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    Im Labyrinth des Schweigens
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    3,0
    Veröffentlicht am 10. Mai 2021
    DAS BÖSE ZUR RECHENSCHAFT ZIEHEN
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Was habe ich nicht die schauspielerischen Spitzen dieses großartigen Künstlers auf den Brettern des Wiener Burgtheaters genossen! Egal, ob Thomas Bernhard oder Samuel Beckett – mit seiner sonoren Stimme und seinem Charisma war Gert Voss immer ein Erlebnis. 1995 gar von der Times als bester Schauspieler Europas genannt, verstarb dieser mit nur 72 Jahren – sein letzter Auftritt lässt sich im Holocaust-Aufarbeitungsdrama Im Labyrinth des Schweigens bewundern, in welchem er den legendären Eichmann-Jäger Fritz Bauer verkörpert. Voss hat seine Version des Staatsmannes ganz anders angelegt als dies ein Jahr später Burghart Klaußner in Der Staat gegen Fritz Bauer getan hat. Die zerzauste weiße Haarpracht, kettenrauchend und im Verhalten recht sperrig – zumindest optisch weiß Klaußner die historische Persönlichkeit schillernder und naturgetreuer zu verkörpern. Voss ist da womöglich bereits von seiner Krankheit gezeichnet, bleibt lieber er selbst als jemand anderer, erreicht aber immer noch Größe. Allein dafür wäre dieser Film schon sehenswert. Und natürlich kann ein Film nicht nicht ansehenswert sein mit einer Thematik wie dieser, geht’s doch um so etwas menschenrechtlich relevantes wie die in Frankfurt stattgefunden Auschwitz-Prozesse. Der Film beleuchtet, wie es dazu eigentlich gekommen war.

    Im Mittelpunkt dieses in seinen Fakten tatsächlichen Geschehens steht allerdings eine fiktive Figur, die im Grunde die drei wirklichen Anwälte zusammenfassend darstellt: Alexander Fehling gibt den jungen Anwalt Johann Radmann, der sich erstmal nur mit juristischem Pipifax auseinandersetzen muss – Bezirksgericht auf langweilig. Bis ihm allerdings die Aussage eines Holocaust-Überlebenden namens Kirsch in die Hände fällt (gewohnt intensiv: Johannes Krisch), der dann folglich vieles ins Rollen bringt, in erster Linie aber ganz viel Papierkram und Organisatorisches. Ziel ist es schließlich, so viele Zeitzeugen wie möglich zur Aussage zu bewegen, um damit so gut wie alle Nazis, die in Auschwitz stationiert waren, des Mordes oder zumindest der Beihilfe dessen zu verurteilen. Fritz Bauer ist da als Generalstaatsanwalt ganz vorne mit dabei (in eingangs erwähntem Film von Lars Kraume sieht man ganz genau, auf welchen Widerstand aus den eigenen Reihen er damals gestoßen war). Im Laufe seiner Arbeit allerdings verbeißt sich Radmann auf eine ganz bestimmte Person – nämlich jene des nach Brasilien geflüchteten KZ-Arztes Josef Mengele, dem Inbegriff unmenschlicher Scheußlichkeiten.

    Im Labyrinth des Schweigens ist konventionelles, polithistorisches Erzählkino, notwendigerweise chronologisch aufgebaut und vermengt mit den Versatzstücken eines pseudobiographischen Begleitdramas rund um Fehlings Filmfigur. Geschichtsdramen wie diese brauchen einen gefälligen, dramaturgischen Unterbau, schon allein deshalb, um eine Identifikationsfigur auf Augenhöhe zu schaffen. Hier, im Frankfurt der späten 50er Jahre, kauert der Faschismus hinter den Masken jener, die es sich gerichtet haben. In einer Szene verfällt Anwalt Radmann geradezu in verzweifelte Panik, weil er plötzlich in allen und jeden einen heimlichen Nazi zu erkennen glaubt. Dieser braune Dunst wabert über dem Retro-Interieur privater Wohnungen und Büros – ein schwelender Zustand, den Regisseur Giulio Ricciarelli relativ gut einzufangen weiß.

