Luc Besson macht einen neuen Scifi-Film, soso. Ich werde es hier nicht verstecken, viele der Machwerke des französischen Regisseurs fand ich miserabel. Seien es Werke bei denen er Regie führte, wie Malavita oder auch Lucy, als auch die bei denen er in anderen Funktionen mitgewirkt hat (Drehbuch, Produzent, Putzfrau, etc.) wie z. B. der Taxi Blödsinn und alle Transporter und Taken Sequels. Aber er hat es auch häufig geschafft, seine oft erzählerisch schwachen Filme mit charismatischen Hauptdarstellern zu versehen (Johanna von Orleans mal ausgeklammert). So waren 96 Hours, Transporter und auch Das fünfte Element sehenswert. Aber diesmal hat er es (und das ist so diplomatisch wie möglich ausgedrückt) verkackt.
Aber beginnen wir, wie immer, mit der technischen Seite. 180 Millionen Dollar ist wohl die maßgebliche technische Zahl an der sich der Film messen muss. Wenn man genau hinschaut ist man enttäuscht was die visuellen Effekte angeht angesichts der erwähnten Summe. Hier machen es sich die Franzosen zu einfach und spielen alles vor dem Bluescreen ab. Physische Effekte hätten hier mit wahrscheinlich geringerem Budgetaufwand einen gewissen Mehrwert gebracht. Die zu Beginn des Films vorgestellten Pearls (eine Alien-Spezies auf einem Strandplaneten) sehen plastisch aus, kein Vergleich zu den Na´vi aus Avatar oder sogar zu den Cinematics einer Spieleschmiede wie Blizzard. Selbst wenn sich die CGI Technik seit den vergangenen 7 Jahren (Avatar von 2010) nicht weiter entwickelt hätte, wäre die Darstellung für ein solches Budget als traurig zu beurteilen. Leiterin der Visuellen Effekte ist hier Sophie Leclerc, in der Filmindustrie kein unbeschriebenes Blatt, aber die schiere Menge an Effekten konnte hier nicht mehr adäquat umgesetzt werden. Ganz im Gegenteil zu den kreativen Köpfen und Konzeptdesignern des Films. Die Ideen sind famos, abgedreht und manchmal auch „too much“. Aber dennoch immer mit einem nicht zu verachtenden Schauwert. Allerdings werde ich niemals begreifen, warum in Bessons Zukunft die humanoiden Lebensformen mit derart beknackten Pony-Frisuren rumlaufen müssen. Manchmal frage ich mich wie der Predator aussehen würde, wenn Besson den gleichnamigen Film gedreht hätte…adieu Rastalocken.
Der Score ist passend gewählt und die musikalische Untermalung passt fast immer. David Bowie, Wyclef Jean, Bob Marley und der Abspann Song von Alexiane sind gut gewählt und lockern das Score-Setting von Alexandre Desplat auf.
Der Chefkameramann Thierry Arbogast leistet gute Arbeit. Im Besonderen bei den Actionszenen merkt man dem Catwoman Screener(ja ehrlich, hatter auch gemacht) eine ruhige und sichere Hand an. Auch in den buntesten Kampfszenen, man beachte hier besonders Szenerie im Thronsaal der Boulan-Bathor (dicke Aliens mit Hammerhaikopf), verliert man als Zuschauer nicht den Überblick.
Nachdem man sich bei Valerian auf eine grundsolide Technik einlassen darf, kommen wir von hier nun zu den Schwächen des Films. Starten wir mit Bessons Kryptonit, dem Drehbuch. Auf einem Umband eines Lustigen Taschenbuchs würde sich das wohl so lesen: Valerian und Laureline retten sich regelmäßig gegenseitig, um am Ende eine hochintelligente Spezies zu retten, die trotz gewaltiger Brainpower nicht in der Lage ist, sich selbst zu helfen.
Das liest sich so Banane wie es auch ist…eine Spezies die aus einem komplett zerstörten Raumschiff eine funktionierende Raumstation mit funktionierender Biosphäre bastelt, muss einen Verbrecher(dicker Alien mit komischer Nase) engagieren um an einen Perlen kackenden, schlecht animierten Rüssel-Hamster zu gelangen. Hätten die Alien-MacGyver gleich zu Beginn Hamster und Perle selbst in die Hand genommen, wäre der Drops gelutscht…verrückt. So ziehen sich dann auch kleinere Ungereimtheiten durch den kompletten Film, der auf der oben formulierten Theorie gar nicht existieren dürfte (jaja, ähnlich vielen andern Filmen).
Zum Drehbuch gehören dann wohl auch die hanebüchenen Dialoge, die den Charakteren die Kontinuität komplett rauben. Als Beispiel die Verfolgungsjagd auf Alpha(der SUPER-HYPER-ISS). Zuvor lassen die Protagonisten keinen Moment aus, sich gegenseitig auf den Schlips zu treten. Man neckt sich mal spaßig, mal mit blöden Onelinern…nach dem Laureline nun eine 81 mit einer 18 verwechselt, weiß der gute Valerian nichts Besseres zu sagen als: „Fehler passieren.“. BäM…das hat gesessen….ne Moment…gar nicht. Was soll das? An dieser Stelle hätte DeHaan die Arroganz seines Charakters mit einem bissigen Kommentar erstklassig herausstellen können, stattdessen reagiert er mit der Emotionalität eines Bundesliga Trainers nach der 10ten Niederlage im 10ten Spiel.
Worauf wir zum nächsten, in der Präambel bereits angesprochenen, Kritikpunkt kommen. Die Schauspieler! Dane DeHaan als 25 Kilo Weiberheld, der selbst im aufgepumpten Raumanzug aussieht wie Iggy Pop in einem Sumo-Kostüm, ist einfach nicht das was er hier verkörpern soll. Selbst mit 100kg Muskelmasse würde ich mir schwer tun, Ihm den Super-Weltraumagenten abzunehmen. Ihm fehlt aber neben der Physis auch das Charisma. Cara Delevigne bezeichnet sich selbst nicht als Schauspielerin, wer soll es besser wissen als Sie?! Der Theo Waigl des Model-Business hat auf der Leinwand (bisher) noch nichts verloren. In Pan ist die Rolle noch klein genug um es zu tolerieren, Margos Spuren wird von Nat Wolff getragen(der danach übrigens keine vernünftigen Rollen mehr bekommen hat) und Suicide Squad wäre ohne Delevigne ein 4,5 von 5 Sterne Film gewesen.
Rihanna zeigt die Qualität die Sie bereits in der Hasbro-Gesellschaftsspiel Verfilmung „Battleship“ gezeigt hat, nämlich gar keine. Einzig Ethan Hawke ist ein Lichtblick im lichtlosen Tunnel voller Fehlbesetzungen.
FAZIT
Schlussendlich bleibt von Valerian nicht viel übrig außer den visuellen Konzepten und dem guten Score. Den Rest vergeigt Besson, der mit Leon und dem 5ten Element gezeigt hat, dass er es 1000-mal besser kann, wenn er weniger Dollar auf der Kante hat.