Die hilfreichsten KritikenNeueste KritikenUser mit den meisten KritikenUser mit den meisten Followern
Filtern nach:
Alle
cora K.
3 Follower
23 Kritiken
User folgen
1,5
Veröffentlicht am 18. März 2018
Achtung, man kann nur vor diesem Film warnen, er hat etwas von einem Propagandafilm, im Sinne „unsere Erde ist schön, ist alles nicht so schlimm“. Liegt vielleicht daran, dass diesmal im Gegensatz zum ersten Film „unsere Erde“ China mitproduzierte, was ich erst beim Nachspann wirklich realisierte. Merkwürdig zum Beispiel die Passage mit der bedrohten Affenart im Regenwald, die immer noch nachts riskant in Wandhöhlen flüchtet vor Leoparden, die bereits ausgestorben sind. Es fehlte irgendein Bedauern oder kritische Bemerkung dazu, immerhin ist eine Tierart ausgestorben. Ganz klar wurde es bei den putzigen Waschbären, die so schlau waren, ihren Lebensraum in „unsere schöne Städte“ zu verlagern im Gegensatz zu den etwas schnöseligen Pandas, die sozusagen unausgesprochen selbst dran schuld sind an ihrem Aussterben, wenn sie nur Bambus fressen. Zur Krönung am Schluss herrliche Bilder voll erleuchteter Städte mit dem Kommentar, dass wir Menschen jetzt die Nacht zum Tag machen können. Toll. Ist doch egal, dass die Lichtverschmutzung viele Tiere und übrigens auch Menschen irre macht und krank, abgesehen vom Problem der Stromerzeugung.
Schade, dass Günther Jauch sich dafür hergegeben hat, braucht er immer noch mehr Geld oder ist er wirklich so kritiklos und oberflächlich?
Bedauerlich die ganze wunderbare Arbeit der Tierfilmer so zu missbrauchen.
"Unsere Erde 2" von Peter Webber und Co. zeigt beeindruckende Naturaufnahmen und überrascht mit teils unerwarteten Einblicken in die Tierwelt. So wusste ich zum Beispiel nicht, wie gut Faultiere schwimmen können. Nichtsdestotrotz hätte der Kommentar von Herrn Jauch sicher etwas enthusiastischer ausfallen können. Und Gesellschaftskritik am Umgang des Menschen mit dieser faszinierenden Welt sucht man hier ebenfalls vergebens.
Nichtsdestoweniger ist das aber ein gelungener Naturfilm, der für einen vergnüglichen und entspannten Kinoabend sorgt.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals beeindruckendere Naturaufnahmen gesehen zu haben.Dazu gibt es passende klassische Musik und nicht immer passende Soundeffekte, um einzelne Ereignisse (z.B. Kampf zweier Giraffenbullen) zu dramatisieren. Und: Der deutsche Kommentar wird von Günther Jauch teils arg unmotiviert gesprochen - was sogar verständlich ist, da die Vertonung über ganze Passagen eher zu einem Wellnessprogramm gepasst hätte ("Die Sonne geht auf - und jeder beginnt den Tag auf seine Weise...") als zu einer Dokumentation. Dafür wären ein bisschen mehr Details schön gewesen, z.B. erfahren wir in vielen Szenen nur den Kontinent, aber nicht den genaueren Ort. Kurz: Die Bilder sind eben der Star, und dafür allein lohnt der Besuch.
Warum die Erwähnung von Riefenstahl bei einer Naturfilmkritik? Weil dieser Film in einer fernen Zukunft im Rückblick wahrscheinlich genauso wirken wird. Perfekte Bilder illustrieren eine Scheinwelt, die es so nicht (mehr) gibt - alle Schattenseiten werden weggelassen - werden damit nicht einmal geleugnet. Bei Riefenstahl 1936 war das ähnlich: schöne Menschen, schöne Architektur, schönes Wetter ... Hallo? War da nicht noch was? Nichts, von dem man was gewusst haben will - oder?
Ich habe die Vorstellung von 'Unsere Erde 2' im Kino mit wachsendem Unbehagen gesehen - der innere Spannungsbogen hatte mit dem Abspann seinen Zenit noch nicht erreicht. Und beim Abspann hielt ich das Gesehene erstmal nur für ein Märchen für Erwachsene. Aber der Film wirkte nach. Die - zugegebenermassen - extrem schönen Bilder beschreiben den heutigen Zustand der Natur unseres Planeten unter völliger Ausblendung des größten Problems dabei: der Zivilisation des modernen, 'vernunftbegabten' Menschen. Die Lebensräume des Riesenpandas werden mit dem Schwinden der Bambuswälder also kleiner. WARUM? Diese Frage stellt sich - und uns - der Film nicht, und schuldet natürlich auch die Antwort. Der Riesenpanda wird also bald nur wegen seiner exklusiven Nahrungsansprüche aussterben, selber schuld, denn der Waschbär ist da offensichtlich anpassungsfähiger und lebt schon in unseren Städten, der ist wohl nicht so blöd. Die Narwale im Polarmeer. Mehr muss man über den heutigen Zustand der Polarregionen also nicht wissen, ausser dass der Stoßzahn der Meereseinhörner spoiler: doch nicht rosa ist? War da nicht noch was mit dem schwindenen Lebensraum der Eisbären wegen des Klimawandels? Der Eisbär kommt nicht vor. Der Klimawandel - und auch seine Ursache - kommen nicht vor. Ebensowenig kommen Nashörner in den Afrikaszenen vor, deren Bestand ja bekanntermassen wegen Wilderei durch anwachsende Nas-Horn-Nachfrage aus China gefährdet ist. China? Am Ende - beim Abspann - wurde mir alles klar. Dieser Film ist mit offensichtlich massgeblichem chinesischem Einfluss entstanden, im Gegensatz zum damaligen ersten Teil. Das erklärt auch die - stolze und fanfarenunterlegte - prominente Platzierung neonerleucheter, nächtlicher Bilder chinesischer Großstädte (Shanghai?) - in einer Reihe und auf Augenhöhe mit uns anderen Stromverschwendern dieses Planeten. Umweltverschmutzung durch Stromerzeugung (aus fossilen Brennstoffen), Lichtverschmutzung, Urbanisierung und Asphaltierung - war da was?
Gipfel war die Selbstheiligsprechung der Menscheit als einzigem Lebewesen auf dem Planeten, dass zum Mitfühlen in der Lage ist. Das ist erstens nicht korrekt (Menschenaffen kümmern sich auch um behinderte Affenbabies, nur als Beispiel), und zweitens der Gipfel des Zynismusses dieses Werks, angesichts unserer Zerstörungswut der Lebensräume der anderen Lebesewesen auf diesem Planeten.
Es ist nämlich eigentlich gar nicht 'Unsere Erde' - sondern 'Deren Erde' - die wir bald zerstört haben werden, wenn wir so weitermachen, so einzigartig sie auch gewesen sein mag.
Keinen Dank für dieses Heile-Welt-Propagandawerk. Von einem Werk mit BBC-Label habe ich mehr erwartet. Und von Günther Jauch auch.