich in der zweiten Hälfte des Films regelrecht zu den seichten Rosamunde-Pilcher-Momenten des Auftakts zurück. Denn spätestens wenn die mutierten Hinterwäldler nach Lust und Laune ihre Opfer vergewaltigen, ihnen Nägel durch die Hände schlagen, Zungen abtrennen oder mit der Kreissäge ein Glied nach dem anderen entfernen, ist einem auch das letzte bisschen Lust an dem Horror-Actioner vergangen.

    Doch nicht nur die sinnfreien Folterporno-Elemente, die hier im Gegensatz zu gelungeneren Genrevertretern wie „Hostel“ nicht einmal einen Anflug von Doppeldeutigkeit in sich tragen, verderben einem die Lust. Auch die erzreaktionären Charakterisierungen der Figuren gehen einem schnell gehörig auf die Nerven: Die Homosexualität des arroganten Miesepeters Riley (Thomas Ochoa) wird dank gnadenloser Überzeichnung so sehr ausgestellt, dass es schließlich sogar den Anschein hat, als sei sein Tod durch Verstümmlung nur der gerechte Lohn für seine sexuelle Orientierung. „Es gibt große Kriege und es gibt kleine Kriege, die sich heimlich anschleichen und einem in den Rücken fallen.“ – mit solch legendär schlechten Dialogen sorgt „The Horde“ immerhin für einen Hauch unfreiwilliger Komik, aber das ist dann auch wirklich das einzige „gute“ Haar, was man an diesem Machwerk lassen kann. Am Ende dieser durch und durch lieblosen Geschmacksverirrung möchte man am liebsten gleich selbst zur Kreissäge greifen - nämlich um sich sämtliche Erinnerungen an „The Hord“ aus den eigenen Gehirnwindungen zu fräsen.

    Fazit: Stümperhaft inszenierter, erzreaktionärer Horror-Trash der übelsten Sorte.

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