War es Blair Witch überhaupt möglich dem Kultstatus seines Vorgängers gerecht zu werden? Vor allem wenn man bedenkt, dass the Blair Witch Project größtenteils nur wegen seinem genialen Marketing so einen enormen Erfolg erzielen konnte? Wie dem auch sei, nach dem ersten the Woods-Teaser war ich hoffnungsvoll, denn dieser vermittelte Atmosphäre, Kreativität und konnte mit einem der besten Duos des heutigen Horrorfilms werben: Simon Barrett und Adam Wingard (verantwortlich für the Guest, Teile der V/H/S-Saga und You're Next). Nun wo die große Überraschung (und gleichzeitig das Marketing-Gimmick des Filmes) raus ist, konnte man sich selber ein Bild machen. Leider enttäuscht Blair Witch auf so ziemlich allen Ebenen: Die Atmosphäre wird durch False Jumpscares ausgemacht, das Setting ist an sich immer noch effektiv, allerdings wird es durch die ständige Dunkelheit äußerst repetitiv (das Original konnte durch seinen regelmäßigen Ton-Wechsel mehr Abwechslung reinbringen: Terror in der Nacht und Verzweiflung sowie Paranoia zur Tageszeit) und das Pacing des Filmes kann sich nicht zwischen einem behäbigen Aufbau (ca. die erste dreiviertel Stunde) und einer rastlosen Schlag auf Schlag-Struktur (der ganze Rest des Streifens) entscheiden. Die Charaktere bleiben allesamt sehr eindimensional und langweilig, der Plot ist praktisch nicht vorhanden und die gesamte Entwicklung des Geschehens erinnert viel zu stark an seinen Vorgänger. Technisch gesehen, ist Blair Witch gutes Mittelmaß: Die Kameraarbeit ist zeitweise leider zu hektisch und wackelig, das Editing manchmal ein wenig zu energetisch, und aufgrund der mangelnden Perspektiven-Abwechslung weiß man als Zuschauer zeitweise nicht, welcher Figur man gerade folgt. Das Sounddesign ist sowohl Positiv als auch Negativpunkt für mich. Einerseits hilft das Rumoren und Grollen in der Ferne einen unwohl fühlen zu lassen, andererseits ist es viel zu penetrant und aufdringlich sobald mal eine ruhige Stimmung aufkommt (einfache Knochenbrüche klingen zeitweise wie Explosionen). Das einzige was ich wirklich ausnahmslos loben kann, ist der Soundtrack. Dieser macht praktisch 90% der Atmosphäre aus und ist super gelungen. Auch die erweiterte Folklore der Blair Witch ist gut in Gesprächen untergebracht und gibt der ganzen Legende einen erfrischenden Touch. Nun allerdings zu dem größten Kritikpunkt für mich: Der Film nutzt sein Potenzial leider nicht wirklich aus. In vielen Momenten traut er sich nicht, neues Territorial zu betreten (selbst wenn es so etwas profanes wie Tötungsarten sind, versucht der Film immer noch realistisch zu bleiben) und in anderen Elementen schlägt er effektive Elemente des Vorgängers zugunsten einer modernen Herangehensweise aus (sorry, aber weshalb
musste man die Hexe dieses Mal zu Gesicht bekommen?
!). Zwar bringt der Film im Finale noch die ein oder andere gute Idee ein (
die Kamera als Hilfsmittel um aus dem Haus zu kommen; der Time-Loop der Hexe
), aber das hilft dem Werk dann auch nichts mehr.