Höpfl, Schulrektor in dem bayerischen Dorf Niederkaltenkirchen wird bedroht und ist einige Tage später tot. Mord oder Selbstmord? Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) darf nicht ermitteln, weil er von der Kripo ins Polizeirevier strafversetzt wurde, macht es aber trotzdem. Daneben gibt es Beziehungsstress mit Susi (Lisa Maria Potthoff). „Dampfnudelblues“ ist ein Film von Ed Herzog nach dem gleichnamigen Krimi von Rita Falk.
Ganz schön hoch ist das Bild zur Breite, das im Heimformat 16:9 an die Leinwand geworfen wird. Auf eine geschickte Ausleuchtung der Szenen wurde nicht viel Wert gelegt. Aber es kommt selbstverständlich auf die Inhalte an, denn das fiktive Niederkaltenkirchen kann einer großen Schönheit wie dem echten Rom, der ewigen Stadt sowieso nicht das Wasser reichen. Zumindest, aber ohne Sinn eingeflochten, wird ein bisschen Olympiapark München geboten; in den Szenen geht es aber optisch nur ums Essen. Landschaftlich ist sonst mal ein Kreisverkehr zu sehen, den Eberhofer mit seinem betagten Streifenwagen einige Male durchqueren muss und damit die Eingefahrenheit auf dem Land zu demonstrieren scheint.
Sebastian Bezzel gibt seinem Eberhofer die Portion Lätschigkeit, gepaart mit dorfstaubtrockenem Humor, die ein geschasster Kripo-Beamter, der mit dem Cannabis anbauenden Vater (Eisi Gulp) und der meisterlich kochenden Oma (Ilse Neubauer) unter einem Dach wohnt, entwickelt haben muss.
Er uns seine Einlassungen stehen dann überwiegend im Focus einer zumindest bei ihm aufdringlichen Kamera. Bezzel ist als Filmpolizist erprobt (nichtbayerischer Tatort), durfte neben vielen Serienauftritten auch schon bei Kinoproduktionen spielen, und nicht nur in kleinen Nebenrollen („Vatertage – Opa über Nacht“, „Schwere Jungs“). So beherrscht er diesen stoischen bis trostlosen Blick des Eberhofer. Auch sonst wird viel vom üblichen Personal für im süddeutschen Raum lokalisierte Geschichten aufgefahren. Die österreichische Schauspielerin Maria Hofstätter (zuletzt mit überragender Hingabe in „Paradies: Glaube“) spielt beeindruckend ihren Nebenpart als gepeinigte Frau Beischl.
Die meisten Figuren bleiben dann aber an der Oberfläche, weil in den ca. 90 Minuten reichlich Zeit zur Darstellung bayerischer Dorfklischees verwendet wird. Dies wirkt dann – mit allerlei gegrantelt bayerischem Sprachgebrauch - auch durchaus belustigend für den Zuschauer, der sich aber mit der Zeit dem Eindruck nicht verschließen kann, dass eine Aneinanderreihung von gespielten, situationskomisch gelasteten Witzen, die dem Handlungsablauf nicht helfen, vorherrschen.
Zwischendurch wird dann die Aufklärung des Falls eingestreut, welche zeitlich locker in eine Folge des Großstadtreviers gepasst hätte. Makaberen Szenen - z.B. im Leichenschauhaus - geben im Kontrast der bayerischen Art noch mehr Gewicht, auch wenn das düstere Niveau von (dem allerdings FSK 16 eingestuften) „Der Knochenmann“ nicht erreicht wird. Als dann Drogen und Homosexualität drohen, das bayerische Dorfidyll zu beeinträchtigen, ist das für den markanten Sigi Zimmerschied als Polizeidienststellenleiter Moratschek „nicht schön“. Mit ansteigendem Aggressionspotenzial erscheint der international erfahrene Ernst Hannawald als Bruno wie ein bayerischer Kurt Russel auf der Spielfläche. Der nette Unsinn, dass Eberhofer mit dem früheren Kripo-Kollegen Birkenberger (Simon Schwarz), der wegen „Eierschuss“ ganz aus dem Polizeidienst entfernt wurde, den eigentlichen zuständigen (aber unsichtbaren) Ermittlern die Arbeit abnehmen, ist dann wenigstens gleichmäßig unsinnig. Nachdem der Fall gelöst ist, muss Eberhofer seiner Susi hinterher, die es Richtung Italien gezogen hat, wahrscheinlich nach Rom.
Der Film von Ed Herzog, der auch Tatort-Regisseur ist, bleibt dann weit hinter den Rosenmüller-Werken (z.B. „Wer früher stirbt, ist länger tot“, „Schwere Jungs“, „Beste Zeit“, „Beste Gegend“, „Sommer in Orange“) bei einem durchschnittlichen Ergebnis, aber mit einigen gut gelungenen Angriffen auf das Zwerchfell.