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Frank B.
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3,5
Veröffentlicht am 20. November 2017
Eine kleine Gruppe von Menschen wird einer extremen Streßsituation ausgeliefert und die menschliche Psyche zeigt ihre wahren Abgründe. Nicht wirklich ein neues System, hier aber mit einer Menge schwarzen Humors aufbereitet. El Bar zeigt wieder einmal, warum Alex de la Iglesia seit Jahren mit seinen Filmen in den Schattenzonen der menschlichen Gesellschaft wandelt. Der spanische Film, momentan sowieso auf einer kleinen Welle schwimmend, einmal mehr ein Hingucken wert.
Da isst man morgens im Lieblingscafé sein Frühstücksei (oder was auch immer man gerne morgens so isst), sieht um sich herum die Gesichter der anderen Gäste, irgendwie austauschbar, vertraut und gleichzeitig fremd und dann wird plötzlich jemand draußen erschossen, der eben noch mit im Café war. Jemand, der helfen will, wird ebenfalls Opfer eines Scharfschützen. Kein Wunder, wenn einem das Frühstück im Hals stecken bleibt. Man traut sich nicht vor die Tür, die anderen auch nicht und plötzlich muss man sich mit denen auseinandersetzen. In dem Zuge merkt man, wie schön doch die Anonymität war, denn es gibt Menschen, die man gar nicht kennen will, mit denen man nun aber klar kommen muss, ob man will oder nicht. Sehr cooles Thema, wie ich finde und in El Bar als rabenschwarze Satire sehr gelungen umgesetzt.
Der Film hat was von "10 kleine Negerlein ... da warens nur noch 9 ... 8 usw.". Aber er ist schon sehr unterhaltsam in Szene gesetzt und hab mich über den gezeigten schwarzen Humor gut amüsiert. Jeder überzeichnete Charakter hat da seinen Teil dazu beigetragen. Der Film ist insgesamt eine Mischung aus verschiedenen Genres - bisserl Action - bisserl Horror - bisserl Komödie...
Schwarzer Humor und stark überzeichnete Figuren sind ein Markenzeichen des spanischen Regisseurs Álex de la Iglesia. In seinem neuen Film "El Bar", der außer Konkurrenz im Berlinale-Wettbewerb präsentiert wurde, testet er aber die Grenzen des guten Geschmacks bis zur Schmerzgrenze aus. Die Gags sind zotiger und platter als von ihm gewohnt, der Ekelfaktor steigt, je tiefer die Figuren sinken: aus dem Gastraum der Bar verlagert sich der Schwerpunkt der Handlung zunächst auf die Toilette, dann in den Keller und schließlich in die Kloake unterhalb der Bar.
Es ist schade, dass Álex de la Iglesia in Deutschland noch nicht so bekannt ist. Seine Filme "La Comunidad/Allein unter Nachbarn" (2001, sein bisher größter Erfolg) und "Crimen ferpecto/Ein ferpektes Verbrechen" (2004) boten intelligente, anspielungsreiche Unterhaltung mit schwarzem Humor und Niveau. "Las brujas de Zugarramurdi" schaffte es leider nicht in die Kinos, war aber ein Highlight der Spanischen Filmwoche 2013 (Kritik).
Dass die Berlinale diesen spannenden Regisseur auch in Deutschland bekannter machen will, ist sehr verdienstvoll. Nur wählte sie dafür leider den falschen Film aus: "El Bar" ist eines seiner schwächeren Werke