Im Jahr 1970 schrieb die RAF-Frontfrau Ulrike Meinhof mit „Bambule“ einen Fernsehfilm über eine Revolte in einem Berliner Mädchenheim, der als Parabel auf die gesamtgesellschaftlichen Zustände der bewegten Jahre um 1968 zu verstehen ist. Mit dem deutsch-österreichischen Jugenddrama „Von jetzt an kein Zurück“ erzählt Regisseur Christian Frosch („Weiße Lilien“) nun ebenfalls von dieser vieldiskutierten Ära - und von ihren Folgen. Programmatisch am Anfang seiner Gesellschaftskritik im zeithistorischen Gewand steht Freddy Quinn mit der Anti-Protest-Ballade „Wir“ von 1966, die gut zu den Anpassungsschwierigkeiten der Hauptfiguren Rosemarie (Victoria Schulz) und Martin (Anton Spieker) passt. Rosemarie nennt sich Ruby, will Sängerin werden und verguckt sich in den verwegenen Martin aus der Nachbarschaft. Rubys streng katholischer Vater (Ben Becker) beäugt die Liebelei allerdings mit Argwohn: Der unstete „Gammler“ Martin, der eine Karriere als Schriftsteller anpeilt, passt nämlich so gar nicht in die Vorstellungen, die der Vater anno 1967 in der westdeutschen Provinz hegt.
Als die Liebenden gemeinsam nach Berlin abhauen wollen, verfrachten die Eltern Ruby in ein katholisches Schwesternheim und Martin landet in einem Erziehungsheim der Diakonie. Eine Dekade später ist Ruby eine dem Alkohol zugeneigte Schlagersängerin aus der zweiten Reihe, während der auf die schiefe Bahn geratene Martin im Knast steckt. Christian Frosch lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass es das gesellschaftliche Korsett war, an dem die Träume der Freigeister zerschellten. Die Missetaten bei der auf Willensbrechung ausgerichteten Heimerziehung stellt Frosch zwar eindringlich, aber auch recht plakativ dar. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Generationenkonflikt zwischen den jungen Leuten und den durch den Zweiten Weltkrieg geprägten Eltern, wobei der Regisseur auch hier grobe Kontraste zeichnet. So ist „Von jetzt an kein Zurück“ ein zwar unterhaltsamer, aber auch wenig differenzierter Film.
Fazit: Kurzweiliges und zugleich überdeutliches Jugenddrama über zwei Unangepasste, die in der BRD der späten 1960er-Jahre in Erziehungsheimen landen.