Die Abenteuer des kleinen Jungen Sébastien und seiner großen, weißen Hündin Belle in den französischen Alpen bescherten der früheren Tänzerin und Schauspielerin Aubry („Die schwarze Rose“) in den 1960er Jahren den größten Erfolg ihrer zweiten Karriere als Autorin und Fernsehmacherin: Parallel entstanden mehrere Kinderbücher und eine in Frankreich sehr populäre „Belle et Sébastien“-TV-Serie. Später wurden der freche Knabe und seine treue Kumpanin vor allem durch die britische Indie-Popband Belle and Sebastian, die sich von Aubry den Namen borgte, sowie durch eine japanische Zeichentrickserie auch international bekannt. Nicolas Vanier, ein großer Fan dieser Anime-Serie aus den 1980er Jahren, lieferte 2013 mit „Belle & Sebastian“ schließlich ein souveränes Kinodebüt für die zwei Helden und fügte geschickt einen dramatischen zeitgeschichtlichen Hintergrund hinzu. Nun übernimmt für die unmittelbare Fortsetzung „Sebastian und die Feuerretter“ der Kanadier Christian Duguay („Jappeloup – Eine Legende“) das Ruder. Er setzt auf eine ähnliche Kombination aus Kindergeschichte, Wildnis-Abenteuer und Weltkriegsdrama wie Vanier, ihm gelingt die Mischung jedoch nicht ganz so gut wie seinem Vorgänger – auch für sich genommen sehenswert ist der neue Film aber trotzdem.
Wir schreiben das Jahr 1945. Nach dem Abzug der deutschen Soldaten aus dem kleinen französischen Alpendorf Saint Marin freuen sich der zehnjährige Sebastian (erneut Félix Bossuet) und sein Ziehvater César (Tchéky Karyo) auf die Rückkehr von Césars Nichte Angelina (Margaux Chatelier). Doch die Résistance-Kämpferin stürzt mit ihren Kameraden in einem Flugzeug über den Bergen ab. Obwohl es heißt, dass die Insassen sicher tot sind, macht sich Sebastian zusammen mit seiner Hündin Belle auf die Suche nach seiner Ersatzmutter. Diese Rettungsmission schildert Christian Duguay als Abenteuer aus Kinderperspektive: Erhabene Landschaftsaufnahmen stehen neben gefährlich anmutenden Sequenzen, in denen Junge und Tier ihre physischen Grenzen ausloten. Das unaffektierte Spiel des kleinen Félix Bossuet sorgt wie schon im ersten Film dafür, dass es leicht fällt, über die recht schematische Story hinwegzusehen. Aber während der erste Film besonders durch das Feingefühl beeindruckte, mit dem die zaghaft wachsende Freundschaft zwischen den beiden Titelhelden dargestellt wurde, wird ihre Beziehung hier nicht weiterentwickelt: Belle und Sebastian sind bereits ein eingespieltes Team, was die Erzählung noch etwas statischer wirken lässt. Dafür gibt es in diesem liebevoll ausgestatteten und schön bebilderten Kinderfilm mehr zielgruppengerecht aufbereitete Hintergründe zu Sebastians bewegter Familiengeschichte und seiner Herkunft.
Fazit: „Sebastian und die Feuerretter“ ist nicht ganz so eindrucksvoll wie der Vorgänger „Belle & Sebastian“, überzeugt aber als eigenständiges Actionabenteuer für Klein und Groß.