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IamBangsy
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3,5
Veröffentlicht am 2. Juli 2020
"Empörung" wird mit hoher Wahrscheinlichkeit kein großer Kassenschlagergewesen sein. Es ist ein dialoglastiger und nüchtern erzählter Film über das sexuelle Erwachen eines jungen Atheisten, in einer Zeit, in der Sexualität gesellschaftlich durch den starken Einfluss der Kirche fast gänzlich unterdrückt wurde. So verläuft die College-Romanze des jungen Studenten Hollywood untypisch, was für realistikern wie mich den Reiz des Films ausmacht. Die Liebe der beiden wird nicht emotional aufgebauscht und dramatugisiert, obwohl sie gleich von mehreren Fronten angegriffen wird.
Nicht nur Hauptdarsteller Logan Lerman macht eine gute Figur, auch die Kostümdesigner, Komponisten und Drehbuchautoren verdienen Anerkennung für diesen tollen Film. Visuell stimmt einfach alles! Dennoch wünscht man sich beim Abspann ein wenig mehr Tiefgang, der dem Film, bei allen Themenbereichen die angekratzt werden, noch besser gestünden hätte.
So bleibt "Empörung" ein nachdenklich machendes Werk, das von der großen Masse nicht gesehen wird und den die wenigen Zuschauer, die ihn gesehen haben, in einigen Jahren wieder vergessen werden. Schade, denn vor allem die Dialoge waren ein Genuss!
Zum Glück ist der Titel nicht Programm, Empörung dürfte man hierbei nicht wirklich empfinden. Im Gegenteil: auch wenn es der Hauptfigur ganz schön miserabel ergeht über den Film entlang, der Zuschauer hat dabei anderthalb sehr interessante und spannende Filmstunden. Ich war in dem gespielten Zeitraum noch nicht auf der Welt., kann also nicht sagen wie authentisch der Film die Zeit in der er spielt auf den Punkt bringt, es erscheint mir aber sehr glaubhaft und authentisch. Eine ganz gute Asnsicht vom Erwachen der Sexualität in einer Zeit in der das vollkommen verpönt war, ausgeführt in langen und spannenden Dialogen und einer komplett ungewöhnlich verlaufenden Love Story. Mit dem großartigen Logan Lerman wird der Film dann auch gut getragen. Heißt nicht das sich viele diesen Film ansehen werden, wer auf kleine Dramen seht sollte aber mal einen Blick riskieren.
Fazit: Redselig, aber sensibles und an manchen Stellen hochspannendes Drama!
„Empörung“ heißt das Langfilm-Regiedebüt von James Schamus, der sonst als Produzent sehr aktiv ist (z.B. „Tiger and Dragon“ und „Brokeback Mountain“ von Ang Lee).
Marcus Messner (Logan Lerman) hat einen seiner Freunde im Korea-Krieg verloren. Der bekennende Atheist jüdischer Herkunft ist ein sehr guter Schüler, bekommt ein Stipendium und entgeht als Student der Wehrpflicht. An der Universität verliebt er sich in die psychisch labile, aber reif wirkende Olivia Hutton (Sarah Gadon). Schon bald bekommt Marcus Probleme mit seinen Mitbewohnern, obligatorischen Gottesdiensten und dem Leiter der Hochschule Dean Caudwell (Tracy Letts).
Mit viel Liebesmüh versetzt Schamus das Publikum über sechs Jahrzehnte zurück. In knackscharfen 2k-Digitalbildern (ARRI Alexa Plus), schön eingefärbt und mit vielen Details der 1950er erzeugt der Regisseur zunächst optisch die Atmosphäre seiner Geschichte. Scharfkantig geschnitten gehen die Charaktere von Schamus‘ in das 110 Minuten dauernde Rennen um die Gunst des Publikums. Das Drehbuch schrieb der Regisseur selbst nach der Vorlage von Philip Roth. Im Ergebnis mangelt es allen Figuren an Vielschichtigkeit. Ausgleich bieten die eloquenten Intelligenzbestien Marcus und Dean in einem Dialog, der von dem lebenserfahrenen Christen bitterböse analytisch geführt wird und die Unreife des von sich selbst überzeugten Einsenschreibers gnadenlos mit Kalkül entblättert und ausnutzt. Sicherlich eine der besten Szenen dieses Films.
Marcus lässt Schamus zeitgemäß verschämt erscheinen, um seine Unerfahrenheit zu unterstreichen. Das starke Spiel von Logan Lerman und Sarah Gadon, eingefangen mit vielen Nahaufnahmen, hebt das Filmwerk im Niveau an und bringt eine Portion Menschlichkeit in den Plot.
Marcus verehrt den Waliser Literaturnobelpreisträger Bertrand Russel und seine atheistischen Ansichten. Atheismus ist in den USA auch heute nicht beliebt (für Beispiele vgl. „Der Gotteswahn“ von Richard Dawkins). Das Thema ist einigermaßen subtil untergebracht und benötigt die Gipfelung im vorgenannten Dialog mit Dean Caudwell.
Das Kriegs-Szenario zu Beginn ist in Kombination mit der Schlusseinstellung einfallslos ausgestaltet und damit ein nur mäßiger Taschenspielertrick, den der ansehnlich zusammengebaute Film nicht gebraucht hätte. Verschachtelungen, die den Charakter einer Figur intensivieren und intelligent angelegt sind, bekommt der Zuschauer z.B. mit „Arrival“ oder „21 Gramm“.
„Empörung“ ist mit seinen schlüssigen, wenn auch etwas flachen Charakteren ein sehenswertes Drama um die Themen Coming of Age und Religionsfreiheit.