Sneak Preview: Hannas Reise
Jung, gutaussehend und äußerst ehrgeizig – das ist Hanna. Die Berlinerin steht kurz vor dem Abschluss ihres BWL-Studiums und bewirbt sich um einen Job bei einer Unternehmensberatung. Von einer heulenden Mitbewerberin, die gerade das Vorstellungsgespräch vergeigt hat, erfährt sie, dass soziales Engagement im Lebenslauf gefragt ist. Hanna handelt sofort: Sie reibt sich die Schminke aus dem Gesicht, gibt sich in ihrem Kostümchen legerer und erfindet kurzerhand einen Auslandsaufenthalt in Israel – nach dem unbedarften Motto: Juden sind immer gut, und behinderte Juden sind noch besser. Ihre verhasste Mutter, eine Friedensaktivistin, würde ihr schon mit einer Bescheinigung helfen, denkt sie. Blöd nur, dass die das überhaupt nicht einsieht und Hanna nun wirklich nach Israel muss. Dort angekommen, erfährt sie von einem Geheimnis, das sie trotz aller Abgebrühtheit doch berührt.
Wer gerade beim Satz "Behinderte Juden sind noch besser" gestutzt hat, ist hier richtig. Wer gar nichts dabei fand, ist hier erst recht richtig. Denn in der Komödie "Hannas Reise" geht es genau darum: um die "Holocaust-Keule" – eine Gratwanderung, die Filmemacherin Julia von Heinz souverän gemeistert hat: Die bissigen Pointen sitzen, und die bittere Realität straft die Ignoranz ab. Karoline Schuch und ihr Israelian Lover Doron Amit spielen großartig. Wer noch nie in Israel war, bekommt eine Ahnung von Land und Leuten dort. Leider verlieren die Drehbuchautoren zum Finale den roten Faden, Hannas Geschichte wird nicht richtig zu Ende erzählt. Dennoch: Die deutsch-israelische Koproduktion ist ein amüsantes Plädoyer pro Ungezwungenheit, aber gegen Oberflächlichkeit.
Markus Schaller, Koblenz