--Achtung Kritik nur an jene gerichtet, die den Film schon gesehen haben. Ansonsten Spoilergefahr--
Gone Girl mag ja ein PsychoThriller oder, wie andere auch meinen, Melodrama sein, für mich ist der Film aber eine witzige Satire über die vermeintlich perfekte Ehe und des allbekannten ,,American Dreams''. (Bin dennoch verwirrt.
Am 5. Hochzeitstag verschwindet Nick Dunnes Ehefrau Amy plötzlich - die Haustür ist sperrangelweit offen und im Wohnzimmer sind Möbelstücke umgeworfen, die auf einen bitteren und verlorenen Kampf zwischen Amy und ihrem Entführer hindeuten. Die Entführung Amys entwickelt sich jedoch zunehmend zu Nicks Schlagpunkt, denn während der Ermittlungen werden immer mehr dreckige Details von Amys und Nicks vermeintlich perfekter Ehe enthüllt. Bis sogar Nick selbst als Mörder angeschuldigt wird. Doch nach wochenlanger Nachforschungen fehlt immer noch Amys Leiche, die Medien und das ganze amerikanische Volk sind sich aber einig - Nick Dunne ist der Mörder...
Die Ehe ist bitter - so Gillian Flynns indirekte Aussage. Vor allem Frauen haben es schwerer als die Männer, da sie diejenigen sind, die alles dafür tun, um die Ehe aufrechtzuerhalten. Männer sind dagegen nur die medienverblendeten Schweine, die durch ihr selektives Frauenschönheitsmodell Frauen regelrecht dazu zwingen, dämliche Maßnahmen zu treffen, wie gesundheitsschädliche Diäten zu machen oder ihre ganze Persönlichkeit sowie Interessen zu verstellen. Frauen sind nur leere Hüllen, die Etiketten männlicher Vorstellungen einer perfekten Frau sowie Etiketten der Medien in sich tragen und demnach sich so verhalten wollen = müssen.
Amy steht hier als Feministin, die sich aus dieser nun bereits in der Gesellschaft verankerten Norm emanzipiert und ihren freien Willen sowie eine Hülle mit ihren eigenen Inhalten trägt. Doch warte mal, dies tut Amy jedoch in einer gravierend krankhaften Weise, also wo bleibt dann wiederum der positive Aspekt dieser These? Sind Frauen nun doch aggressive Wesen, die sich auf gewalttätiger Weise aus ihren gesellschaftlichen Etiketten herausreißen wollen? ....
Dann behandelt Flynn noch den Aspekt der Medien, wie einflussreich und manipulierend und pauschal sie auf uns dümmliche anderen Menschen wirken. Wie sie unsere Urteilsmeinung eigentlich penetrieren. Sind wir überhaupt noch Menschen, die denken oder geben wir eigentlich nur Werte und Inhalte wieder, die uns die Medien vorschreiben? .....
Dann ist da noch mal die Männerrolle, die erst böse ist, Symbolbild - Nick Dunne -, aber zum Ende hin als Opfer dargestellt wird? .... Nun vielleicht bin ich ein Mensch der zu viel denkt oder wiederum nicht, aber obwohl der Film vermeintlich so vielschichtig und komplex sein soll, weiß ich einfach nicht, was mir der Film sagen will. Um ehrlich zu sagen kommt mir die Geschichte eher wie ein Fantasierachefeldzug Flynns vor, die in der Realität vielleicht einmal ihren Mann bei einem heißen Flirt oder beim Rummachen mit einer anderen Frau erwischt hat und nur in ihrer Fantasie ihre wahren Gefühle bezüglich dieses Fehltrittes ihres Mannes zum Ausdruck bringen konnte. Dabei hat sie sich dann gleich noch das recht genommen, diesen ganzen Hype um die Ehe und ach so perfektes Leben zu satinieren und auch den ,,American Dream'' ironisch zu hinterfragen. Immerhin zeigt der Film oder eher die Geschichte, wie viele Facetten und Vorhänge wir Menschen in unserem Leben eigentlich haben: Amy, die eigentlich Amazing Amy ist und eigentlich wiederum eine emanzipiertere ist; Nick der anfangs der kluge witzige perfekte Mann ist, sich jedoch als Arschloch entpuppt und dann doch der Idealmensch und das Opfer ist; und dann die Medien, die Ursachen für diese Facetten und unterschiedlichen Verhaltungs-Einstellungsmustern.
