Während die großen Hollywood-Animationsstudios wie Pixar oder DreamWorks mit Filmen wie „Kung Fu Panda 3“ (China) oder „Coco“ (Mexiko) immer stärker auf internationale Geschichten setzen, liefert der Spanier Enrique Gato nach der „Indiana Jones“-Trittbrettproduktion „Tad Stones – Der verlorene Jäger des Schatzes!“ nun erneut einen Film ab, wie er amerikanischer kaum sein könnte: Sein actiongeladenes Animations-Familienabenteuer „Einmal Mond und zurück“ setzt nicht nur den Weltraumwettlauf der 1960er fort, es ist auch darüber hinaus mit Anspielungen auf die US-(Pop-)Kultur vollgestopft. Nun würde man sich von europäischen Produktionen natürlich schon wünschen, dass sie eigenes landestypisches Flair versprühen und nicht nur amerikanische Vorbilder kopieren. Aber was soll’s: „Einmal Mond und zurück“ ist animationstechnisch durchaus auf der Höhe (trotz eines Budgets von nur 12,5 Millionen Euro), macht die meiste Zeit über gut Laune und erweist sich nebenbei sogar als recht intelligent.
Als der Multimilliardär Richard Carson behauptet, die bisherigen Mondlandungen seien Fakes gewesen und ankündigt, nun selbst als erster Mensch auf dem Erdtrabanten landen zu wollen, schickt die US-Präsidentin ihre NASA-Astronauten in ein neues Weltraumwettrennen: Innerhalb von nur einem Monat soll die nächste Apollo-Mission ins All starten! Nachdem bereits sein Vater Frank wenige Tage vor der ersten Mondmission zurücktreten musste, verletzt sich nun auch der Astronaut Scott Goldwing beim Training. Damit ist es an dem zwölfjährigen Mike, den Familienfluch zu besiegen. Gemeinsam mit seinen besten Freunden Amy und Marty schleicht er sich auf das NASA-Gelände, um sich an Bord der Apollo-Rakete zu schleichen und anstelle seines Vaters und seines Großvaters ins All zu fliegen…
Im spanischen und englischen Original trägt „Einmal Mond und zurück“ den Titel „Capture The Flag“ – und der bezieht sich nicht nur auf das Wettrennen zum Mond, wo seit 1969 (wenn das nicht doch von Stanley Kubrick im Filmstudio inszeniert wurde) die US-Flagge im Boden steckt, sondern auch auf das Lieblingshobby von Mike und seinen Freunden: Bei ihrer temporeichen Kitesurfing-Variante geht es gleich in der ersten Szene an der Küste Floridas darum, dem anderen Team die Flagge abzunehmen und zur eigenen Basis zu bringen – die Action stimmt, ohne dabei allzu hastig zu sein. Die hippen Surfer-Kids erreichen dabei zwar nie den Charme der besten Pixar-Figuren, sie sind aber auch keine bloßen Abziehbilder: Amy etwa ist mehr als nur „die Freundin“ und hat auch selbst mächtig was auf dem Kasten, während Geek Marty den NASA-Technikern zeigt, wo der Heimbastler-Hammer hängt. Martys mit allerlei technischen Gimmicks ausgestatteter Leguan Igor ist zwar auffällig an die üblichen tierischen Disney-Sidekicks angelehnt, aber wenn ihn die Kids einsetzen, als wäre er so etwas wie das Schweizer Taschenmesser unter den Echsen, ist das trotzdem oft sehr lustig.
Zwar werden Kinder und Erwachsene hier nicht dieselben Sachen toll finden (das wäre die ganz hohe Animationsfilmkunst), aber trotzdem ist für jede Altersgruppe etwas dabei: Während die Kleinen mit spannender Action unterhalten werden, bekommen erwachsene Begleiter jede Menge Popkultur-Gags geboten, von denen einige allerdings eher gewollt wirken - etwa wenn zwei Sicherheitsmänner darüber diskutieren, ob nun „Return Of The Sharknado“ oder „Zombie-Piranhas 3“ der gruseligere Horror-Trash sei. Echt gelungen ist hingegen der treffende Subtext von „Einmal Mond und zurück“: Wenn Richard Carson mit texanischen Cowboy-Cheerleaderinnen und dem Hashtag #TheBigLie (= die große Lüge) in den sozialen Netzwerken seine Mondlandungsverschwörungspropaganda verbreitet, dann nehmen seine voller offensichtlicher Lügen steckenden Auftritte, die aber trotzdem den Kneipen-Stammtischkommentator überzeugen („Endlich sagt’s mal jemand“), den US-Wahlkampf 2016 um Donald Trumps #MakeAmericaGreatAgain-Kampagne vorweg.
Fazit: Temporeiches Space-Abenteuer, das zwar nicht sonderlich originell, aber dafür absolut kurzweilig geraten ist.