Trappatoni hätte vor nicht einmal 3 Jahren noch gesagt: „ Was erlauben Shayamalan!“. Tatsächlich hatte ich damals, nach Perlen wie Sixth Sense, Unbreakable und auch Signs, gedacht meinen neuen Lieblingsregisseur gefunden zu haben…dann war es, zumindest für mich, lange still um den Meister des filmischen O.Henry-Twists.(cineastische Frechheiten wie „After Earth“ oder die „Legende von Aang“ tauchen in Shayamalans Filmografie für mich nicht auf).
Mit „The Visit“ und jetzt „Split“ sind wir zumindest wieder da, wo uns der Regisseur 2004 mit dem, noch guten, „The Village“ zurückgelassen hat.
Aber zunächst mal zur Technik. Musikalisch fehlt hier zwar das Feingefühl, eines Reznor, Williams oder einem beliebigen anderen beeindruckenden Namen aus der Filmmusikszene, dennoch kommt die Untermalung solide rüber. West Dylan Thordson ist irgendwie noch nicht ganz im Filmmusik komponieren angekommen. Manchmal hat man das Gefühl das Musik und Szene sich nicht ergänzen, sondern eins von beiden immer in den Vordergrund drängt. Meistens ist das gar nicht so schlimm, nur man wird das Gefühl nicht los, dass hier Potenzial verschenkt wird. Die beklemmende Atmosphäre des Setbilds braucht man aufgrund der genretypischen, engen Kellerräume und Gänge zwar nicht zwangsläufig noch mehr hervorheben, aber der richtige Score hätte hier eventuell ein neues Unterbuchsen-Abo verlangt.
Kamera ist gut realisiert und bietet auch die Shayamalan-typischen Standbilder in denen irgendwas, irgendwann, irgendwo durch das Bild huscht. Schnitt ist ebenfalls in Ordnung, allerdings nicht so gut gemacht wie noch bei „The Visit“(bei dem Suspense wohl noch mehr im Vordergrund stand).
Beim Drehbuch schleichen sich, ebenfalls genretypisch, einige fragwürdige Entscheidungen der Protagonisten ein. Aber seit Prometheus glaube ich sowieso nicht mehr, dass ein Hochschulabschluss zu viel Nütze ist, wenn es darum geht, diverse Gefahren einzuschätzen. Trotz der Nebenhandlung, die einem die entführte und introvertierte Casey näher bringen soll, muss man hier wohl sagen, dass das Skript von vornherein auf eine „One Man Show“ abzielt. Aber die hat es in sich!
Womit wir zum Herzstück des Films kommen. McAvoy…seit Drecksau bin ich ein überzeugter Anhänger des Schotten. Auch seine ambivalente Darstellung der Beziehung zu Fassbender in den X Men Filmen trägt meines Erachtens die ganze Serie. Was hier in Split gezeigt wird, ist mit Andy Serkis Gollum, die beste Darstellung verschiedener Persönlichkeiten in einem Körper. Auch wenn der psychologie-medizinische Ansatz hier unterschiedlich ist (Gollum = schizophren – Kevin leidet unter DIS). Man nimmt McAvoy einfach jede Persönlichkeit ab, selbst der geistig 9-jährige wirkt in keinster Weise lächerlich. Dazu passen Gestik und Mimik einfach zu gut.
Zum restlichen Cast…ja, das sind noch andere Schauspieler/Innen…Ana Taylor-Joy….habe schon schlechtere Entführungsopfer gesehen (The Captive) aber auch schon bessere…die anderen beiden…naja…Achtung: Spoiler….
gewöhnt Euch nicht dran
. Einzig Betty Barclay..ne Moment, ach kommt den wolltet Ihr doch lesen…also Betty Buckley bereichert den Film wirklich. Neben der inhaltlichen Erklärung was später passiert, hat man um die Figur Dr. Karen Fletcher ernsthaft Sorge. Auch wenn Ihre hochwissenschaftlich, clevere Idee eines
nächtlichen Besuchs bei einem Psychopathen
weit weg von den Begriffen „Gute Idee“ ist. Aber man schaut ja auch immer ins Alien-Ei…
Fazit: Insgesamt reicht der Film nicht an Sixth Sense und Unbreakable, ist aber mindestens seit 2004 der beste Shayamalan.