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    Ich, Daniel Blake
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    Kino:
    Anonymer User
    5,0
    Veröffentlicht am 17. August 2023
    Ken ist wirklich der Größte. Solange dieser kleine, sympathische Brite großartige Filme macht, gibt es Hoffnung, dass das Abendland kulturell nicht untergeht.
    Wiederum schafft er es, ein brandaktuelles Thema solide recherchiert so umzusetzen, dass es emotional unter die Haut geht. Und sein Drehbuchautor John Laverty vergisst nie, die Situationen und Dialoge gelegentlich mit einem feinen Witz zu versehen.
    Das großartige an den Ken Loach Filmen ist die geniale Mischung aus thematischer Ernsthaftigkeit und dem Mutterwitz der Betroffenen. Und er geht mit der Zeit. Arbeitslosigkeit ist ja kein neues Thema für ihn, nur jetzt sind wir im voll digitalisierten 21. Jahrhundert, abhängig von gefühllosen IT Systemen, die nur drei Ziffern kennen: Eins, Zwei und Null. Auch die Unpersönlichkeit der Entscheider als Vertreter des Staates wird hier echt kafkaesk ad absurdum geführt. Man muss sich einfach in ein unsichtbares Netz von sich teilweise widersprechenden Vorschriften verstricken. Dabei bleibt die Menschlichkeit auf der Strecke. Dan (Dave Johns), der auch zur postdigitalen Generation gehört, kann keinen Computer bedienen und läuft ziellos hin und her zwischen Sozialhilfe und Arbeitslosengeld. Im Grunde versteht er gar nicht, was da um ihn herum passiert.
    Ähnlich wie ihm ergeht es Katie (Hayley Squires), einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern. Für beide geht es auf der sozialen Leiter steil nach unten. Sie verdingt sich bei einem Escort Service und Dan will sie da rausholen. Katie verliert ihre Ehre als Frau, Dan sein Leben. Da hilft auch Nachbarschaftshilfe nicht. Echt tragisch und ausweglos. Ken bringt es auf den Punkt. Es liegt wohl am System. Das ist keine schöne neue Welt, sondern leider Realität. Erschütternd ehrlich. Da gibt es Tränen der Rührung und des Zorns.
    Kino:
    Anonymer User
    4,5
    Veröffentlicht am 20. Februar 2017
    Beinhartes Sozialdrama um den Kampf eines einfachen Mannes gegen willkührliche, erniedrigende Bürokratie. Dabei auch formal in der zurückhaltenden Regie und der Betonung der dem Menschen gegenüberstehenden Strenge der Architektur beachtenswert. Innerhalb der Tristesse jedoch finden sich einzelne Momente menschlicher Verbundenheit, welche die Figuren vor dem absoluten Ruin bewahrt.
    Daniel P.
    Daniel P.

    79 Follower 227 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 30. Dezember 2016
    Der Film zeigt eindrücklich wie man in die Mühlen der Bürokratie geraten kann. Daniel Blake war ein einfacher Arbeiter, wurde krank und fand sich in einer Zwickmühle wieder. Der Regisseur zeigt uns sein Leben aus einer sehr nahen Perspektive und ungefiltert. Auch in seiner aussichtslosen Situation gibt Daniel die Hoffnung nicht auf, viel mehr schafft er es diese sogar noch weiter zu geben. Der Film lebt durch seine Authenzität, die Darsteller lassen ihr Schauspiel vergessen. Genial und wichtig.
    Das Kulturblog
    Das Kulturblog

    23 Follower 107 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 6. Dezember 2016
    Ein bedrückendes Sozialdrama über die kafkaeske Jobcenter-Bürokratie, die ihre „Klienten“ mit strengen Regeln sanktioniert, stundenlang in der Warteschleife hängen lässt oder sie in sinnlosen „Maßnahmen“ parkt.

    Ken Loach macht aus diesem Stoff ein Sozialdrama, das so präzise abläuft wie ein Uhrwerk – aber eben auch so vorhersehbar. Viele Kritiker grummelten nach der Preisvergabe der Goldenen Palme, die im Mai 2016 zum zweiten Mal nach 2006 (für „The Wind that shakes the Barley“) an Ken Loach ging, dass sein Film zu holzschnittartig sei und andere Filme aus dem Wettbewerb ästhetisch interessanter und künstlerisch experimentierfreudiger seien.
    Kino:
    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 14. März 2017
    Die Schauspieler:

