Ich habe mir den Film endlich mal angesehen, weil er schon lange auf meiner Liste stand. Blind gesehen, sei dazu zu sagen. 5v5 hier auf Filmstarts, 7,9/10 auf imdb, das muss ein Meisterwerk sein!
Also mit sehr hohen Ansprüchen rangegangen, zu hoch, wie sich herausstellte.
Gerade bei solchen Filmen erwarte ich eine gewisse Detailverliebtheit, die mir gleich in der ersten Szene einen Dämpfer verpasste: Ein paar Soldaten werden in Dünkirchen beschossen und rennen die Straße runter. Alle bis auf einen werden erwischt, der sich über ein blaues Holztor rettet. Was macht er danach? Er bleibt hinter dem verdammten HOLZTOR sitzen! Welcher Soldat tut so etwas?? Das hatte also das erste Geschmäckle, was das Drehbuch angeht.
Meine Stiummung hellte sich wieder auf, als die drei Handlungsfäden eingeführt wurden! Diese sind in der Tat sehr gut ineinander verwoben und sehr gut geschnitten! Einige Szenen sah man dadurch doppelt aus unterschiedlicher Perspektive, obwohl die drei Handlungsstränge unterschiedlich lang sind. Wirklich ein sehr gelungenes Konzept.
Leider zogen sich waffentechnische Schwächen weiter durch den Film: Eine Bombe einer Stuka trifft die Mole und reißt in das Holz ein etwa 1m im Durchmesser messendes Loch. Diese Fliegerbombe zerstört sonst ganze Häuser. Überhaupt wird der Strand so gut wie gar nicht von Flugzeugen angegriffen und die Briten beschießen diese nicht mit Flak. Hatten die Briten dort wirklich dermaßen wenig Ausrüstung? Und nur mal so als Frage hingestellt: Wie weit kommt eine Spitfire im Gleitflug? Weitere Beispiele dieser Schwächen könnten hier folgen.
Desweiteren muss ich die Musik von Hans Zimmer für die einzelnen Titel zwar loben, aber das ewig hektische Stakato von Geigen oder gar das Ticken einer Uhr zur künstlichen Spannungserhöhung geht mal gar nicht!
Ich verstehe es durchaus, dass Nolan durch die Gesichtslosigkeit der Charaktere eine gewisse Austauschbarkeit erzeugen will. So nach dem Motto, es hätte jeden dort treffen können. Leider führt aber genau dies dazu, dass man nicht mit den Personen mitfiebert, weil das "Inferno Dünkirchen" in diesem Film einfach kein Inferno ist. Entweder man beleuchtet die Charaktere, so dass man sie liebgewinnt oder aber man lässt unerklärte Charaktere tatsächlich ein Inferno durchleben. Der Verzicht auf sämtliches Leid, was der Krieg nun mal mit sich bringt, lässt mich nach dem Film emotionslos zurück und erinnert mich ein wenig an schlechte Hollywood-Kriegsfilme mit dem unbesiegbaren US Militär. Das geht soweit, dass ich es schon fast als Frechheit ansehe, dieses tragische Ereignis so verharmlost darzustellen, immerhin ist es eine wahre Begebenheit und viele Menschen mussten dort tatsächlich leiden.
Vielleicht geht in diesem Film ein wenig der englische Patriot mit Nolan durch, was mich durch die in die länge gezogenen Happy-End-Szenen am Ende des Filmes, natürlich im besten Sonnenuntergangslicht, noch bestärkt. Dazu zählt die Rolle des Conter-Admirals, der nur charkterlos auf der Mole rumsteht und sprüche klopft. Hätte man weglassen können.
Fazit wäre demnach: Gute filmerische Ideen, die aber nicht aufgehen. Ein Versuch war's wert.