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    Trash Detective
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Trash Detective
    Von Christian Horn

    Aus der Feder des Autors Michael Glasauer stammt unter anderem der Kurzfilm „Abgezockt II – Dei Vadder sei Arsch“ – und auch beim Langfilm „Trash Detective“ gibt der schmissige Titel das Programm vor. Maximilian Bucks Abschlussarbeit an der Filmakademie Ludwigsburg zeigt deutlich das Faible der Macher für abseitiges, eben trashiges Kino. Das ist zuweilen etwas holprig erzählt und ein bisschen mehr Stringenz hätte den mit 106 Minuten deutlich zu langen Film sicherlich noch unterhaltsamer gemacht, dennoch ist dieses verwegen gegen den Strich des künstlerisch ambitionierten Hochschulfilms gebürstete Kinodebüt aller Ehren wert. Mit dem furchtlosen vormaligen Fassbinder-Mimen Rudolf Waldemar Brem („Katzelmacher“) konnte Buck zudem einen markanten Hauptdarsteller verpflichten, der diese wilde Mischung aus Anti-„Tatort“ und Heimattrashfilm mit seiner beeindruckenden Präsenz zusammenhält.

    Den ersten Schnaps des Tags gönnt sich der Schrottsammler Uwe Krollhass (Rudolf Waldemar Brem) bereits zum Frühstück. Im schwäbischen Kaff Matringen ist der versoffene Dauerpöbler bekannt wie ein bunter Hund, und zwar als Witzfigur, die keiner für voll nimmt. So glaubt ihm auch niemand, dass er den Mord an der „Miss Süddeutschland“ Susi (Luzie Buck) beobachtet hat - Müll hat Uwe schließlich schon mehr als genug erzählt. Weil die Polizistin Gabi (Therese Hämer) und Susis Millionärsvater Peter (Karl Knaup) kein Interesse an der Aufklärung des Falls zeigen, nimmt Uwe die Ermittlungen selbst in die Hand. Bald stößt er auf bittere Wahrheiten inmitten der schwäbischen Idylle: Da verbirgt sich im Keller eines Metzgerladens schon mal ein gut ausgestatteter Sadomaso-Folterkeller.

    Die finanzielle Beteiligung des regionalen Fernsehsenders SWR an „Trash Detective“ ist kein Zufall, das eigenwillig-verquere Lokalkolorit trieft förmlich von der Leinwand. Der auswärtige Zuschauer muss oft ganz genau hinhören, wenn er das urige Schwäbisch verstehen will, das die Figuren vor sich hin murmeln. Beim verlotterten Uwe wird das Verständnis noch dadurch erschwert, dass er fast den kompletten Film über besoffen ist und entsprechend nuschelt, wenn er mal wieder eine Tirade an Schimpfwörtern auf sein Gegenüber einprasseln lässt. Das Gezeter mag für Nicht-Schwaben (und wohl auch für manch einen Schwaben) zuweilen keinen Sinn ergeben – durch Rudolf Waldemar Brem wird es zum Spektakel und hat in jedem Fall mehr Drive und Mumm als die paar eingestreuten Actionszenen.

    Der von Brem mit Inbrunst verkörperte Titel-Antiheld ist das klare Highlight der erzählerisch oft zerfahrenen und plumpen, doch stilsicher und atmosphärisch inszenierten Farce. Brems Uwe stapft schwerfällig, aber unbeirrbar durch die blaugraue, neblige Tristesse und lässt sich auch durch Folter nicht unterkriegen. Stattdessen ist er selbst wenig zimperlich und stänkert in alle Richtungen. Einen solchen Berserker als „Ermittler“ sieht man selten und neben Uwe wirkt sogar Josef Hader als abgehalfterter Brenner („Komm, süßer Tod“, „Der Knochenmann“) wie ein netter Bursche: Zwischen den locker eingestreuten Referenzen an Filmvorbilder wie „Sin City“ oder „Fargo“ erweist sich der kantig-unsympathische Uwe als das wahre Original von „Trash Detective“.

    Fazit: Ein schrulliger Feld- und Wiesenkrimi aus dem Schwabenland, bei dem die abgründige Hauptfigur den Unterschied macht.

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