Die Erwartungen zu "Moonlight" sind generell sehr hoch. Zuerst kam der meisterliche Trailer, dann die mehr als sensationellen Kritiken und zur Krönung gab es noch den Oscar für den Besten Film. Somit ist es einfach enttäuscht zu werden. Wurde ich aber nicht wirklich. Der Film hält was der Trailer verspricht. So sensationell wie alle Kritiken würde ich "Moonlight" zwar nicht nennen, doch es ist ein wirklich herausragender Film geworden.
"Moonlight" ist eindringlich, was an vielen Sachen liegt. Hier gibt es kein Kitsch, kein Episches, oder Szenen die einen unbedingt zum Weinen bringen wollen. Der Film ist sehr realistisch und lässt einen jede Szene so miterleben als wäre man dabei. Jede Dialogzeile ist wichtig und nötig, doch es gibt auch sehr viele Szenen , welche sehr ruhig sind und das nicht gesagte ist ebenfalls sehr wichtig.
Grundsätzlich wird die Geschichte von Chiron erzählt und zwar in drei Kapiteln. So wird im ersten Kapitel seine komplizierte Kindheit gezeigt, im zweiten Kapitel wird, wie der mittlerweile jugendliche Chiron es in der Schule sehr schwer hat und das letzte Kapitel spielt während er Erwachsen ist.
Man verfolgt die komplette charakterliche Entwicklung von Chiron und alle drei Schauspieler, die ihn verkörpern spielen fantastisch! Am meisten überzeugen konnte mich Mahershala Ali, der eine sehr wichtige Rolle in Chirons Leben spiel und hier zu Recht einen Oscar als bester Nebendarsteller bekommen hat. Er strahlt eine Aura aus, eine Präsenz. Er beherrscht die Szene, wenn er auftaucht, nur leider kriegt man ihn meiner Meinung nach etwas zu wenig zu sehen.
Durch die drei Kapitel werden Situationen nicht gezeigt und man erahnt sie erst in Dialogen nach dem Sprung ins nächste Kapitel. Das macht die Dialoge spannender, welche zudem sehr gut geschrieben sind. Nur manchmal hätte man sich gewünscht diese Parts der Entwicklung miterlebt zu haben.
Das erste Kapitel, welches die Kindheit zeigt und die Relationen zwischen den Personen ist am spannendsten. Man steigt in diese Welt ein und lernt alles kennen. Von Beginn an sticht die meisterliche Inszenierung heraus und man merkt, dass Regisseur Barry Jenkins alle Themen welche angesprochen werden beherrscht. Jede Szene ist gewollt so gezeigt, alles wirkt perfekt. Das zweite Kapitel ist wieder etwas klassisch, es tauchen Themen auf, welche man gut kennt und da geht der Film weiter, bietet aber nicht so viel neues, wagt aber einiges! Das dritte Kapitel macht einen großen Sprung nach vorn und da möchte ich nicht spoilern. Es ist das interessanteste, dort tauchen aber kleine Längen auf.
Das Ende kommt ohne große Überraschung endet aber erstaunlich abrupt. Das Ende enttäuschte mich ein wenig und ist das Hauptkriterium für den Abzug. Doch sehen müsst Ihr es selber.
Handwerklich ist "Moonlight" top. Es gibt sehr viele, abwechslungsreiche, fantastische Kamerafahrten / -einstellungen. In den ruhigen Momenten fängt sie die Atmosphäre toll ein, in bewegungsreichen, spannungsaufbauenden Szenen wird sie wackeliger. Der Soundtrack ist eindringlich und wirklich sehr passend, wenn auch etwas unkonventionell.
Fazit: Schauspielerisch auf einen hohen Niveau, meisterlich inszeniert, einprägsam, mit der Zeit faszinierend. Auch wenn das Ende vorhersehbar ist, erlebt man jede Szene als wäre man dabei, da der Film realistisch ist und es nur Dialoge gibt, wenn diese auch wirklich nötig sind. "Moonlight" wurde zu einem Drama, welches zwar ein paar Längen besitzt, jedoch nie langweilt und nie aufhört zu faszinieren.