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Woelffchen41
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3,0
Veröffentlicht am 31. Oktober 2015
Nachhilfe in Geschichte Ein sehenswerter Film, nicht nur für den Geschichtsunterricht – Deutschlands jüngste Vergangenheit. Ein handwerklich ordentlich gemachter Film, der einen wegen der Spannung nun nicht gleich vom Hocker reißt – da gibt es wesentlich bessere - aber immerhin gute, solide, deutsche Wertarbeit. Besonders gut haben mir die Requisiten – von der Mode über die Inneneinrichtungen bis hin zu den Autos - gefallen, da ich diese Jahre der jungen BRD noch gut in Erinnerung habe.
Mitunter kommt es vor, dass Authentizität den bösen Dämon Langeweile in sich trägt. So ist "Der Staat gegen Fritz Bauer" vom Schauspiel bis zur letzten Requisite überaus glaubhaft geraten, die Atmosphäre zwischen Verkrampfung und Biederkeit als Kontrapunkt zur Widerwärtigkeit braunster Strukturen im politischen Apparat unter Adenauer wird greifbar. Inszeniert ist dieses Drama für meinen Geschmack zu harmlos. Eigentlich muss da der erwartete Schlag in die Magengrube kommen, er prallt aber möglicherweise an der Erwartungshaltung ab. Trotzdem sehenswert.
Ein sehr gutes Sittengemälde der späten 50er/frühen 60er Jahre. Hochinteressant und gut gespielt. Auf jeden Fall die bessere Wahl als der thematisch verwandte "Im Labyrinth des Schweigens" von 2014. Lehrreich und faszinierend. 8 von 10
Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber: Fritz Bauer war eigentlich Anwalt oder so aus Braunschweig.
Er ist dann nach Frankfurt gekommen und dort glaube ich Oberstaatsanwalt geworden.
Er hat dafür gesorgt, daß wenigstens ein paar Nazischweine in den berühmten Frankfurt Prozessen vor Gericht gestellt wurden. Da er umgeben war von Nazis und Nazimitläufern innerhalb der Richter, Staatsanwaltschaft und Anwaltschaft hat er den Spruch getan:"setze ich einen Fuß außerhalb meines Büros, so befinde ich mich auf feindlichem Gebiet".
Seine größte Leistung war es, er hatte einen Tipp aus Argentinien bekommen, daß der KZ-Planer Adolf Eichmann, sich - wie viele andere Nazis- unbehelligt in Argentinien aufhielt.
Da er innerhalb des Justizapparates niemenden trauen konnte, informierte er sicherheitshalber nur den damaligen Hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn.
Es gibt zwar mittlerweile einen Dokumentarfilm über Bauer, aber Heureka, jetzt endlich einen Film über Bauer, mit dem immer famosen Burkhard Klausner (das weiße Band), Jörg Schüttauf und wohl anderen Kapazitäten.
Zwar haben Udo Jürgens und etliche andere Schlagergranaten das Bundesverdienstkreuz, jedoch nach Fritz Bauer ist m.W. nach nicht mal eine Straße benannt, geschweige denn, daß er das Verdienstkreuz erhalten hat.
Der beigefügte Trailer zeigt, wie Eichmann in Israel die Botschaft über Eichmann bringt. Der Eichmann.-Prozess ging um die Welt. Hann Arendt war als Berichterstatterin dort und sie prägte den weltweit bekannt gewordenen Ausspruch über die Banalität des Bösen, angesichts der Beamtenhaftigkeit Eichmanns, welcher - welch Wunder- sich vor Gericht genauso rausreden wollte wie alle Nazis: ich habe ja nur auf Befehl geschafft.
Von der Süddeutschen Zeitung hat einer vor ca. einem Jahr ein Buch über Bauer geschrieben.
Fritz Bauer war nix anderes als ein Held!
Er ist - bekleidet mit einer Badehose! - tot in seiner Wanne gefunden worden. Angeblich Herzversagen, bis heute verstummen die Gerüchte nicht, daß sich die Nazis an ihm gerächt haben. Hier wird man die Warheit wohl nie mehr erfahren.
Achtung: jede Beschäftigung mit Fritz Bauer ist auch ein Blick in den Abgrund unserer Nazivergangenheit und die Verlogenheit unserer Großeltern nach dem Krieg.
hier trifft mal wieder zu, was so selten passiert bei mir- ein film, bei dem alles stimmt! dieses fünfziger-jahre-flair, dieses geschniegelte, ein bißchen verklemmte, die leute sehen alle so alt aus, auch wenn sie noch jung sind, das kommt so echt rüber....klasse.
Habe den Film gestern gesehen - großartig. Der Film lebt von einer berührenden Geschichte, sehr guten Schauspielern und der Atmosphäre der 50ger, die er transportiert. Mit viel Liebe zum Detail (Ausstattung, Gesten, ...) umgesetzt. (Hochsteck-) Frisuren, Brillen (!?), Kleider, Hosenträger... überall rauchen, Gummiplane auf der mechanischen Schreibmaschine, brauner Fernseher. Vorzimmerdame, die auf Geheiß des Chefs die Untergebenen zur Besprechung zusammentelefoniert - einfach herrlich, hat so gar nichts mit Mails und Meetings zu tun... ganz andere Zeit, ganz anderes Lebensgefühl. Aber auch: kleinbürgerlich, verbiestert, verklemmt. Eher beklemmend die Geschichte - einer (bzw. 1,5) gegen alle. Jeder betrügt, intrigiert, beschützt sein neues kleinbürgerliches Leben, von der Vergangenheit nichts mehr wissen wollen, vertuschen, wo es geht. Sehr eindringlicher Film - absolut sehenswert!