    Insgesamt begnügt sich „Ich – Daniel Blake“ mit einem sehr überschaubaren Cast, der aber viele der hochbezahlten „Traumfabrik“ Darsteller aus Übersee an die Wand spielt. Der Brite Dave Johns übernimmt in seiner ersten Filmrolle den Part des titelgebenden Protagonisten Daniel Blake und brilliert in seiner Aufgabe, den „Jedermann“ überzeugend darzustellen. Johns agiert in einer gekonnt lakonisch, dramatischen Art, die ihn von der ersten Sekunde an zum absoluten Sympathieträger werden lässt, mit der er das Publikum mit jeder Szene mehr und mehr in seinen Bann schlägt und darauf warten lässt, was Daniel Blake wohl als nächstes tun wird. Die ebenfalls noch unbekanntere Hayley Squires spielt die zweifache, alleinerziehende Mutter Katie. Mit abgekämpfter Optik und auf so mühelos wirkende doch brillante Art und Weise, zeigt Squires das Bild einer beinahe hilflos verzweifelten Mutter. Dies ergänzt sich wundervoll mit dem glänzenden Schauspiel von Dave Johns und beschert uns ein geniales Schauspielpärchen, das ohne Glamour und Hollywood Pomp auskommt. Absolut erwähnenswert - die Jungschauspielerin Briana Shann, welche die Rolle von Katie`s Tochter Daisy spielt. Shann positioniert sich in ihrer Rolle als Kind aus sehr schwierigen Verhältnissen, mit trauriger Mimik, jedoch einem hoffnungsvollem Unterton folgend, toll ins Ensemble.

    Der Film:

    Regisseur Ken Loach zeichnet in „Ich – Daniel Blake“ ein farbloses und ungeschöntes Bild, das in konsequenter Weise die Defizite des von Tony Blair erschaffenen Sozialsystems mit Bestrafungsmethodik – Entzug der Sozialleistungen - aufzeigt. Schritt für Schritt wird auf sehr bedrückende Art visualisiert, zu welcher Farce das mittlerweile, für den Otto Normalverbraucher beinah unüberwindbare, aufgeblähte Sozial - und Zweiklassengesundheitssystem geworden ist. Der Titelheld wird in dokumentarischem Erzählstil auf Schritt und Tritt begleitet während er sich, nach einem Herzanfall und aufs arbeitstechnische Abstellgleis geschoben, durch die Kloake der nervenzermahlenden staatlichen „Hilfsmühlen“ quält. Hierbei greift Regisseur Loach gezielt zu keiner Hintergrundmusik, um die Szenen nicht zu verwässern oder unnötig emotional darzustellen. Die Dramatik stellt sich mit jeder Einstellung selbst dar und lässt den Zuschauer im Lauf der Handlung beinah selbst mürbe werden. So finden wir uns mit Blake in einer für ihn nicht mehr greifbaren Welt, die den hart arbeitenden Mann aus der Mittelschicht, fallen lässt wie überreifes Obst. Hierbei stellt sich immer wieder die starke Chemie zwischen den Hauptdarstellern in den Vordergrund, von welcher der Film ganz eindeutig seine Energie bezieht. Als Relikt aus analogen Zeiten, kämpft der Held des Films gegen eine digitalisierte Welt, in der sich die fortschreitend alternde Arbeiterklasse wenig bis gar nicht mehr zurechtfindet und im Strom von Smartphones, Online Bewerbungen und Internetbasiertem Formularwahnsinn zu versinken droht. Die ungesüßte Darstellung von unverschuldeter Mittellosigkeit, dem alles beherrschenden zusätzlichen Druck, Kinder nicht mehr ordnungsgemäß versorgen zu können und das Abrutschen in asoziale Verhaltensmuster machen „Ich – Daniel Blake“ zu einem brillanten Sozialdrama, in dem sich ab und wann sogar noch Platz für feinsten britischen Humor findet. Speziell Szenen mit den zu anscheinend leblosen Maschinen mutierten Angestellten der verschiedenen Ämter, zaubert dem Zuseher aufgrund des Wortwitzes und des resignierenden Sarkasmus von Blake, das eine oder andere Mal ein Schmunzeln ins Gesicht. Gerade diese Szenen sind es aber, die einen gewissen Punktabzug der Bewertung darstellt, da sich Regisseur Loach in immer wiederkehrender Weise zum Richter über Menschen aufschwingt, die möglicherweise selbst Gefangene in einem zu Tode reformierten System sind aus dem es, obgleich der Betroffene Mitgefühl zeigen möchte es sein eigener beruflicher Stand es aber nicht zulässt, kein Entkommen gibt. Mit ungeschönter Methodik werden hier „normale“ Bürger und Beamte gegenübergestellt, die schon beinahe den Eindruck erwecken es handle sich um seelenlose Zombies und die am Leben gebliebenen Gejagten. Genau diese „am Leben gebliebenen“ Menschen in Daniel`s und Katie`s unmittelbarer Umgebung, werden immer wieder für herzergreifende Szenen genutzt, die dem Glauben auf die Sprünge helfen sollen, dass die Hoffnung doch noch nicht ganz verloren zu sein scheint.

    Fazit:

    „Ich – Daniel Blake“ ist ein fein kreiertes Sozialdrama der besonderen Art, welches in ungeschönter Form die bitteren Abgründe und die Falschheit eines Wohlfahrtsstaates zeigt, welcher Menschen, die stets ihren Beitrag geleistet haben um besagten Staat überhaupt erst funktionsfähig zu halten in die schiere Verzweiflung treibt, jedoch oft durch kleine zwischenmenschliche Gesten noch ein kleines Licht in der grausamen Dunkelheit der Mittellosigkeit brennen lässt…..
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