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Kinobengel
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4,0
Veröffentlicht am 5. Juni 2015
Eran Riklis ist ein erfahrener israelischer Regisseur. Mit „Mein Herz tanzt“ platziert er ein von Sayed Kashua geschriebenes Drama (auch Drehbuch) um entscheidende Lebensabschnitte des jungen Palästinensers Eyad in Verbindung mit dem Konflikt zwischen Arabern und Juden in Jerusalem.
Teenager Eyad (Tawfeek Barhom) wird von seinem Vater Salah (Ali Suliman) an die beste Schule des Landes geschickt. Dort befinden sich sonst ausschließlich Juden, die ihn schnell ausgrenzen. Trotzdem findet er die (geheim zu haltende) Liebe zu Naomi (Danielle Kitzis) und die Freundschaft zu dem behinderten Yonathan (Michael Moshonov). Die problembehaftete Geschichte entwickelt sich weiter, nicht zwingend nur zum Guten.
Es ist sehr einfach, aus Minderheiten Stammende pauschal abzuhandeln. Mehrheit macht stark und eigenmächtig. Riklis zeigt in vielen Szenen einfühlsam das Verhalten des schüchternen Eyad in Beziehung zu seinen Mitmenschen. Ebenso fein herausgearbeitet sind die Situationen, in welchen Naomi und Yonathan das Zwischenmenschliche über Ideologien stellen und Vertrauen zu Eyad aufbauen, ebenso Edna (Yaël Abecassis), die Mutter von Yonathan. Dass damit nur weniges besser wird, ist ein schwacher Trost für den Palästinenser, der sich in ständiger Konfrontation mit seinem Umfeld mehr und mehr in die Ecke gedrängt fühlt.
Der Regisseur vermag es, mit seiner Inszenierung die zunehmende Beklemmung Eyads auf die Leinwand zu übertragen. Das kann in der ungekünstelten Wahl der Einstellungen sowie der natürlichen Ausstrahlung von Tawfeek Barhom und der übrigen Darstellerriege begründet sein. Schon der Plot an sich ist so mitreißend und interessant, dass der Eindruck entsteht, es wäre für die rund laufende Umsetzung kaum etwas falsch zu machen. So zeigt sich Riklis als Meister seines Fachs und lässt auf dem Rücken des Antagonismus einen treffenden Humor nicht zu kurz kommen, wenn auch mit zu viel Übergewicht im vorderen Teil des Werks.
Der junge Palästinenser fällt Entscheidungen, die insbesondere das Verhältnis zur eigenen Familie belasten. Und die nächste Baustelle der Geschichte bildet die Verschlechterung des Gesundheitszustands von Yonathan. Als Araber hat Eyad quasi keine Möglichkeit, ein Konto zu eröffnen und Arbeit zu finden. Not macht erfinderisch. Den verfeindeten Grundeinstellungen zum Trotze wächst aus einer Idee und mit Hilfe von Edna der Geniestreich der Geschichte.
„Mein Herz tanzt“ ist eine mehr als sehenswerte Jugendgeschichte.
Kuddelmuddel Der Originaltitel „Dancing Arabs“ kommt der Sache zwar schon etwas näher – ein immer noch und vermutlich auch bleibendes aktuelles Thema: Juden und Araber im heutiges Israel, jedoch handelt es sich hier lediglich nur um eine Menge Filmschnipsel, die aneinandergereiht leider noch keinen interessanten und sehenswerten Spielfilm ergeben. Es fehlt der durchgehende ‚Rote Faden’, der hinsichtlich einer notwendigen Dramaturgie ein wenig Spannung und Interesse auf den weiteren Fortgang der Ereignisse beinhalten könnte. Leider Fehlanzeige. Auch wirken die Schauspieler wenig engagiert – kein Wunder bei diesem lahmen Plot. Letztendlich: Mühsame 104 Minuten im Kinosessel, die man sinnvoller verbringen kann.
So ein Film ist ein Glücksfall! Ein schwieriges Thema einfühlsam, authentisch und realistisch dargestellt. Die Absurdität von Rassismus und gleichzeitig so schwere Auflösung und Überwindung von Hass, Vorurteilen und traditionellen Barrieren steht im Mittelpunkt der Handlung. Ein Film der Hoffnung macht ohne weltfremd zu sein! Sehr sehenswert!