    Ganz besonders begrüßenswert ist aber vielmehr die Art und Weise, wie der Film mit den schrecklichen Details umgeht, die weder breitgetreten noch als sentimentales Betroffenheitskino demonstrativ eingesetzt werden. Über die erzählenden Gesichter unterschiedlichster Art legt er den Mantel des Schweigens, nur ab und zu werden so manch erschütternde Erinnerungen artikuliert, und der ganze schreckliche Rest lässt sich in den eigenen Gedanken sowieso nacherleben – wenn man es zulassen kann und will. Durch diese pietätvolle Balance findet Im Labyrinth des Schweigens nie sein Ziel aus den Augen. Was bleibt, ist wichtiges Kino, allerdings nach bewährtem Muster, das durch seine prosaische Norm zwar interessant ist, aber nie wirklich emotional vereinnahmt. Dass dann tatsächlich so jemand wie Mengele bis in die 70er Jahre hinein unbehelligt weiterleben konnte, macht einem zumindest klar, wie sehr man in Sachen Gerechtigkeit damals wie heute gegen Windmühlen kämpft.
    _________________________________________
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    GamePrince
    GamePrince

    13 Follower 57 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 29. Juni 2016
    Über deutsche Filme habe ich dieses Jahr ja schon einiges geschrieben und obwohl wir vor kurzem mit "Who Am I" einen echten deutschen Kracher hatten (5 Sterne gab's von mir) ging ich wie immer skeptisch in diese deutsche Produktion.
    Dass muss aber nicht unbedingt was schlechtes heißen, wird man so doch weniger enttäuscht oder positiv überrascht - letzteres war hier der Fall, da mich der Film schon kurz nach Filmbeginn fest im Griff hatte und erst kurz vor Schluss (wo er etwas nachlässt) wieder losgelassen hat.
    Denn obwohl man als Zuschauer mehr über die Thematik Auschwitz weiß beziehungsweise wissen sollte (!) als die Filmcharaktere, fühlt man mit eben jenen Charakteren mit, wenn sie schockiert die Wahrheit hören und auf Fotos sehen.
    Wenn man dabei sieht, dass die meisten Menschen damals nie von Auschwitz gehört haben und diejenigen, die von Auschwitz gehört haben aber nichts über die Massenmorde wissen, geht das nicht am Zuschauer vorbei.
    Werden die betroffenen Opfer dann verhört und erzählen ihre Geschichten, geht der Film vollends unter die Haut - vor allem wenn Kinder die Opfer waren.
    Da packt einen der Film emotional sehr und zeigt uns wieder einmal wie unbeschreiblich grauenhaft das alles und generell der Krieg war und immer noch ist. Zwar sehen wir anhand der Körper der Opfer "nur" die Folgen und nicht die Massenmorde, Experimente oder Folgerungen selbst, aber dass muss man auch nicht.
    Denn sind wir ehrlich: Dieses Leiden will niemand sehen und wenn wir uns das vorstellen, was die Opfer in dem Film erzählen, ist das grauenvoll genug und auch so unglaublich abschreckend wie abstoßend.

    Wäre all das nicht schon Inhalt genug für einen packenden Film, wird uns hier gleichzeitig eine sehr spannende Ermittlung gezeigt.
    Am Anfang wissen die wenigsten was wirklich vorgefallen ist und da die Beteiligten nicht über die Vorfälle reden wollen und alles geheimgehalten wird, kann man sich ja selbst vorstellen wie schwer und somit spannend diese Ermittlungen sind.
    Man sucht Beweise und Zeugen für Fälle die fast 20 Jahre zurückliegen und deckt dabei langsam immer mehr Schandtaten auf.
    Und hat man erst die wichtigsten Täter identifiziert beginnt eine noch spannendere Suche und Verfolgung.

    Somit hat der Film eine interessante Thematik, packende Geschichten, spannende Ermittlungen und eine klare sowie wichtige Botschaft: Diese (und andere) große Verbrechen dürfen nicht in Vergessenheit geraten und Täter sollten nicht frei herumlaufen.

