Ich gebe diesem Film ganze 5 Sterne, obwohl ich eingestehen muss, dass er einige inszenatorische Schwächen aufweist, die jedoch - angesichts der Vielfalt an Charakteren und der zahlreichen für das gesamte MCU relevanten Entwicklungen, die in diesem Film stattfinden - kaum vermeidbar gewesen sind. Im Grunde genommen steht dieser Film kaum für sich, sondern ist als eine Art "Brücke" zu den kommenden Werken aus dem MCU zu betrachten. Doch trotz dieser Eigenschaft gelingt es dem Film, vielen Ansprüchen und Begierden enthusiastischer Zuschauer gerecht zu werden. Ich behaupte sogar, dass die von einigen Rezensenten bemängelte Charakterentwicklung verdammt gut funktioniert ... jedoch nur für wenige Charaktere. Der Zwist zwischen Rogers und Stark wirkte überaus authentische und ich finde, dass die schauspielerischen Leistungen beider Kontrahenten großartig waren. Downey brachte die Schuldzerfressenheit und zwanghafte Selbstkasteiung seines Charakters äußerst glaubhaft rüber. Evans zeigt, dass seine Figur aus seinem für die amerikanische Kultur typischen Stolz und dem ausufernden Freiheitswillen handelt. Ich entdecke hier auch gewisse Parallelen zur politischen Debatte über den Waffenbesitz in den USA. Klar ist es nicht schlecht, wenn Bürger sich mit ihren eigenen Waffen verteidigen können, doch kann dieses Recht auch missbraucht werden, um willkürliche Morde zu begehen. Ich muss noch hinzufügen, dass Evans/Rogers einfach unfassbar sympathisch ist. Man will einfach mit ihm abhängen, sein Kumpel sein. Deswegen bin auch froh, dass er in dem Film
nicht gestorben ist
- er ist einfach zu wertvoll für das Franchise und ein gigantischer Sympathieträger. Dagegen wirkt Downey wie cooler Onkel, den man zwar bewundern und respektieren kann, zu dem man aber trotzdem keine Beziehung aufbauen kann, weil er viel zu beschäftigt ist oder was auch immer. Jedenfalls finde ich, dass diese Darsteller/Figuren deutlich aus dem MCU herausstechen und dass auch in Zukunft der Fokus auf sie gelegt werden sollte. Der Auftritt von T'Challa alias Black Panther war zwar an sich interessant, die Figur fügte sich trotz mangelnder Genese gut ein, der Darsteller, Chadwick Boseman, war ebenfalls fulminant
und seine Funktion als Gegengewicht zur Irrationalität der Hauptcharaktere verlieh dem Ende des Films einiges an Tiefe und Bedeutung
. Ich freue mich auf jeden Fall auf seinen eigenen Film, wünsche mir jedoch eine ausführliche Genese für diesen Charakter und 'ne richtig abgefahrene, möglichst klischeefreie Handlung. Das selbe gilt auch für Spider-Man. Ich fand den Auftritt von Tom Holland nicht schlecht, die Actionszenen, vor allem den Kampf gegen Ant-Man großartig. Für die Zukunft wünsche ich mir aber mehr coole und einfallsreiche Szenen mit Scarlet Witch und Vision. Diese Figuren sollten meiner Meinung nach unbedingt einen gemeinsamen Film bekommen, weil Sie im Moment noch nicht so richtig in das Avengers-Team passen und noch nicht ausreichend eingeführt wurden. Außerdem gibt es da eine interessante Verbindung zwischen den beiden Figuren, die es Wert wäre, ausgebaut zu werden. Ich fand es schon furchtbar, was die Autoren mit Quicksilver angestellt haben. Schon die Darstellerauswahl war etwas daneben. Der Darsteller hätte wenigstens so aussehen müssen wie Aaron Taylor-Johnson in Kick-Ass 1. Man hätte sich da auch ein Beispiel an "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" nehmen können und ihm noch ein paar abgefahrene Szenen schenken sollen
, bevor man ihn sterben lässt
. Das war eine Riesen-Enttäuschung und hat Age of Ultron für mich ein wenig verdorben.
Zusammenfassend möchte noch loswerden, dass der Film wirklich sehr spannend und bewegend war. Die Handlung war im Großen und Ganzen schlüssig und die Action-Szenen brillant. Ich finde es in Ordnung, dass nicht jede Figur gründlich beleuchtet wurde, ich habe auch Hulk und Thor nicht wirklich vermisst. Es muss betont werden, dass in diesem Film viele Grundsteine für die Handlungen zukünftiger Filme gelegt werden. Dennoch hatte er eine in sich geschlossene Geschichte zu bieten, deren Ende mir Gefühl der Zufriedenheit und Erfülltheit beschert hat. Er war bei weitem nicht perfekt, aber näher dran als die meisten anderen Filme, die ich gesehen habe. Ich hatte einen sehr positiven Eindruck während des gesamten Films und habe mich keine Sekunde gelangweilt. Letzten Endes ist eh alles subjektiv und es findet sich immer ein Aspekt, an dem man rumnörgeln kann. Ich rate jedem, sich auf die positiven Dinge zu fokussieren und sich nicht wegen der Mängel den Kopf zu zerbrechen ... ein guter Film also.