Als Propagandafilm, so eine gängige Definition, werden dokumentarische Lang- und Kurzfilme bezeichnet, die durch die gezielte Manipulation der Zuschaueremotionen und -vorurteile für ein ganz konkretes politisches und soziokulturelles Weltbild werben. Fasst man den Begriff etwas weiter, dann fallen darunter auch tendenziell meinungsbildend gestaltete Filme, in denen fast ausschließlich die Interessen einer bestimmten Gruppe vertreten werden. Zu den letzteren Werken lässt sich auch die Pro-Öko-Doku „Der Bauer und sein Prinz“ zählen, geschrieben und inszeniert vom deutschen Filmemacher Bertram Verhaag. Mit seinem unverhohlen parteiischen und daher ermüdend einseitigen 80-Minüter über die produktive langjährige Beziehung zwischen einer der namhaftesten Biofarmen Europas und dem britischen Thronfolger Prince Charles macht sich der Regisseur stark für die ökologische Landwirtschaft. Das ist löblich, aber mit seinen von hübschen Naturbildern unterbrochenen endlosen Monologen nicht unbedingt unterhaltsam.
Prince Charles, ältester Sohn der amtierenden Regentin Königin Elizabeth II und karitativ aktiver Wohltäter, zieht es immer wieder in die Natur. Bereits vor 30 Jahren erwarb der Prince of Wales mit der Duchy Farm eine komplett ökologische Farm, die von David Wilson betrieben wird. Der Prinz und sein Bauer sind nun die Titelfiguren dieser Dokumentation über ihre nun schon mehrere Jahrzehnte währende Freundschaft und ihre erklärte Mission: mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Sie wollen die Natur mit ihrem Projekt, das der Dokumentarist Bertram Verhaag fünf Jahre lang begleiten durfte, soweit es geht entlasten und eine vorbildliche Form der Landwirtschaft etablieren - ohne Gifte und künstliche Düngemittel. Hierfür zeigen Wilson und der britische Thronfolger mehrere praktische Beispiele.
Das Anliegen von Bauer, Prinz und Filmemacher ist sympathisch, aber seine Präsentation erweist sich als problematisch. Es wird gar nicht erst der Versuch unternommen, das Für und Wider von ökologischer und nicht-ökologischer Landwirtschaft abzuwägen, und so richtet sich das Projekt in erster Linie an ohnehin schon überzeugte Bio- und Ökofans. Und auch die werden sich über die von Regisseur Verhaag gesetzten Akzente wundern, denn der Film ist eine regelrechte Liebeserklärung an die Protagonisten und ihr Projekt. Die vom königlichen Presseoffice, das die Verwertung des Films auf den europäischen Markt limitierte und in England gar verbot, so genehmigte Darstellung des scheuen Prinzen als visionärer Denker, der durch die malerischen Landschaften Südenglands spaziert und über die mangelnde Naturverbundenheit der Welt nur den Kopf schütteln kann, ist dabei manchmal geradezu komisch – und das sicher nicht freiwillig. Auch David Wilson, der als geschwätziger und von seinem Vorgehen stets überzeugter Zeitgenosse ohne Schattierungen erscheint, hinterlässt einen eher zwiespältigen Eindruck. So erschwert die Einseitigkeit des Films dem Zuschauer letztlich, Sympathien für die Protagonisten und ihr Projekt zu entwickeln.
Fazit: Bertram Verhaag will mit „Der Bauer und sein Prinz“ am Beispiel einer britischen Biofarm in Besitz von Prince Charles für die ökologische, nachhaltige Landwirtschaft werben, aber seine einseitige und wenig reflektierte Naturdokumentation fällt nicht gerade überzeugend aus.