Wenn irgendwo auf dem Erdball ein armes Land von einer großen Naturkatastrophe heimgesucht wird, dann hält die Welt für einen Augenblick der Empathie den Atem an - und geht nach großen Schlagzeilen, diversen Sondersendungen und Spendenaufrufen bald zur Tagesordnung über. Der philippinische Autorenfilmer Brillante Mendoza („Kinatay“, „Lola“) zeigt in seinem packend-realistischen Drama „Taklub“, das bei den Filmfestspielen in Cannes 2015 in der Sektion Un certain regard uraufgeführt wurde, die andere Seite der Nachrichtenmedaille: Er nimmt die Perspektive der Opfer ein, die mit den Folgen des Unglücks leben müssen, auch wenn die westlichen Medien längst abgezogen sind. Einen nach gewöhnlichen dramaturgischen Regeln arrangierten Handlungsfaden hat der mit bedachter Beiläufigkeit erzählte „Taklub“ dabei kaum. Mendoza folgt lose der tapferen Bebeth (Nora Aunor), die durch den Super-Taifun Haiyan 2014 mehrere Familienangehörige verloren hat. Als ein Jahr später ein Wohnzelt niederbrennt, wobei eine Mutter und zwei Kinder qualvoll sterben, sammelt Bebeth Hilfe für die Hinterbliebenen um Vater Renato (Lou Veloso).
Die gutmütige und unermüdlich hilfsbereite Bebeth hält die an allen Enden ausfransende Erzählung zusammen, auf ihrer kleinen Odyssee durch die Stadt (gedreht wurde an Originalschauplätzen im Taifungebiet) begegnen uns desorientierte Einwohner mit ganz unterschiedlichen Gemütszuständen zwischen hoffnungsvoll-couragiert und desillusioniert-verzweifelt. So unterschiedlich die Betroffenen auch mit dem Geschehen umgehen, gemeinsam haben sie, dass sie alle zuallererst mit sich selbst beschäftigt sind. Kleinere Reibereien bleiben da nicht aus und Mendoza ist mit seiner flexiblen Handkamera immer ganz nah dran an den Menschen. Die Optik ist düster-dreckig, der Großteil des Geschehens spielt sich in der Dämmerung ab: Der Regisseur versetzt uns gleichsam mitten hinein in die Nachwehen der Katastrophe, die 2014 mehr als 6.000 Menschenleben auf den Philippinen forderte – auch ohne ausgestalteten Spannungsbogen darf man mitleiden, hoffen und bangen. Mendoza, der für seine Härte und Schonungslosigkeit bekannt ist, konfrontiert das Publikum hier nur einmal am Anfang mit einer handfesten Grausamkeit, als er die verkohlten Leichen der im Zelt verbrannten Kinder zeigt, und belässt es auf der politischen Ebene dieses Mal bei einigen Nadelstichen gegen die Regierung, aber sein energisches Dokudrama ist dennoch ebenso aufwühlend wie bitter.
Fazit: Brillante Mendoza wirft in seinem dokumentarischen Drama „Taklub“ einen schmerzhaft realistischen und intimen Blick auf das Chaos nach einer Naturkatastrophe.