In einer Zeit, in der die Filme immer größer und schneller werden, wagt sich der Kanadier Denis Villeneuve an ein Genre, was wie prädestiniert dafür ist, so gedreht zu werden.
Arrival: 12 Raumschiffe landen plötzlich weltweit verteilt. In den Straßen entfacht schnell Panik. Die Außerirdischen verhalten sich passiv. Nachdem sämtliche Versuche der Regierung Kontakt aufzunehmen gescheitert sind, wird die Sprachwissenschaftlerin Louise Banks (Amy Adams) ins Boot geholt. Gemeinsam mit dem Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) soll sie herausfinden, was die Außerirdischen wollen und woher sie kommen. Doch wie unterhält man sich mit jemanden, der nicht die selbe Sprache spricht?...
Der Vorspann zum Film suggeriert uns einen actionlastigen Sci-Fi Film mit allen typischen Elementen die eben dazu gehören. Villeneuve´s Film ist jedoch das komplette Gegenteil von Filmen über Invasionen wie "Independence Day" und Co. Und das ist auch gut so!
Man sagt, die Sprache sei die mächtigste Waffe, die uns Menschen zur Verfügung steht. Und genau davon handelt "Arrival". Die "Aliens" (das Wort findet genau 1x Erwähnung), spielen eher einer untergeordneten Rolle. Viel mehr geht es ums. Wir, die in einer völlig globalisierten Welt leben, haben es immer noch nicht geschafft eine universelle Sprache zu entwickeln. Oft brechen Kriege nur aus, weil man entweder nicht miteinander redet, oder eben sich gar nicht versteht. Denis Villeneuve schafft es perfekt dieses Kernproblem aufzugreifen und weißt ganz nebenbei noch unsere menschlichen Schwächen auf. Wie zum Beispiel die Ungeduld oder die Angst vor dem Unbekannten. Wie würden wir reagieren, wenn jemand unbekanntes, der nicht die selbe Sprache spricht, plötzlich vor unserer Tür stehen würde. Villeneuve untermauert seine Kritik zwar mit etwas völlig übertriebenen wie die Ankunft von Außerirdischen, im Grunde genommen, ist das aber gar nicht soweit hergeholt. Das Militär ist zwar ständig präsent, Verwendung findet es aber nie. Was Arrival auch noch auszeichnet, ist die Art und Weise an sich. Arrival wirkt auf dem ersten Blick sehr groß. Wir kriegen tolle Bilder von weiten Aufgenommen. Die Raumschiffe (werden Muschel genannt) schweben majestätisch über den Boden, große Massen von Menschen rennen panisch durch die Gegend. Im Hintergrund sie Trompeten und Posaunen zu hören. Auf dem zweiten Blick ist der Film jedoch deutlich kleiner- deutlich bodenständiger. In meinem Vorwort erwähnte ich wie prädestiniert die Handlung ist um einen gigantischen Film daraus zu drehen. Ich bin am Ende jedoch sehr froh, dass der Film nicht annähernd so ist. Zwischen all dem Bombast, CGI Gewitter und vor allem seelenlosen Handlungen, ist Arrival die reinste Wohltat. Er unterhält einen nicht nur durchweg fantastisch in dem er einen von Anfang bis Ende in diesen Sog zieht, er regt einen auch sehr stark zum nachdenken an.
Neben der hochinteressanten Handlung, schafft es Villeneuve auch noch den Film richtig gut aussehen zu lassen. Obwohl alles auf das minimalste reduziert ist und man deutlich größere Bilder gewohnt ist, sieht Arrival umwerfend aus. Das fängt schon bei der Basis an die einen sehr realistischen Eindruck hinterlässt. Das innere des Raumschiffes, sieht auch richtig cool aus- obwohl es nur eine Art Tunnel ist. Einer der größten Schwächen heutiger Sci-Fi Filme ist, die hektische Kamera! Alles muss schnell sein und dadurch entstehen oft wackelige Bilder. Villeneuve lässt sich da sehr viel Zeit und filmt alles ruhig und geerdet auf. Im Hintergrund läuft die epische Musik- welche nicht dezenter sein könnte. Einen großen Beitrag zum Gelingen des Filmes, leistet auch Hauptdarstellerin Amy Adams. Dass Adams dazu in der Lage ist, einen großen Film selbst zu tragen, hat sie schon bewiesen. Adams Figur Louise ist im Film die Stimme der Vernunft. Eine Figur mit viel Herz die plötzlich unter immensen Druck steht. Sie spielt die Rolle mit solch viel Hingabe, dass ihre männlichen Co. Stars schnell in den Hintergrund geraten. Jeremy Renner spielt gewohnt einen coolen Typen, der immer mal einen witzigen Spruch auf Lager hat. Da sich die Handlung jedoch fast ausschließlich auf Adams konzentriert, kann er kaum Akzente setzen. Als Duo funktionieren beide jedoch hervorragend. Forrest Whitaker spielt oft den großen Mann mit viel Herz. Als Colonel Weber bleibt er seiner Rolle treu und stellt oft schlaue Fragen und hinterfragt auch mal etwas. Michael Stuhlbarg sehe ich gerne, da er oft lustige Figuren spielt. Hier spielt er Agent Halpern- ein FBI Agent, der alles streng beobachtet.
Wenn man den ansonsten grandiosen Arrival etwas ankreiden kann, dann die typischen Klitsches.
Der amerikanische Pathos (hab nur eine Flagge entdeckt), wird zwar erfolgreich in Keim erstickt, der Film kommt jedoch nicht drumherum, das allseits bekannte Bild zu zeigen. Der Osten ist böse und der Westen gut, deutsche und Co. haben schlimme Sachen gemacht, aber amerikanische werden schnell unter dem Teppich gekehrt.
FAZIT: Nachdem der Kanadier Denis Villeneuve mich mit "Sicario" zuletzt schwer beeindruckte, überraschte er mich mit seinen Meisterwerk "Arrival"- und das mit einem Genre, was mir eigentlich gar nicht liegt. Arrival ist schön bodenständig, stilvoll, sehr intelligent und regt zum nachdenken an. Unbedingt anschauen!