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    Veteran - Above The Law
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Veteran - Above The Law
    Von Christoph Petersen

    Hwang Jeong-min („New World – Zwischen den Fronten“) vereint als Seo Do-cheol die selbstsichere Coolness von Faceman aus „Das A-Team“, den unbedingten, notfalls auch das Gesetz außer Acht lassenden Gerechtigkeitssinn von Clint Eastwoods Dirty Harry sowie den selbstironischen Martial-Arts-Humor von Jackie Chan. Wenn der Cop mit seinem Team zu Beginn von Ryoo Seung-wans „Veteran – Above The Law“ einen koreanisch-russischen Autoschieberring aushebt, dann ist das eine extrem kurzweilige, ebenso knallig-wuchtig wie augenzwinkernd-verspielt inszenierte Action-Komödie! Aber gerade als man sich zu wundern beginnt, dass ein Film aus diesem Genre bei den Asia Film Awards für das Beste Drehbuch, die Beste Regie und als Bester Film nominiert wurde (für Komödien ja absolut keine Selbstverständlichkeit), beantworten sich alle diesbezüglichen Fragen mit dem flamboyant-fiesen Auftritt von Yoo Ah-In Yoo („Sado“) als Konzernchefsprössling und Oberschurke Jo Tae-oh praktisch von selbst: Als Seo bei einer Premierenfeier moniert, dass er sich eine High-Society-Party ganz anders vorgestellt hätte, beginnt Jo unverzüglich damit, seine das stoisch hinnehmenden Begleiterinnen im „Die 120 Tage von Sodom“-Stil zu erniedrigen, indem er ihre Gesichter mit Kartoffelsalat vollschmiert. Kurz darauf lässt er einen LKW-Fahrer um sein ausstehendes Gehalt boxen, während dessen kleiner Sohn dabei zuschaut, wie der Vater zu Brei geschlagen wird.

    In „Veteran“ wird ein alle sozialen Schichten umfassendes Bild der koreanischen Gesellschaft gezeichnet und fast niemand kommt ungeschoren davon. Den Kampf gegen Gewerkschaften nimmt „The Berlin File“-Regisseur Ryoo Seung-wan genauso ins Visier wie die Korruption bei der Polizei, aber an dem abgründigen Blick hinter die ansonsten so undurchlässige Fassade der Wirtschaftsbonzen hat er offenbar besonders viel Spaß: Da tragen die Topmanager allesamt Erwachsenenwindeln, weil sich in der Sitzung niemand traut, während der Ansprache des Chefs mal auf die Toilette zu gehen! Der unbarmherzige Druck wird so perfide (oder manchmal auch geradeheraus mit einer Tracht Prügel) nach unten weitergegeben, dass am Ende die ganze Managerebene nur noch mit empathielosen, paranoiden, dauerkoksenden Psychopathen durchsetzt zu sein scheint: Hier wird eines der bissigsten und konsequentesten Bilder der oberen Zehntausend gezeichnet, die selten so verabscheuungswürdig erschienen – und das in der Form einer Action-Komödie, in der immer wieder auch auf simplen Slapstick gesetzt wird! Einmal steht eine lebensgroße Figur von Heath Ledger als Joker in „The Dark Knight“ im Hintergrund – und auch wenn wir wissen, dass der Vergleich schon sehr hochgegriffen ist, würden wir Yoo Ah-Ins Jo doch in die Liste der eindrucksvollsten Leinwand-Bösewichte der vergangenen 15 Jahre aufnehmen.

    Fazit: Eine sauunterhaltsame Martial-Arts-Cop-Thriller-Action-Comedy – und dazu noch eine abgrundtief-bittere, in den Zeiten der Panama Papers hochaktuelle Abrechnung mit der Selbstherrlichkeit der Reichen und Mächtigen.

    „Veteran - Above The Law“ läuft auf den Fantasy Filmfest Nights 2016 – hier geht’s zum vollständigen Programm.

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