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    Tape_13
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Tape_13
    Von Christian Horn

    Wir freuen uns über jeden deutschen Regisseur, der hierzulande Genre-Kino wagt – schließlich gibt es viel zu wenige deutsche Filmemacher, die sich trauen, Genre-Stoffe für die Kinoleinwand umzusetzen und dabei auch an amerikanischen Vorbildern zu orientieren. Der durch Klamotten wie „Harte Jungs“ bekannt gewordene, zuletzt in „Nicht mein Tag“ an der Seite von Moritz Bleibtreu überzeugende Schauspieler Axel Stein erinnert uns mit seinem Regiedebüt „Tape_13“ aber daran, dass nicht jeder deutsche Genrefilm gleich Gold wert ist. In Steins Found-Footage-Horrorfilm, der auf der Berlinale 2014 seine Premiere feierte, treffen Klischees auf hölzerne Dialoge und eine profillose Inszenierung.

    Die blonde Schwedin Ann (Nadine Petry) und ihr lettischer Verlobter Gero (Lars Steinhöfel) machen eine gemeinsame Europatour, die Gero mit seiner neuen Videokamera dokumentiert. Einen ersten Dämpfer erhält der romantische Liebesurlaub, als der Mietwagen mitten in der dicht bewaldeten Eifel den Geist aufgibt. Also sammeln Vinzent (Pit Bukowski) und Franzi (Cristina do Rego) die Touristen am Straßenrand auf und bringen sie in eine abgelegene Waldhütte, wo Doreen (Sonja Gerhardt) und Tom (Lars Walther) bereits auf ein Party-Wochenende warten. Anfangs herrscht gute Laune, doch nach einer Geisterbeschwörung mehren sich grausige Ereignisse: Der Strom fällt aus, ein mysteriöser Fremder (Uwe Rohde) schleicht durchs Gehölz und schließlich verschwindet Franzi. Ob da ein Dämon sein Unwesen treibt?

    Die Macher von „Tape_13“ behaupteten bei der Berlinale-Premiere wiederholt, dass es sich bei ihrem Werk um den ersten Found-Footage-Film aus Deutschland handele. Gedreht wurde trotzdem in englischer Sprache, um – so Stein – sicher zu stellen, dass man auch internationales Interesse weckt. Schließlich kommen auch die klaren Vorbilder – von „Blair Witch Project“ bis „Paranormal Activity“ - aus dem Ausland. Die Referenzen sind dann auch allgegenwärtig:  „Das ist Poltergeist-Style“, erklärt Tom an einer Stelle des Films, und Vinzent fügt hinzu: „Ja, Evil-Dead-Style.“ Über das bloße Erwähnen der Vorbilder kommen Axel Stein und sein Team aber nicht heraus. Viel mit diesen anzufangen, wissen sie aber nicht. Dies machte Steins Kollege Marcel Walz jüngst besser: „Raw - Der Fluch der Grete Müller“, übrigens – so viel „zum ersten“ - ein älterer Found-Footage-Film aus Deutschland, ist zwar über weite Strecken ebenfalls stinklangweilig, hat aber zumindest ein paar schöne Seitenhiebe auf den Genre-Ur-Klassiker „Blair Witch Project“ zu bieten.

    In „Tape_13“ beschränkt man sich dagegen darauf, die typischen stilistischen Merkmale des Found-Footage-Genres, also verwackelte Kameraaufnahmen und Reißschwenks, Unschärfen und Kamerageräusche, Zooms und abrupte Schnitte, einzusetzen. Um immer wieder deutlich zu machen, dass es sich hier um „echtes“, gefundenes Material von einer mysteriösen Begebenheit handelt, interagieren die Beteiligten mit dem Kameramann, fordern ihn auf, das Filmen einzustellen. Auch die plump eingesetzten digitalen Bild-Artefakte und die pompösen Störgeräusche auf der Tonspur erfüllen ihren Zweck nicht, Authentizität vorzugaukeln. Denn die so authentisch gemeinten Szenen wirken insgesamt derart gestellt und bemüht, dass der angestrebte Doku-Charakter kaum aufkommt – prototypisch hierfür steht schon der laienhafte Vorspann, der die folgenden Peinlichkeiten in nuce enthält. Nach dieser Zusammenfassung könnte man eigentlich das Kino schon wieder verlassen.

    Auch inhaltlich lässt sich wenig Überzeugendes anführen. Die Gruselgeschichte von Axel Stein und Drehbuchautor Jan-Oliver Lampe strotzt vor Klischees, die nicht ausgehebelt, gebrochen oder reflektiert werden. Stattdessen werden vertraute Horrorabläufe abgespult. Zwecks besserer Dezimierung muss sich die Gruppe natürlich aufteilen, wobei immer klar ist, wer als nächstes das Zeitliche segnen wird. Schon früh ist so das „Final Girl“ identifizierbar, man muss nur darauf achten, wer zumindest erkennt, dass hier etwas im Busch ist. Nur ein einziges Mal hat man das Gefühl, dass die Macher sich ihrer Klischees bewusst sind und ironisch damit spielen. Wenn erklärt wird, warum die Polizei den Weg zum Ort des Geschehens nicht findet und daher nicht zur Hilfe eilen kann, reicht ein lapidares: „The cabin is too deep in the woods“ als Erklärung.

    Fazit: Ohne Gespür für das Genre inszenierter Found-Footage-Schocker, der völlig wahllos filmische und erzählerische Klischees anhäuft.

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