Nun ich könnte noch Stunden über den Film schreiben und diskutieren. Eines oder auch zweites kann ich jedoch sagen: Am Ende hatte ich regelrecht einen Lachkrampf (Kinogänger dieses Filmes können es sich vielleicht selbst erklären) und wie man bereits merkt bietet diese Geschichte wahrhaftig genug Stoff, um mit seinem Ehepartner/in über Wochen zu reden.
So genug des Filmes Kerns! Obwohl die Aussage des Filmes oder besser gesagt die in der Geschichte aufeinanderprallenden Themen mich sichtlich verwirrt haben oder ich nicht wirklich die Verbindungen zwischen denen sehen kann, hat David Fincher einen stimmigen, atmosphärisch angespannten Film inszeniert, der zurecht als PsychoThriller betitelt ist. Er hat Rückblenden und die polizeilichen Ermittlungen sowie Nicks und Amys abwechselnde Sichten perfekt und gekonnt in Einklang gebracht, sodass das Interesse des Zuschauers stetig aufrechterhalten wurde. Vor allem die Übergänge durch Ausblenden haben durch diesen Film für mich eine ganz neu definierte Wirkung. Schade war es aber dennoch, dass der Zuschauer schon von vornherein den Eindruck hatte, dass Nick Dunne das Opfer ist. Ein Vergleich mit dem Buch zeigt, dass die Autorin da besseres zu bieten hat.
Denn in den ersten dreihundert Seiten, war ich verwirrt und dachte tatsächlich, dass Nick Dunne irgendwas mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun hat. Allgemein hat sie mehr mit der Psyche und der Erwartungshaltung der Leser gespielt, was man im Film leider nur mäßig spüren konnte.
Dabei hat natürlich die überaus stimmige sowie düster und dramatisierend klingende Musik von Trent Reznor und Atticus Ross zu tun. Und auch die Schauspieler, die einfach perfekt, und wie gemacht für diesen Film sind. Nick Dunne ist womöglich Ben Afflecks beste Rolle. Und das sage ich nicht nur, weil es die Medien sagen. Rosmund Pike hatte für mich schon immer Talent, das sie auch in diesem Film vollkommen ausschöpfen konnte. Sie hat Amy Dunne so vielschichtig und glaubwürdig gespielt wie die Rolle selbst. Was auf der Strecke bleibt sind letztendlich die verschiedenen Thematiken des Buches, die aus meiner Sicht an manchen Stellen im Film zu oberflächlich behandelt wurde oder kaum zu erkennen waren.
Dann möchte ich aber noch eines kritisieren, was wohl auch mein größter Kritikpunkt ist und der Grund ist wieso ich dem Film einfach sieben Sterne gebe. Das ist und bleibt dieser ,,Fincher-Perfektionismus'', er ja in Benjamin Button noch dem Film das nötige harmonische gab, in einem Thriller meiner Meinung nach doch unpassend ist. Alles in ,,Gone Girl'' sah einfach so perfekt aus und so unglaubwürdig inszeniert zum Teil. Ich hatte zwischendurch beim Schauen, langsam die Authentizität des Filmes hinterfragt und war dadurch total aus dem ganzen Filmgeschehen raus. Anfangs habe ich das ja noch mit der Thematik ,,alles-muss Perfekt-sein'' und der vermeintlich perfekten Figur Amy zu erklären versucht. Doch in der Rückschau zu anderen Filmen Finchers, vor allem Verblendung, ist mir diese zum Teil schon unauthentische Perfektion aufgefallen. Und ein Thriller darf in meinen Augen einfach nicht aalglatt perfekt aussehen. Er muss zum Teil verspielt und ranzig wie das Berghain sein, um sich wirklich als Thriller bezeichnen zu können.
Allgemein bietet der Film einiges von der Thematik und filmisch ist er natürlich auch ein Erlebnis, vor allem für die, die das Buch nicht kennen. Fincher weiß schon doch, wie er seine Zuschauer in den Bann zieht und zum Mitgrübeln sowie Mitfiebern bringt.