Der Kinosommer liegt wieder in den Startlöchern und es wird wieder ein besonderes Prädikat gesucht: Die Saisonkomödie. Oder zumindest die Sommerkomödie. Hollywood lässt sich schließlich auch trotz der WM nicht lumpen und wird den Markt erneut mit einer Filmspanne von „grauenhaft banal“ bis „heiter amüsant“ beschießen und alles daran setzen, den Kunden, pardon, Besuchern das Lächeln hervorzulocken. „Ted“ und „Family Guy“ - Gründer Seth McFarlane ist einer der ersten seiner Zunft und startet mit seiner „A Million Ways to Die in the West“ - Westernparodie in die sonnigen Monate. Dabei gelingt ihm abseits allzu bekannter RomCom – Muster und gefährlich tangierendem Adam Sandler – Furzwitz – Humor recht wenig. Die Anarcho – Allzweckwaffe des amerikanischen Fernsehen wirkt deutlich uninspiriert, das Geld wird für schicke Kostüme und Requisiten wie für höchstwahrscheinlich teure Schauspiel- wie Cameo – Einlagen (Ryan Reynolds, Jamie Foxx) herausgeschleudert, aber substanziell und vor allem humoristisch bleibt dabei wenig hängen.
Das beginnt schon mit dem narzisstisch erscheinenden Mut, selbst die gesamten wichtigen Aufgaben stemmen zu können. Immerhin ist die Beteiligung an Drehbuch, Regie, Produktion sowie schauspielerischem Hauptpart höchst anspruchsvoll, wenngleich sie auch eine gewisse Leidenschaft zu dem Projekt verbindet. Dass die Filmqualität darunter leidet, weisen deutsche Kollegen wie Schweighöfer/Schweiger allerdings ebenso herausragend auf.
McFarlane ist kein Schauspieler und wird als solcher auch nicht den Weg des Ruhms einschlagen. Er weiß ganz klar, wann er zu „Ohhhh“en und „Scheiße“ zu sagen hat, denn offensichtlich bereitet ihm das trotz zahlreicher Wiederholungen enormen Spaß, aber bei diesen Szenen geht jeder Autor ab, es entspricht seiner Natur, dass ihm das Geschriebene in Komödien Lachorgasmen beschert, schließlich hätte er es sonst auch nie so stehen lassen.
Trotzdem ist das nicht das einzige oder gar das Hauptproblem von „A Million Ways“. McFarlane's Art des Humors scheint ein wenig ausgelutscht zu sein, rückläufige Qualität und Quoten seiner Serie „Family Guy“ unterstützen die These da. Wenn McFarlane nicht auf der Höhe ist, haut er das scheinbar einzige universale Mittel amerikanischer Komödien heraus, den notorischen Dauerquassler a la Vorzeigefigur Eddie Murphy (Rezept: Es wird solange in einer unangenehmen/alltäglichen Situation mit seinem Kontrahenten/Kumpel diskutiert, bis etwas lustiges gesagt werden MUSS. Wenn das nicht eintritt, wird weiter geredet. Sollte es doch eintreten, wird auch der vorhandene Witz solange zerredet, bis man ihn schon wieder vergessen hat). Dies alles ist nur dezent witzig bis originell und hätte „A Million Ways“ kein ansprechendes Setting aufzufahren, wäre McFarlane's Komödie wohl schon viel früher baden gegangen.
Denn eins muss man ihm lassen, sein neuster Film wirkt an vielen Stellen als ansprechende Reminiszenz alter Western Klassiker mit eiskalten Duellen zwischen dem bad guy und seinem Helden wider Willen, unverwechselbaren Liebschaften (die absurde Kombination von Hure Silverman und Schwiegermuttersöhnchen Ribisi ist eine der besten Ideen des Films und immer wieder für eine Erwähnung gut) und Verfolgungsjagden auf dem Pferd inklusive dem oft zitierten Auftritt einer Eisenbahn. Das alles wirkt gut ausgeklügelt und doch erinnert „A Million Ways“ dabei oft eher an eine Hommage als wirkliche Parodie der Ereignisse. Klar McFarlane und die von ihm gewählte Schönheit an seiner Seite, Charlize Theron, betonen immer wieder wie „Scheiße“ doch alles sei und debattieren augenzwinkernd, was es noch nicht gibt und was es noch geben sollte, aber das sollten nie Alleinstehungsmerkmale einer guten Parodie sein, McFarlanes eigene „Blue Harvest“ - Family Guy – Triologie hätte da deutlichere Anreize für ein gutes Gelingen geben können.
Was allerdings arger liegt, ist, dass McFarlane nun wohl doch auf die völlig unverständliche aber anscheinend gehypte vulgäre Dröhnung setzt und dabei das von ihm früher auszeichnende Fingerspitzengefühl vermissen lässt. Sicherlich, ein berühmter DeLorean wird wunderbar ins Licht gerückt, aber Schafpenisse und an Durchfall erkrankte Cowboys finden in Abfolge und Wirkung keinen zielsicheren Anklang, wenn dann noch eine leidlich anzusehende Romanze in schönen Westernpanoramen und die wirklichen aber stark dezimierten Todesarten, die sich in der Hauptzahl als angenehm spaßige Szenen erweisen, die der Titel versprochen hat, neben verheizten Darstellern wie Liam Neeson und Neill Patrick Harris ins Bild geraten, ja, dann ist das letzten Endes auf kurz oder lang, einfach zu wenig.
Fazit: Man wagt sich dann doch nicht ganz von einem Desaster zu sprechen, dafür ist viel Leidenschaft zum Western enthalten. Und doch betritt McFarlane die unattraktive Schwelle zum Adam Sandler des Anarcho – Humors. Das Zuschauer und Kritikern, die den Film dann doch größtenteils schlecht bewertet haben, ausbleiben, wird dann sogar einem Mann wie Seth McFarlane, der oft völlig immun auf äußerliche Einflüsse zu sein scheint, einen kleinen aber feinen Dämpfer verpassen. Der verschwinden kann, sollte er sich nach kurzem Sammeln und dem Zurückkehren zu alter Form bei „Ted 2“ wieder auf seine Stärken besinnen.