Es ist schwierig einem so bildgewaltigen und stimmigen Film in Form einer Rezension in Worte zu fassen. Arrival ist mehr als nur ein üppiger Sci-Fi Drama, er ist eine analytische Abhandlung über Sprache und Kommunikation und leitet daraus eine Message ab, die einen in die Schulzeit zurück versetzte, als ,,Nathan der Weise'' die bestimmende Lektüre im Deutschunterricht war.
Das Szenario des Films erinnert einen an Filme wie Roland Emmerich's ,,Independence Day'', ,,The Contact'' oder Spielberg's ,,Krieg der Welten''. Nur entwickelt sich die Story hier nicht soweit, dass es zu einem ultimativen Kampf zwischen der Menschheit und den Invasoren kommt. Vielmehr versucht man gerade diesen ersten Kontakt zwischen Mensch und Alien näher zu betrachten:
An zwölf verschiedenen Teilen der Erde tauchen plötzlich sogenannte Muscheln auf. Das sind 150 Meter Hohe ellipsenförmige Raumschiffe, die etwa zehn Meter über der Erde schweben. Sie kommen aus einer anderen Galaxie aus einer anderen Welt und geben der Menschheit den Beweis, dass sie im Universum nicht alleine sind. Berechtigterweise kommt die Frage auf: ,,Was die Aliens wollen?'' Jedes Land, welches eine Muschel widerwillig beherbergt, versucht dieser Frage auf den Grund zu gehen. Russland, China, Ghana die USA sind auch unter den Ländern. In den USA wird die Linguistin Dr. Louis Banks (Amy Adams) beauftragt sich der Kommunikation mit den Alienwesen anzunehmen. Die Anspannung ist große, denn man möchte eine potenzielle Gefahr der Alienwesen rechtzeitig abwimmeln können und zudem durch rasches Verstehen aggressive Herangehensweisen der Russen und Chinesen verhindern...
Meiner Meinung nach ist dieses Sci-Fi Drama mehr ein Linguisten Thriller! Ein Thriller wird demnach so definiert, dass im Mittelpunkt ein rätselhafter Fall steht, der von einem Detective, Kommissar etc gelöst werden muss. Wie alles im Leben hinterlassen auch wirre Fälle Spuren, die im ersten Augenblick einem zunächst gar nicht auffallen und dadurch unsystematisch wirken, jedoch mit jedem Mal Nachdenken und Reflektieren Zusammenhänge erschließen lässt bis dann am Ende ein Konstrukt entsteht, in dem jede Spur ihren Platz erhält und letztlich eine logische Lösung hergibt. Nun wird in Arrival niemand in einen richtigen Mord verwickelt, jedoch kommt die Herangehensweise welche Dr. Louis Banks anwendet, um mit den Alienwesen zu kommunizieren, dieser Definition des Thrillers sehr nahe. Mit kleinen Nuancen und Schritten führt uns der Regisseur Denis Villeneuve in die Erkenntnisse der Anthropologie. Über außerirdische überdimensionale Wesen wird uns eine Analyse dessen gegeben, wie unsere Sprache und damit verbunden auch unser Denken sich über Prozesse entwickelt und heranreift. Wie muss beispielsweise der soziale sowie textale Kontext sein, damit man versteht, was ein ,,Fragezeichen'' ausdrückt oder was uns veranlasst ,,you'' zu ,,your'' zu unterscheiden. Dieser Akt wird von Villeneuve derartig originell und authentisch inszeniert, dass man sich als Zuschauer selber dabei ertappt, Assoziationen aus dem Alltag im Gedächtnis abzurufen, um die dargestellten Kommunikationswege nachzuvollziehen. So wird in der ersten Hälfte des Filmes der Zuschauer regelrecht auf natürlichem Wege aufgefordert mit Dr. Louis Banks eine Reise durch das Linguisten Milieu zu machen, um schließlich heraus zu finden, ,,Warum die Aliens hier sind.'' Und ab hier erschließt sich einem dann, wieso Villeneuve so detaillierte Ausschweifungen in die Welt der Kommunikation gemacht hat, wieso Wörter wie Palindrom, Theorien über wie verschieden gesprochene Sprachen das Denken verändern können oder Zeit nur eine relative Größe im Universum ist. All dies gibt dem Zuschauer einen Nährboden seine eigenen Interpretationen nachzugehen und mit seinen eigenen Gedanken das Finale für sich selbst zu entschlüsseln. Einzelne Stücke des Filmes fügen sich in Gedanken zu einem imposanten Ganzen zusammen. Abhängig wie man bestimmte Details von Villeneuve assoziiert oder reflektiert hat geben einem eigene Interpretationen über die ,,Waffe'', das ,,Geschenk'' oder die ,,geheime Nachricht''. So wird für mich der Film immer ein Versöhnungsfilm bleiben, in dem die Naturwissenschaft und ihre Oppositionisten sich wieder vertragen, Supermächte Konflikte überwinden, indem sie ihre eigene Menschlichkeit wieder entdecken, oder ganz einfach Frau und Mann oder Mann und Mann oder Frau und Frau sich durch eine höhere Macht, die über alle Dimensionen geht, nämlich der Liebe, zueinander finden.
Bei einem solchen Plot, in dem gerade Assoziationen beim Zuschauer erzeugt werden sollen, ist Villeneuve mit seiner atmosphärischen und dramatischen Inszenierung der richtige. Denn dadurch werden einem immer wieder Freiräume geschaffen. Die Kamera und die wundervolle bedrohlich klingende Musik, welche einem durch ihren vibrierenden tiefen Unterton, unter die Haut geht, runden das Erlebnis perfekt ab. Mit diesem Film hat Villeneuve vieles richtig gemacht, zu bemängeln ist lediglich, dass einige Stelle manchmal ein wenig zu aufgesetzt bzw stockend daherkommen.