Bei einer zunehmenden Anzahl von Dokumentarfilmen, deren Macher sich kaum verhohlen für oder gegen eine bestimmte Sache einsetzen, muss man sich fragen, ob der Zweck wirklich alle Mittel heiligt. Michael Moore (zuletzt „Where To Invade Next“) war mit seinen polemisch-einseitigen und methodisch zuweilen fragwürdigen Filmen einer der Vorreiter dieser Tendenz, aber zumeist sind seine Werke, die sich kaum noch als Dokumentationen im klassischen Sinne bezeichnen lassen, dennoch recht informativ und vor allem unterhaltsam. Letzteres gilt für Carl-A. Fechners „Power to Change - Die EnergieRebellion“ nur eingeschränkt, aber das Engagement ist auch dem deutschen Journalisten und Regisseur nicht abzusprechen. In seinem Film geht es um eines der drängendsten Themen unserer Zeit: den Klimawandel. Kaum ein vernünftig denkender Mensch wird bestreiten, dass sich sehr bald etwas tun muss, dass der gigantische Energieverbrauch drastisch reduziert und der Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energien forciert werden muss, da die Erde ansonsten unweigerlich umkippen wird. Dass Fechner sich für eine grüne Energieversorgung einsetzt (seine ambitionierte Vision ist die dezentrale Energiewende bis 2030), kann man ihm also nicht verdenken – im Gegenteil. Dass er dies jedoch mit stilistischen Mitteln tut, die oft an Werbevideos mit ihren Irreführungen, Einseitigkeiten und Halbwahrheiten denken lassen, dagegen schon.
Der Komplexität der Themen Klimawandel und Energiepolitik lässt sich in 90 Filmminuten nur schwer beikommen und so ist es wohl unvermeidlich, dass bei der Fülle des hier präsentierten Materials viele Aspekte nur im Vorbeigehen angerissen werden. In Interviewschnipseln kommen Wissenschaftler, Aktivisten und Unternehmer zu Wort, es geht unter anderem um neuartige Ideen zur Mobilität, um die Verstrickung russischer Gasunternehmen in den Bürgerkrieg in der Ukraine und um die Folgen des Fracking – das Feld ist (zu) weit gesteckt. Und Regisseur Carl-A. Fechner („Die 4. Revolution – Energy Autonomy“) ergreift jeweils ganz eindeutig Partei: Wenn er beispielsweise die Herstellung von Pellets aus Getreideabfällen als alternative Methode der Energieversorgung vorstellt, dann lässt er keinen Platz für Zweifel an den Vorzügen der Erfindung. So macht er es immer wieder: Ein Forscher berichtet in einem kurzen Statement von einer Idee, es folgt ein Schnitt auf interessierte Zuhörer, die zustimmend nicken, damit ist die „Argumentation“ abgeschlossen. Positiv betrachtet könnte man solche unverhohlene Werbung als Versuch bezeichnen, den Feind (also die großen Energiekonzerne) mit den eigenen Mitteln zu schlagen, negativ gesehen ist „Power to Change“ ein oft befremdlich einseitiger Blick auf komplexe Probleme.
Fazit: Diesem filmischen Plädoyer für erneuerbare Energien mag man in der Sache gerne zustimmen, allerdings nicht unbedingt in dieser einseitigen Form.