    Um den Zuschauer zwischendurch eine kleine Pause zu gönnen bekommt man eine kleine Liebesgeschichte erzählt, die ich ausnahmsweise mal nicht als störend empfand.
    Denn obwohl sie absolut vorhersehbar ist, rundet sie das Drama perfekt ab indem uns zeigt, wie sehr unser Hauptcharakter (der junge Staatsanwalt Johann Radmann, großartig gespielt von Alexander Fehling) von den Ermittlungen und dem Drang nach Gerechtigkeit besessen ist.

    Ich könnte jetzt noch mehr über den Film schreiben.
    Zum Beispiel dass er mehrere interessante Fragen aufwirft, oder dass er perfekt als Film für den Geschichtsunterricht geeignet ist, oder dass er zeigt wie wichtig eben jener Unterricht ist.
    Aber der Text ist bereits lang genug und ich denke ich habe meinen Standpunkt mehr als klar gemacht: Dieser Film hat mich begeistert!!!

    Einen kleinen Abzug gibt es nur für die letzten Minuten des Films, wo die Dramaturgie sehr nachlässt und der Film den Zuschauer langsam loslässt.
    Der Rest ist aber einfach nur meisterhaft.

    Fazit:
    Diesen Film sollte man sich unbedingt ansehen, egal wie viel man über die Thematik weiß. Während der ganzen Laufzeit ist er extrem packend und so spannend, wie nur wenig andere Filme dieses Jahr.
    Vor allem für Fans von Thrillern, Dramen, den verschiedenen Ermittlungs-Serien im TV, sowie Geschichts-Interessierten ist dieser Film pures Gold.

    Wertung: 5 von 5 Sternen
    Flodder
    Flodder

    35 Follower 158 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 6. Dezember 2014
    Das ist eindeutig keine TV-Ware im Kino, sondern ein sehenswerter deutscher Kinofilm, der auch gut weltweit ankommen kann. Ist auch kein "KZ-Film". Aber mit Holocaust-Fall, und der hängt (wie der ganze Film) nahezu total an der jungen Staatsanwalt-Hauptfigur, jemand mit Charakter; das ist sogar einer Traumrolle. Die Produktion lässt die 50er Jahre ansehnlich genug aufleben, die Inszenierung ist angenehm unaufgeregt (um nicht zu sagen sachlichen Behördenbüros und Amtsstuben angemessen) und in Verbindung mit der rundumgenialen Besetzung erscheint so alles ziemlich lebensnah - nur die auffällige Musikauswahl zu den Aussagen gleicht einem Fehlgriff.
    Kino:
    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 26. Januar 2016
    Toll gespielt, mit vielen kleinen süßen Details, die die Zeit der 1960er perfekt einfangen... Wahnsinn, daß das erst 50 Jahre her sein soll! Ein Mauer des Schweigens wird hier in Person des fiktiven jungen Staatsanwaltes Johann Radmann langsam, aber stetig aufgebrochen! Das Thema Auschwitz wird an die Oberfläche geholt und viele "kleine" Helfer müssen sich ihrer Vergangenheit und ihren Taten stellen! Es ist der Versuch einer Gerechtigkeit und auch der Beginn einer bis heute anhaltenen Aufarbeitung der Verbrechen dieser Zeit! Erstklassig und glaubhauft spielen alle Darsteller ihre Rollen! Es ist ein tolles Spielfilm-Geschichts-Dokument als Erinnerung an einige wenige, die sich damals trauten, was viele noch nicht wahrhaben wollten: die Taten einzelner ans Licht zu zerren und sie zur Rechenschaft zu ziehen! Der reale Fritz Bauer, mit dem sich ja mittlerweile auch ein eigener Film beschäftigt - "Der Staat gegen Fritz Bauer" - ist hier auch mit dabei als helfender und unterstützender Generalstaatsanwalt!
    T.R. Ewing
    T.R. Ewing

