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Tinyghost
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4,0
Veröffentlicht am 2. Mai 2016
"Mune" ist ein zauberhaftes Märchen, welches den Zuschauer in eine Fantasiewelt entführt, wo Mond und Sonne von riesigen Wesen um die Erde gezogen werden. Diese Wesen werden von einem Wächter begleitet. Als die Wächter ihre Nachfolger bestimmen und der junge Mune eher unbeabsichtigt in die Wächterrolle gedrängt wird, geht schief, was schiefgehen muss. Am Ende gehen der Mond als auch die Sonne verloren und Chaos droht. Doch Mune und seine Freunde begeben sich auf die Reise um das Gleichgewicht wieder herzustellen.
Die grösste Stärke dieses Animationsfilms ist ganz klar seine wunderbar fantasievolle visuelle Erscheinung. "Mune" wagt eine ganz eigene Bildsprache, die nur mit wenigen Elementen an die gewohnte Disney/Sony/Dreamworks-Ästhetik erinnert. Allein die Landschaften und vielen einzelnen Wesen, welche diese beherbergen sind ein Genuss für jeden, der sich an fantastischen Welten erfreuen kann. Am ehesten erinnern die Figuren an die visionären Playstation-Spiele "Ico" und "Shadow of Colossus", welche ebenfalls fantasievoll und bildgewaltig beeindruckten.
Auch wenn die Story einer einfachen Märchenstruktur folgt, funktioniert sie und erfüllt ihren Zweck - "Mune" ist sehr unterhaltsam und niemals langweilig. Damit alles nicht zu düster wird und auch für Kinder geeignet bleibt, werden immer wieder humoristische Elemente eingestreut, insbesondere durch kleine Nebenfiguren, die allerlei Unsinn veranstalten. Parallelen zu den bei Disney üblichen lustigen Nebencharakteren oder auch den Minions sind hier nicht von der Hand zu weisen. Und hier sehe ich auch die einzige Schwäche des Filmes: Während er mit Bildsprache und innovativen Ideen (er wechselt zB. zwischen Animation und Zeichentrick um verschiedene Dimensionen darzustellen) mutig ist und tatsächlich einen eigenen, wunderschönen Stil wagt, versucht er betreffend Dialoge und Humor zu sehr seinen amerikanischen Vorbildern nachzueifern. Dies geht nicht immer gut. Die mächtig schönen, fantastischen Bilder stehen bisweilen konträr zu den mitunter albernen und unangebrachten Momenten. Hier wäre auch mehr Mut wünschenswert gewesen. Mut zu ernsthafter Fantasy, wie sie beispielsweise im japanischen Anime üblich ist.
Vermutlich fürchtete man hier vom westlichen Publikum abgestraft zu werden, welches bisher leider fast alle ernsthaften Animationsfilme aus Europa oder den USA mit wenig Gegenliebe goutierte. In Anbetracht der hohen Kosten für einen solchen Film ein Risiko, was nur wenige Produktionsfirmen wagen. Während die Anime sich zunehmend auch bei uns etablieren (die Meisterwerke von Ghibli zB. werden im Westen von Disney vertrieben), haben es westliche Animationsfilme für ein erwachsenes Publikum nach wie vor sehr schwer. Mit wenigen Ausnahmen bleiben sie auf Festivals oder Nischenmärkten zuhause, oft hört man kaum von ihnen.
Mune ist ein visuell innovativer, warmherziger Film voller Fantasie, der für die ganze Familie geeignet ist.