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Zach Braff
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4,0
Veröffentlicht am 4. Januar 2015
"Force Majeure" ist ein sehr ungewöhnlicher Film. Er behandelt die Erlebnisse einer jungen Familie während ihres 5-tägigen Skiurlaubs. Intensives Darstellerkino, was mitunter auch einige skurrile Dialoge und Geschehnisse zu bieten hat. Das immer wiederkehrende Motiv von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" verleiht dem Film eine gewisse Energie, die hervorragend zu den "gewaltigen" Nachwirkungen des Lawinen-Vorfalls passt. Meiner Meinung nach ein absolut sehenswerter Film, dem aber sicherlich der ein oder andere Zuschauer so gar nichts abgewinnen kann.
Force Majeure ist ein solides Drama, welches zeigt, dass eine kleine Lüge ein über die Jahre ins Wanken geratenes Beziehungsgerüst einstürzen lassen kann. Östlund belässt es aber leider nicht dabei, den Figuren in langen Gesprächen zuzusehen, wie sie an ihren Beziehungen zu zweifeln beginnen, und kann es einfach nicht lassen, sein gutes Dialog-Drama mit gefallsüchtigen Absurditäten vollzustopfen. So greift er auf eine unpassende Geräuschkulisse von entweder klassichen oder bloß dumpf-tönenden Musik- und Tonfetzen zurück, die wohl Spannung erzeugen sollen. Außerdem fügt er völlig überflüssige Szenen ein, die nur vom eigentlichen Drama ablenken, etwa wenn den beiden männlichen Protagonisten von einer ihnen unbekannten Frau mitgeteilt wird, ihre Freundin fände einen von ihnen attraktiv, nur um wenige Sekunden später sich zu entschuldigen, sie habe sich in der Person geirrt. Das ist zwar amüsant, aber mal wirken solche Szenen wie aus einer Sit-Com, mal wie einem aufdringlichen Kunstfilm entlehnt. All diese Kontraste sollen offensichtlich den Zuschauer bei der Stange halten, sind aber einfach nur nervig. Insgesamt nimmt man dem Film dadurch am Ende nicht ab, dass er die Konflikte seiner Figuren ernst nimmt.
"Höhere Gewalt" ist schon ein etwas anderer Film, nach dem sicher keiner einfach so den Fernseher abschaltet. Im Gegenteil man kann froh sein, wenn man den Film alleine schaut, damit es nicht noch zu Diskussionen über den Mannesmann kommt. Nein, Spaß bei Seite. "Höhere Gewalt" ist bitter böses Kino mit reichlich schwarzem Humor, der die Männlichkeit in Frage stellt und den man mit ähnlichen Augen betrachtet wie die Figuren im Film. Er ist von seiner Machart her anders und wird damit auch nicht bei allen Anklang finden, aber zu empfehlen ist der Film dennoch. Vor allem Pärchen ;)
Filmkunst aus Schweden. Ein fesselndes (nicht spannend!) Drama, das auch optisch und vom Music Score her voll überzeugt. "Kunst" auch deshalb, weil der Film in Handlung und Machart einzigartig ist. Er ist so glaubwürdig gemacht, genauso hätte es gewesen sein können. Der Plot ist nicht mit Handlungsideen überfrachtet, die Wendungen werden behutsam passend in die Erzählgeschwindigkeit gesetzt. Da bleibt genug Zeit für Dialoge oder eben auch für die Bilder im Bad, die die Erosion im Verhältnis der Hauptdarsteller zueinander dokumentieren. Etwas seltsam ist die künstlich wirkende Gleichberechtigung der (ja noch recht kleinen) Kinder gegenüber dem Willen der Eltern in der Hotelzimmerszene im ersten Drittel des Films. Trotzdem: perfekt!
Wie schon im Kommentar zur Kritik geschrieben, ein durchaus auch komischer Film, wenn man schwarzen Humor und grobe Ironie mag. Pärchen, die sich den Film anschauen, werden anschließend reichlich Stoff für Beziehungsgespräche haben, Freundinnen, die sich den Film ansehen, bekommen ausreichend Material zum Lästern über Männer und Männer genügend Gründe zum Fremdschämen.. also ein Film für alle irgendwie!
Die schwedische Oscarhoffnung "Höhere Gewalt" ist ab heute in den deutschen Kinos angelaufen. Wenn es nach uns geht, wird der Film 2015 auf gar keinen Fall mit dem begehrten Preis ausgezeichnet.