    5 Follower 32 Kritiken User folgen

    2,0
    Veröffentlicht am 15. Juli 2016
    Lau. Insbesondere, da ich vor "Im Labyrinth des Schweigens" (von 2014) schon "Der Staat gegen Fritz Bauer" (von 2015) gesehen habe. Da beide thematisch eng verwandt sind, liegt ein Vergleich nahe.
    Ausstattung, Dialoge, Spannungsaufbau... alles lau.
    Sehr konstruierte Konstellationen (Staatsanwalt & Journalist machen gemeinsame Sache), Abziehbild-Charaktere, konstruierte Situationen und ein schwaches Spiel (Gert Voss ausgenommen) machen den Film ... lau. 4 von 10
    FilmkritikenOD
    FilmkritikenOD

    9 Follower 36 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 14. November 2016
    [...]
    Obwohl man weiß (oder es sich zumindest denken kann), wie der Film ausgeht, möchte man wissen, wie die Protagonisten an diesen Punkt kommen. Zudem beleuchtet der Streifen respektvoll die verschiedensten Ansichten zum Thema Vergangenheitsbewältigung. Man sollte nur nicht erwarten, dass die Gerichtsverhandlungen gezeigt werden, dann könnte man zum Schluss enttäuscht sein. Andererseits ist es sicher ein Kompliment, dass ich nochmal zwei Stunden sitzen geblieben wäre, wenn er die Verhandlungen tatsächlich dargestellt hätte.
    Für Holocaust-Leugner ist der Film eher nicht geeignet. Obwohl die das ganze vielleicht als Satire sehen könnten. Wer weiß.
    Kino:
    Anonymer User
    5,0
    Veröffentlicht am 1. Dezember 2014
    Überragender Regisseur, sehr authentische Schauspieler, sehr zu empfehlen
    Kino:
    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 7. September 2014
    Der Holocaust-Überlebende und von den schrecklichen, persönlichen und nicht spoiler: verarbeiteten (oder: verarbeitbaren) Erlebnissen gezeichnete Mann wird gefragt
    , wie er - inzwischen ist es ca. 1960 - noch immer in Deutschland leben könne. Die Frage wird mit den persönlichen Erinnerungen an die (im KZ ermordete Familie) beantwo spoiler:
    rtet, die dieser Mensch mit dem Wohnort verbindet, und endet mit der Gegenfrage: "Wo sollte ich denn sonst hingehen wo ich mich zu hause fühlen kann?" Obwohl diese eine plausible Antwort ist, ist es auch einer der Schlüsselmomente, wo der Film die Möglichkeit verpasst, über das Thema 'Deutschland-Holocaust-NS'- Vergangenheit hinaus zu gehen, um eher beängstigende, real-existenzielle Fragen aufzuwerfen. Brillant geschauspielert (Hochachtung vor Alexander Fehling und den übrigen Schauspielern!), grandios in der Inszenierung von innerer Zerrissenheiten und Frage nach individueller Verantwortung, so kommen doch diese Themen nicht weit über das konkrete Ereignis (Holocaust) hinweg. Während bei Michael Haneke der Zuschauer quasi das gezeigte selbst durchlebt und dadurch fast gequält wird, belässt es dieser Film eher beim Betrachten aus der Ferne, und man kommt - gut unterhalten und emotional aufgewühlt - aber eben doch ohne innere Qualen durchlitten zu haben, aus dem Film heraus. Fazit: Ein sehr guter Film, der jedoch etwas mehr Weitläufigkeit und Zuschauer-Provokation hätte gut vertragen können, um ein ganz großer zu werden!
    Kino:
    Anonymer User
    5,0
    Veröffentlicht am 22. Oktober 2020
    Die Aufarbeitung der Nachkriegszeit finde ich gut recherchiert und authentisch dargestellt. Wo sind denn die ganzen Nazis geblieben? Wie schnell die eigene Vergangenheit vergessen wurde, ist fast unglaublich aber wahr. Ich kann hier vieles aus Erzählungen meiner Mutter, die in der Kriegszeit und Nachkriegszeit lebte, bestätigen.
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