"Volt" von Tarek Ehlail war leider sehr enttäuschend. Das Thema, die Geschichte, sind hochaktuell, brisant und spannend. Da hätte so ein fesselnder Dystopiethriller draus werden können. Stattdessen ist das passiert, womit die "Tatort"-Filmemacher immer wieder vielversprechende Stoffe in die Bedeutungslosigkeit auswalzen: Das Privatgeschwurbel eines Einzelnen nahm den gesamten Fokus in Anspruch. Unterlegt wurde die Seelenpein des Polizisten Volt mit sinistrem Unglücksgeraune im Soundtrack, das mit dröhnenden Bässen die zernuschelten Dialoge übertönte.
Überhaupt, dieses Nuscheln! Das ist Til Schweigers Markenzeichen, aber das heißt nicht, dass man sich an ihm ein Beispiel nehmen sollte. Man lernt schließlich in der Schauspielausbildung (und da spreche ich aus Erfahrung) sowohl authentisch als auch deutlich zu sprechen, das ist ja gerade die Kunst, das Handwerk des Schauspielers, ansonsten könnte das jeder Dummdödel machen. Schon klar, das soll natürlich wirken, und alles. Tut. Es. Aber. Nicht!!! Es nervt einfach nur, wenn man nicht versteht, was die Leute sagen.
Außerdem fing die Handlung mittendrin und gleich auf voller Power an, das war nicht mehr zu steigern, und so fiel die Spannungskurve nach dem großen Knall am Anfang kontinuierlich ab. Die Figuren waren allesamt durch die Bank weg unsympathische Arschlöcher, man hat kein Stück mit der Hauptfigur Volt mitgefühlt, der war einfach nur ein völlig kaputtes, seelisches Wrack. Damit das auch jeder versteht, wurden so typisch deutsche, "emotionale" Szenen eingebaut, die total gekünstelt und albern wirkten. Da boxt Volt in die Luft, vögelt mit einer drogensüchtigen Schabracke in einer zwielichtigen Underground-Spelunke oder taucht mit dem Kopf in der Badewanne unter und brüllt sich die Seele aus dem Leib. Dabei spielt Benno Führmann gut genug, dass man auch ohne diesen affektierten Filmstudentenangeberkram gemerkt hat, dass der Kerl völlig im Arsch ist.
Problem ist, das ist er von Anfang an. Und es ändert sich auch nicht wirklich was. Eigentlich möchte er die ganze Zeit sterben, aber scheint zu unentschlossen, um sich umzubringen. Die Liebesgeschichte mit der Schwester des Toten wirkt völlig an den Haaren herbeigezogen und man wundert sich, wie schnell das geht. Sowieso ist allein schon die Prämisse des Films unglaubwürdig und nicht schlüssig. Offenbar ist es in dieser dystopischen Welt ja so, dass die Armen in diesen Transitzonen dahinvegetieren, und die Reichen in feinen Siedlungen residieren. Die Armen haben gar nichts zu melden, werden ignoriert und keinen interessiert es, was mit ihnen passiert. Außerdem hat Volt ja nicht geplant, den Mann umzubringen, sondern es war halb Notwehr, halb Totschlag im Affekt. Da hätte er doch einfach gleich sagen können, dass er das war, und dann wäre die ganze Sache erledigt gewesen.
Fazit: Wer sich mit der Thematik Parallelgesellschaft in Vororten vs. Polizeigewalt und -willkür auseinandersetzen will, sollte sich lieber noch einmal "Hass" von Mathieu Kassovitz anschauen. Der Film ist aufgebaut wie eine griechische Tragödie, hat eine starke Spannungskurve und sympathische Figuren, die eine Entwicklung durchmachen und nach klaren, nachvollziehbaren Motiven handeln, deren Schicksal einen kümmert. "Volt" sollte wohl so etwas ähnliches werden, stattdessen war es eher wie ein überambitionierter, affektierter "Tatort", wo die Idee noch das Beste an dem Ganzen war. Lohnt sich nicht.