Was ist eigentlich Slow Food? Der Gegensatz zum allgegenwärtigen Fast Food deutet es an: Es geht um Nahrungsmittel, die bewusst konsumiert werden sollen und dabei am besten auch noch einen regionalen Bezug bewahren sollen. Zugleich ist Slow Food aber auch der Name einer internationalen Organisation mit circa 100.000 Mitgliedern, die in 1.500 lokalen Gruppen aktiv sind. Gegründet wurde die Organisation von Carlo Petrini, dem Stefano Sardo mit seinem Dokumentarfilm „Slow Food“ ein unkritisches Denkmal setzt: Brav werden die Lebensstationen Petrinis abgehakt, dessen Charme sich sogar der britische Thronfolger Prinz Charles nicht entziehen kann. Anfangs bemüht sich Sardo noch, die Erfolgsgeschichte mit inszenatorischen Ideen aufzulockern, doch schnell wird „Slow Food“ zum biederen Werbefilm, der wohl kaum wesentlich anders ausgefallen wäre, wenn ihn die Organisation selbst in Auftrag gegeben hätte.
Die Entwicklung der Slow-Food-Bewegung ist bemerkenswert: Carlo Petrini, der zuvor als Stadtrat in seiner Heimatstadt Bra aktiv war und zudem mit einigen Freunden einen linken Radiosender im Untergrund betrieb, unternahm seine ersten Schritte als Gourmet-Aktivist, indem er regelmäßig Artikel über seine neue Leidenschaft verfasste, zum Beispiel in einer Beilage der kommunistischen Zeitschrift „Il Manifesto“. Doch das war nur der Anfang. Besonders zwei Ereignisse förderten Petrinis Bemühungen: Der Skandal um mit Methanol gepanschten Wein und besonders die Eröffnung einer McDonald’s-Filiale auf der altehrwürdigen Piazza Navona in Rom. All diese Ereignisse führten schließlich zur Gründung von Slow Food.
Bemüht sich Regisseur Sardo anfangs noch darum, die trockenen Fakten mit gelegentlich eingestreuten Animationssequenzen aufzulockern, herrscht bald das stetig gleiche Bild: Archivaufnahmen wechseln sich mit Interviews mit Petrinis Weggefährten ab, die sich vor allem in Lobesreden auf ihren berühmten Freund ergehen. Trotz der kurzen Laufzeit von gerade einmal 73 Minuten stellt sich schnell ein regelrechtes Übersättigungsgefühl ein. Von Erfolg zu Erfolg eilt die Slow-Food-Bewegung, pflichtgemäß abgehakt und mit gefälliger Musik untermalt, doch etwas Entscheidendes fehlt: Von Zwischentönen oder Kritik – gerade in Deutschland wird der Organisation bisweilen Elitarismus vorgehalten – keine Spur. Auch wenn die Entscheidung, Petrini nicht selbst zu interviewen und sich stattdessen mittels verschiedener Quellen seiner Persönlichkeit anzunähern, im Grunde sinnvoll erscheint, stellt sich die Frage, ob nicht vielleicht ein direktes Gespräch mit dem Protagonisten doch aufschlussreicher gewesen wäre. So bleibt am Ende das eher fade Bild eines Lokalpolitikers zurück, der gutes Essen propagiert. – Und das dürfte Petrini dann doch nicht ganz gerecht werden.
Fazit: „Slow Food“ ist ein gelungener Werbefilm, der als Dokumentation firmiert. Wer sich für die Thematik interessiert und ein Anhänger der Bewegung ist oder werden will, wird mitgenommen, eine tiefere Auseinandersetzung mit der Figur Carlo Petrini bleibt jedoch aus.